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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Theophilus Presbyter.
Dann 1) habe eine Scheibe aus Eichenholz, eine Fusslänge breit und
gedreht, die am Umkreise dünn, in der Mitte aber auf jeder Seite dicker
sei, woselbst ihr ein gekrümmtes Holz, daran sie sich drehen lässt,
durchgesteckt wird; auch an dem Ende dieses sei ein krummes Holz
angefügt, wodurch dieses herumbewegt wird. Hast du dieses Rad nun
zwischen zwei Säulen gestellt, so mache an dem Umfang desselben
Einschnitte gleich Stufen, die nach rückwärts gekehrt sind. Die Säulen,
zwischen denen das Rad liegt, seien fest, der Breite nach am Gestelle
befestigt, so dass das gekrümmte Holz zur Rechten stehe. Noch befinde
sich zur Linken vorne neben dem Rad eine Säule, an derselben sei ein
dünnes Holz angebracht, so dass es auf das Rad zu liegen komme und
habe an der Spitze ein dünnes Stück Stahl, so lang und breit, als der
Nagel des Daumens in einem Loche fest eingefügt und sehr scharf, so
dass beim Rollen des Rades das Holz immer von Stufe zu Stufe fällt,
und der so in zuckende Bewegung gebrachte Stahl, was in die Nähe
gebracht wird, schneidet. Wenn du nun einen Sporn gleichmässig
gefeilt hast, so stelle ihn auf brennende Kohlen bis er schwarz wird;
wenn er kalt wurde, halte ihn in der Linken und drehe das Rad mit
der Rechten, nähere ihn dem Stahle, schneide mit Sorgfalt überall
aussen in der Längsrichtung und dann wieder doppelt in der Breite.
Ist dies gethan, so reibe mit einer kleinen Zange Stückchen Silber nach
Belieben und lege sie darauf und reibe die Enden des Silbers mit der-
selben Zange, damit sie anhaften. Sobald du all dieses bewerkstelligt
hast, setze ihn wieder auf brennende Kohlen, abermals bis er sich
schwärzt, hebe ihn mit der Zange heraus, poliere mit einem langen
Eisenstab, der sehr flach und in einen Stiel eingepasst ist, mit Sorgfalt,
setze abermals auf Kohlen und erhitze und poliere abermals mittels
dieses Eisens kräftig. Wenn du ihn teilweise oder ganz vergolden
willst, so steht das in deiner Macht. Auf diese Weise schneide die
Zügel und übrigen Gerätschaften für Reiter oder was sonst aus Eisen
du willst, aber schneide sie tiefer ein, habe dazu auch ganz feine
Silber- und Golddrähte. Daraus formest du dir ganz kleine Schnörkel
und Kreise oder was dir sonst beliebt, setze sie mit einer zarten Zange,
wie du willst, auf das Eisen und schlage sie leicht mit einem kurzen
Hammer ein, dass es halten möge. Immer sei da eine Verzierung gol-
den, die andere silbern. Wenn aber so der ganze Raum des Eisens
angefüllt ist, so stelle es auf Kohlen bis es schwarz ist, schlage es
fleissig mit einem mittelgrossen Hammer, bis an allen Stellen, wo das
Eisen sichtbar blieb, alle jene Schnitte des Rades glatt seien und so

1) Beschreibung einer Vorrichtung, die Flächen rauh zu machen.

Theophilus Presbyter.
Dann 1) habe eine Scheibe aus Eichenholz, eine Fuſslänge breit und
gedreht, die am Umkreise dünn, in der Mitte aber auf jeder Seite dicker
sei, woselbst ihr ein gekrümmtes Holz, daran sie sich drehen läſst,
durchgesteckt wird; auch an dem Ende dieses sei ein krummes Holz
angefügt, wodurch dieses herumbewegt wird. Hast du dieses Rad nun
zwischen zwei Säulen gestellt, so mache an dem Umfang desſelben
Einschnitte gleich Stufen, die nach rückwärts gekehrt sind. Die Säulen,
zwischen denen das Rad liegt, seien fest, der Breite nach am Gestelle
befestigt, so daſs das gekrümmte Holz zur Rechten stehe. Noch befinde
sich zur Linken vorne neben dem Rad eine Säule, an derselben sei ein
dünnes Holz angebracht, so daſs es auf das Rad zu liegen komme und
habe an der Spitze ein dünnes Stück Stahl, so lang und breit, als der
Nagel des Daumens in einem Loche fest eingefügt und sehr scharf, so
daſs beim Rollen des Rades das Holz immer von Stufe zu Stufe fällt,
und der so in zuckende Bewegung gebrachte Stahl, was in die Nähe
gebracht wird, schneidet. Wenn du nun einen Sporn gleichmäſsig
gefeilt hast, so stelle ihn auf brennende Kohlen bis er schwarz wird;
wenn er kalt wurde, halte ihn in der Linken und drehe das Rad mit
der Rechten, nähere ihn dem Stahle, schneide mit Sorgfalt überall
auſsen in der Längsrichtung und dann wieder doppelt in der Breite.
Ist dies gethan, so reibe mit einer kleinen Zange Stückchen Silber nach
Belieben und lege sie darauf und reibe die Enden des Silbers mit der-
selben Zange, damit sie anhaften. Sobald du all dieses bewerkstelligt
hast, setze ihn wieder auf brennende Kohlen, abermals bis er sich
schwärzt, hebe ihn mit der Zange heraus, poliere mit einem langen
Eisenstab, der sehr flach und in einen Stiel eingepaſst ist, mit Sorgfalt,
setze abermals auf Kohlen und erhitze und poliere abermals mittels
dieses Eisens kräftig. Wenn du ihn teilweise oder ganz vergolden
willst, so steht das in deiner Macht. Auf diese Weise schneide die
Zügel und übrigen Gerätschaften für Reiter oder was sonst aus Eisen
du willst, aber schneide sie tiefer ein, habe dazu auch ganz feine
Silber- und Golddrähte. Daraus formest du dir ganz kleine Schnörkel
und Kreise oder was dir sonst beliebt, setze sie mit einer zarten Zange,
wie du willst, auf das Eisen und schlage sie leicht mit einem kurzen
Hammer ein, daſs es halten möge. Immer sei da eine Verzierung gol-
den, die andere silbern. Wenn aber so der ganze Raum des Eisens
angefüllt ist, so stelle es auf Kohlen bis es schwarz ist, schlage es
fleiſsig mit einem mittelgroſsen Hammer, bis an allen Stellen, wo das
Eisen sichtbar blieb, alle jene Schnitte des Rades glatt seien und so

1) Beschreibung einer Vorrichtung, die Flächen rauh zu machen.
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[976/0998] Theophilus Presbyter. Dann 1) habe eine Scheibe aus Eichenholz, eine Fuſslänge breit und gedreht, die am Umkreise dünn, in der Mitte aber auf jeder Seite dicker sei, woselbst ihr ein gekrümmtes Holz, daran sie sich drehen läſst, durchgesteckt wird; auch an dem Ende dieses sei ein krummes Holz angefügt, wodurch dieses herumbewegt wird. Hast du dieses Rad nun zwischen zwei Säulen gestellt, so mache an dem Umfang desſelben Einschnitte gleich Stufen, die nach rückwärts gekehrt sind. Die Säulen, zwischen denen das Rad liegt, seien fest, der Breite nach am Gestelle befestigt, so daſs das gekrümmte Holz zur Rechten stehe. Noch befinde sich zur Linken vorne neben dem Rad eine Säule, an derselben sei ein dünnes Holz angebracht, so daſs es auf das Rad zu liegen komme und habe an der Spitze ein dünnes Stück Stahl, so lang und breit, als der Nagel des Daumens in einem Loche fest eingefügt und sehr scharf, so daſs beim Rollen des Rades das Holz immer von Stufe zu Stufe fällt, und der so in zuckende Bewegung gebrachte Stahl, was in die Nähe gebracht wird, schneidet. Wenn du nun einen Sporn gleichmäſsig gefeilt hast, so stelle ihn auf brennende Kohlen bis er schwarz wird; wenn er kalt wurde, halte ihn in der Linken und drehe das Rad mit der Rechten, nähere ihn dem Stahle, schneide mit Sorgfalt überall auſsen in der Längsrichtung und dann wieder doppelt in der Breite. Ist dies gethan, so reibe mit einer kleinen Zange Stückchen Silber nach Belieben und lege sie darauf und reibe die Enden des Silbers mit der- selben Zange, damit sie anhaften. Sobald du all dieses bewerkstelligt hast, setze ihn wieder auf brennende Kohlen, abermals bis er sich schwärzt, hebe ihn mit der Zange heraus, poliere mit einem langen Eisenstab, der sehr flach und in einen Stiel eingepaſst ist, mit Sorgfalt, setze abermals auf Kohlen und erhitze und poliere abermals mittels dieses Eisens kräftig. Wenn du ihn teilweise oder ganz vergolden willst, so steht das in deiner Macht. Auf diese Weise schneide die Zügel und übrigen Gerätschaften für Reiter oder was sonst aus Eisen du willst, aber schneide sie tiefer ein, habe dazu auch ganz feine Silber- und Golddrähte. Daraus formest du dir ganz kleine Schnörkel und Kreise oder was dir sonst beliebt, setze sie mit einer zarten Zange, wie du willst, auf das Eisen und schlage sie leicht mit einem kurzen Hammer ein, daſs es halten möge. Immer sei da eine Verzierung gol- den, die andere silbern. Wenn aber so der ganze Raum des Eisens angefüllt ist, so stelle es auf Kohlen bis es schwarz ist, schlage es fleiſsig mit einem mittelgroſsen Hammer, bis an allen Stellen, wo das Eisen sichtbar blieb, alle jene Schnitte des Rades glatt seien und so 1) Beschreibung einer Vorrichtung, die Flächen rauh zu machen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/998>, abgerufen am 30.04.2024.