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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Eisenbereitung im Mittelalter.
Katalanschmieden ist sehnig, hart, sehr schmiedbar und sehr zäh, aber
es ist ungleichförmig und häufig durch eingemengte Schlacken brüchig
(faulbrüchig) und schlecht zu schmieden. In den Jahren 1839 und
1840 waren im Dep. d'Ariege noch 49 solcher Katalanschmieden im
Gange, die 120960 Ztr. Eisen produzierten.

Die Produktionskosten per Zentner
betrugen     5 Thlr. 3 Sgr. 8 Pf. = 15,38 Mk.
Der Verkaufspreis     5 " 12 " 6 " = 16,26 "
Demnach der Nettogewinn     -- Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. = 0,88 Mk.

In den biscayischen Schmieden ist der Betrieb genau derselbe.
Man braucht dort auf 1 Ztr. Eisen 5 Kubikfuss Kohlen und hat ein
Ausbringen von circa 33 Proz. Die Wochenproduktion einer Schmiede
beträgt 70 bis 80 Ztr.

Im Depart. du Lot verbrauchte man früher auf ein Teil fertiges
Stabeisen das 10- bis 14 fache des Gewichtes an Holzkohlen.

Monardus teilt in seinem Dialogus de ferro einiges von den kan-
tabrischen Schmieden zu seiner Zeit mit. Er sagt: Es werde dort nur
das reichste Erz gewonnen, das weniger reiche werde vernachlässigt.
Die Steine, die aus dem obersten Teile des Erzganges kommen, wahr-
scheinlich ein manganreicher Brauneisenstein, gäben ein festeres und
härteres Eisen, das sie Stahl nennen. "Das Erz gewann man durch
Feuersetzen; nach seiner Förderung wurde es in einen glühenden Ofen
geworfen, wo es sich erweichte, so dass es in kleine Stückchen zersprang,
welche dann in den hierzu geeigneten Öfen verschmolzen wurden.
Das Eisen tropfte herab und sammelte sich in dem untersten Teile des
Ofens zu einer grossen Luppe (massa). Nachdem diese in Stücke zer-
teilt worden war, wurde sie unter gewaltigen eisernen Hämmern, die
vom Wasser aufgehoben wurden, zu Blechen ausgeschmiedet. Man
findet auch solche Erze, die härter sind und schwierig Eisen geben.
Das, welches man in Deutschland findet, ist weicher. Das belgische
ist rauh und schwer zu verarbeiten, deshalb ist auch das Eisen, welches
man daraus gewinnt, brüchig. Italien hat Erze jeder Gattung. Das
kantabrische Eisen übertrifft aber die übrigen an Güte, ist leichter zu
bearbeiten und fester; deshalb wird es auch nach allen Ländern aus-
geführt. Es kommt aber kein Stahl aus Kantabrien. Doch ist das
kantabrische Eisen sehr hart und fest, so dass es verarbeitet sich fast
wie Stahl verhält. Besonders lässt es sich, wenn man es in der Hitze
behandeln will, nur schwer verarbeiten.

Der Stahl aus Italien, besonders der mailändische (der übrigens

Eisenbereitung im Mittelalter.
Katalanschmieden ist sehnig, hart, sehr schmiedbar und sehr zäh, aber
es ist ungleichförmig und häufig durch eingemengte Schlacken brüchig
(faulbrüchig) und schlecht zu schmieden. In den Jahren 1839 und
1840 waren im Dep. d’Ariège noch 49 solcher Katalanschmieden im
Gange, die 120960 Ztr. Eisen produzierten.

Die Produktionskosten per Zentner
betrugen     5 Thlr. 3 Sgr. 8 Pf. = 15,38 Mk.
Der Verkaufspreis     5 „ 12 „ 6 „ = 16,26 „
Demnach der Nettogewinn     — Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. = 0,88 Mk.

In den biscayischen Schmieden ist der Betrieb genau derselbe.
Man braucht dort auf 1 Ztr. Eisen 5 Kubikfuſs Kohlen und hat ein
Ausbringen von circa 33 Proz. Die Wochenproduktion einer Schmiede
beträgt 70 bis 80 Ztr.

Im Depart. du Lot verbrauchte man früher auf ein Teil fertiges
Stabeisen das 10- bis 14 fache des Gewichtes an Holzkohlen.

Monardus teilt in seinem Dialogus de ferro einiges von den kan-
tabrischen Schmieden zu seiner Zeit mit. Er sagt: Es werde dort nur
das reichste Erz gewonnen, das weniger reiche werde vernachlässigt.
Die Steine, die aus dem obersten Teile des Erzganges kommen, wahr-
scheinlich ein manganreicher Brauneisenstein, gäben ein festeres und
härteres Eisen, das sie Stahl nennen. „Das Erz gewann man durch
Feuersetzen; nach seiner Förderung wurde es in einen glühenden Ofen
geworfen, wo es sich erweichte, so daſs es in kleine Stückchen zersprang,
welche dann in den hierzu geeigneten Öfen verschmolzen wurden.
Das Eisen tropfte herab und sammelte sich in dem untersten Teile des
Ofens zu einer groſsen Luppe (massa). Nachdem diese in Stücke zer-
teilt worden war, wurde sie unter gewaltigen eisernen Hämmern, die
vom Wasser aufgehoben wurden, zu Blechen ausgeschmiedet. Man
findet auch solche Erze, die härter sind und schwierig Eisen geben.
Das, welches man in Deutschland findet, ist weicher. Das belgische
ist rauh und schwer zu verarbeiten, deshalb ist auch das Eisen, welches
man daraus gewinnt, brüchig. Italien hat Erze jeder Gattung. Das
kantabrische Eisen übertrifft aber die übrigen an Güte, ist leichter zu
bearbeiten und fester; deshalb wird es auch nach allen Ländern aus-
geführt. Es kommt aber kein Stahl aus Kantabrien. Doch ist das
kantabrische Eisen sehr hart und fest, so daſs es verarbeitet sich fast
wie Stahl verhält. Besonders läſst es sich, wenn man es in der Hitze
behandeln will, nur schwer verarbeiten.

Der Stahl aus Italien, besonders der mailändische (der übrigens

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[802/0824] Eisenbereitung im Mittelalter. Katalanschmieden ist sehnig, hart, sehr schmiedbar und sehr zäh, aber es ist ungleichförmig und häufig durch eingemengte Schlacken brüchig (faulbrüchig) und schlecht zu schmieden. In den Jahren 1839 und 1840 waren im Dep. d’Ariège noch 49 solcher Katalanschmieden im Gange, die 120960 Ztr. Eisen produzierten. Die Produktionskosten per Zentner betrugen 5 Thlr. 3 Sgr. 8 Pf. = 15,38 Mk. Der Verkaufspreis 5 „ 12 „ 6 „ = 16,26 „ Demnach der Nettogewinn — Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. = 0,88 Mk. In den biscayischen Schmieden ist der Betrieb genau derselbe. Man braucht dort auf 1 Ztr. Eisen 5 Kubikfuſs Kohlen und hat ein Ausbringen von circa 33 Proz. Die Wochenproduktion einer Schmiede beträgt 70 bis 80 Ztr. Im Depart. du Lot verbrauchte man früher auf ein Teil fertiges Stabeisen das 10- bis 14 fache des Gewichtes an Holzkohlen. Monardus teilt in seinem Dialogus de ferro einiges von den kan- tabrischen Schmieden zu seiner Zeit mit. Er sagt: Es werde dort nur das reichste Erz gewonnen, das weniger reiche werde vernachlässigt. Die Steine, die aus dem obersten Teile des Erzganges kommen, wahr- scheinlich ein manganreicher Brauneisenstein, gäben ein festeres und härteres Eisen, das sie Stahl nennen. „Das Erz gewann man durch Feuersetzen; nach seiner Förderung wurde es in einen glühenden Ofen geworfen, wo es sich erweichte, so daſs es in kleine Stückchen zersprang, welche dann in den hierzu geeigneten Öfen verschmolzen wurden. Das Eisen tropfte herab und sammelte sich in dem untersten Teile des Ofens zu einer groſsen Luppe (massa). Nachdem diese in Stücke zer- teilt worden war, wurde sie unter gewaltigen eisernen Hämmern, die vom Wasser aufgehoben wurden, zu Blechen ausgeschmiedet. Man findet auch solche Erze, die härter sind und schwierig Eisen geben. Das, welches man in Deutschland findet, ist weicher. Das belgische ist rauh und schwer zu verarbeiten, deshalb ist auch das Eisen, welches man daraus gewinnt, brüchig. Italien hat Erze jeder Gattung. Das kantabrische Eisen übertrifft aber die übrigen an Güte, ist leichter zu bearbeiten und fester; deshalb wird es auch nach allen Ländern aus- geführt. Es kommt aber kein Stahl aus Kantabrien. Doch ist das kantabrische Eisen sehr hart und fest, so daſs es verarbeitet sich fast wie Stahl verhält. Besonders läſst es sich, wenn man es in der Hitze behandeln will, nur schwer verarbeiten. Der Stahl aus Italien, besonders der mailändische (der übrigens

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/824>, abgerufen am 28.04.2024.