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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die ausserpreussischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860.
1837     62 Dampfmaschinen mit 1281 Pferdekräften
1846     208 " " 4857 "
1855     622 " " 16004 "
1858     1117 " " 29700 "
Die ausserpreussischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860.

Preussen war durch den Zollverein mit den übrigen deutschen
Staaten wirtschaftlich verbunden. Der Aufschwung der preussischen
Eisenindustrie übte seinen segensreichen Einfluss auch auf die übrigen
Zollvereinsstaaten aus. Allerdings konnte deren Eisenindustrie nicht
gleichen Schritt halten, weil ihr "das tägliche Brot der Industrie",
die Steinkohle, fehlte oder nur in geringerem Masse zu Gebote stand.
Nur die Königreiche Sachsen, Bayern und Hannover verfügten über
Steinkohlenablagerungen von nicht grosser Ausdehnung. Die meisten
nichtpreussischen Zollvereinsstaaten waren deshalb noch auf Holz-
kohlenbetrieb angewiesen.

In Hannover wurde im Jahre 1856 der Georg-Marien-Berg-
werks- und Hüttenverein zu Osnabrück gegründet. Derselbe hatte
die Beckenroder Hütte mit Holzkohlenhochofen, einem Walz- und
Puddelwerk und einer Kupolofengiesserei, sowie Eisensteinmutungen
erworben und errichtete 1858 in seinem Eisensteingebiet bei Mal-
bergen den ersten Kokshochofen der berühmten Georg-Marien-Hütte.

Bayern hatte nur in der westlichen Rheinpfalz Koksbetrieb.
Die Maximilianshütte, welche 1851 in der Nähe von Regensburg
in modernem Sinne errichtet worden war, sollte hauptsächlich ein
Puddel- und Walzwerk mit Braunkohlenbetrieb sein, bei dem die in
der Nähe gewonnenen Braunkohlen Verwendung finden sollten. Die
Grobkohle wurde getrocknet und sortiert bei den Schweissöfen, die
Feinkohle bei den Puddelöfen verwendet. Man verbrannte sie auf
horizontalen Rosten mit Oberwind, der im Aschenfall etwas vorgewärmt
wurde. Zum Puddeln bediente man sich der Doppelöfen. Haupt-
gegenstand der Fabrikation waren Eisenbahnschienen. Der mit dem
Werk verbundene Hochofen wurde mit Holzkohlen betrieben.

Im Jahre 1852/53 hatte Bayern 59 Hochöfen und 15 Blauöfen
und zwar in den Revieren Amberg 11, Bergen 2, Bodenmais 2, Boden-
währ 5, Fichtelberg 6, Königshütte 15 (3 davon lagen kalt), München 1,
Orb 1, Sonthofen 1 (kalt), St. Ingbert 5 u. s. w.

Die Produktion betrug an


Die auſserpreuſsischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860.
1837     62 Dampfmaschinen mit 1281 Pferdekräften
1846     208 „ „ 4857 „
1855     622 „ „ 16004 „
1858     1117 „ „ 29700 „
Die auſserpreuſsischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860.

Preuſsen war durch den Zollverein mit den übrigen deutschen
Staaten wirtschaftlich verbunden. Der Aufschwung der preuſsischen
Eisenindustrie übte seinen segensreichen Einfluſs auch auf die übrigen
Zollvereinsstaaten aus. Allerdings konnte deren Eisenindustrie nicht
gleichen Schritt halten, weil ihr „das tägliche Brot der Industrie“,
die Steinkohle, fehlte oder nur in geringerem Maſse zu Gebote stand.
Nur die Königreiche Sachsen, Bayern und Hannover verfügten über
Steinkohlenablagerungen von nicht groſser Ausdehnung. Die meisten
nichtpreuſsischen Zollvereinsstaaten waren deshalb noch auf Holz-
kohlenbetrieb angewiesen.

In Hannover wurde im Jahre 1856 der Georg-Marien-Berg-
werks- und Hüttenverein zu Osnabrück gegründet. Derselbe hatte
die Beckenroder Hütte mit Holzkohlenhochofen, einem Walz- und
Puddelwerk und einer Kupolofengieſserei, sowie Eisensteinmutungen
erworben und errichtete 1858 in seinem Eisensteingebiet bei Mal-
bergen den ersten Kokshochofen der berühmten Georg-Marien-Hütte.

Bayern hatte nur in der westlichen Rheinpfalz Koksbetrieb.
Die Maximilianshütte, welche 1851 in der Nähe von Regensburg
in modernem Sinne errichtet worden war, sollte hauptsächlich ein
Puddel- und Walzwerk mit Braunkohlenbetrieb sein, bei dem die in
der Nähe gewonnenen Braunkohlen Verwendung finden sollten. Die
Grobkohle wurde getrocknet und sortiert bei den Schweiſsöfen, die
Feinkohle bei den Puddelöfen verwendet. Man verbrannte sie auf
horizontalen Rosten mit Oberwind, der im Aschenfall etwas vorgewärmt
wurde. Zum Puddeln bediente man sich der Doppelöfen. Haupt-
gegenstand der Fabrikation waren Eisenbahnschienen. Der mit dem
Werk verbundene Hochofen wurde mit Holzkohlen betrieben.

Im Jahre 1852/53 hatte Bayern 59 Hochöfen und 15 Blauöfen
und zwar in den Revieren Amberg 11, Bergen 2, Bodenmais 2, Boden-
währ 5, Fichtelberg 6, Königshütte 15 (3 davon lagen kalt), München 1,
Orb 1, Sonthofen 1 (kalt), St. Ingbert 5 u. s. w.

Die Produktion betrug an


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[997/1013] Die auſserpreuſsischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860. 1837 62 Dampfmaschinen mit 1281 Pferdekräften 1846 208 „ „ 4857 „ 1855 622 „ „ 16004 „ 1858 1117 „ „ 29700 „ Die auſserpreuſsischen Zollvereinsstaaten 1851 bis 1860. Preuſsen war durch den Zollverein mit den übrigen deutschen Staaten wirtschaftlich verbunden. Der Aufschwung der preuſsischen Eisenindustrie übte seinen segensreichen Einfluſs auch auf die übrigen Zollvereinsstaaten aus. Allerdings konnte deren Eisenindustrie nicht gleichen Schritt halten, weil ihr „das tägliche Brot der Industrie“, die Steinkohle, fehlte oder nur in geringerem Maſse zu Gebote stand. Nur die Königreiche Sachsen, Bayern und Hannover verfügten über Steinkohlenablagerungen von nicht groſser Ausdehnung. Die meisten nichtpreuſsischen Zollvereinsstaaten waren deshalb noch auf Holz- kohlenbetrieb angewiesen. In Hannover wurde im Jahre 1856 der Georg-Marien-Berg- werks- und Hüttenverein zu Osnabrück gegründet. Derselbe hatte die Beckenroder Hütte mit Holzkohlenhochofen, einem Walz- und Puddelwerk und einer Kupolofengieſserei, sowie Eisensteinmutungen erworben und errichtete 1858 in seinem Eisensteingebiet bei Mal- bergen den ersten Kokshochofen der berühmten Georg-Marien-Hütte. Bayern hatte nur in der westlichen Rheinpfalz Koksbetrieb. Die Maximilianshütte, welche 1851 in der Nähe von Regensburg in modernem Sinne errichtet worden war, sollte hauptsächlich ein Puddel- und Walzwerk mit Braunkohlenbetrieb sein, bei dem die in der Nähe gewonnenen Braunkohlen Verwendung finden sollten. Die Grobkohle wurde getrocknet und sortiert bei den Schweiſsöfen, die Feinkohle bei den Puddelöfen verwendet. Man verbrannte sie auf horizontalen Rosten mit Oberwind, der im Aschenfall etwas vorgewärmt wurde. Zum Puddeln bediente man sich der Doppelöfen. Haupt- gegenstand der Fabrikation waren Eisenbahnschienen. Der mit dem Werk verbundene Hochofen wurde mit Holzkohlen betrieben. Im Jahre 1852/53 hatte Bayern 59 Hochöfen und 15 Blauöfen und zwar in den Revieren Amberg 11, Bergen 2, Bodenmais 2, Boden- währ 5, Fichtelberg 6, Königshütte 15 (3 davon lagen kalt), München 1, Orb 1, Sonthofen 1 (kalt), St. Ingbert 5 u. s. w. Die Produktion betrug an

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1013>, abgerufen am 28.03.2024.