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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.
Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.

In Österreich beschränkten sich die Fortschritte der Eisenindustrie
in diesem Zeitabschnitt auf Erhöhung der Hochöfen, Zustellung mit
zwei Formen, Verbesserung und Verstärkung der Gebläse. In den
Schriften von v. Marcher, v. Pantz und Atzl und anderen findet
man ausführliche Nachrichten über das österreichische Eisenhütten-
wesen, besonders in Steiermark, Kärnten und Niederungarn. Zu
Eisenärz in Steiermark wurde 1802 der Rupprechtofen und 1806 der
Wrbnaofen umgebaut und erhöht. 1812 wurde zu Neuberg ein Hoch-
ofen errichtet. Die Hochöfen in den österreichischen Alpenländern
waren alle mit geschlossener Brust zugestellt, aber auch in Böhmen
und Mähren war diese Zustellung zu Beginn des Jahrhunderts noch
vielfach angewendet.

In Kärnten hatte man fast auf allen Hochofenhütten Kasten-
gebläse eingeführt; die kleineren derselben hatten zwei Kasten von
4 Fuss Quadrat und 31/2 Fuss Hub. Bei dem Hochofen zu Hürt hatte
man ein horizontal liegendes Doppelgebläse, zwei Kasten bliesen in
einen Wasserregulator, der aus Kupferblech hergestellt war. Bei
siebenmaligem Wechsel sollten die beiden Bälge zusammen 1400 Kubik-
fuss Wind in der Minute liefern, doch wurde diese Leistung nicht
erreicht. Auf den fürstlich von Rosenbergschen Hochöfen zu Deutsch-
Pontafel betrieben drei Wassertrommeln, jede 30 bis 32 Kubikfuss
Luft fassend und 18 Fuss Gefäll, das Hochofengebläse.

Man schmolz damals in Kärnten die Frischschlacken in soge-
nannten Sinteröfen um. Es waren dies Stücköfen von 9 bis 12 Fuss
Höhe. Alle sechs Stunden erhielt man eine Luppe.

Der gräflich von Eggersche Hochofen zu Treybach bietet aus
verschiedenen Gründen besonderes Interesse dar. Erstens war er der
grösste in Kärnten, seine Höhe betrug etwas über 35 Fuss, zweitens
wurde er mit zwei und eine Zeit lang sogar mit drei Formen be-
trieben, drittens wurden bei diesem Ofen eine Reihe interessanter
Versuche über die Ofenzustellung gemacht. Bei einer Gestellweite
von 24 Zoll im Quadrat und zwei Formen hatte die tägliche Pro-
duktion 112 Ctr., durch Erweiterung des Gestelles auf 28 Zoll
war sie auf 115 Ctr. gestiegen. Als man die dritte Form auf der
Rückseite einlegte, erweiterte man das Gestell auf 30 Zoll im
Geviert und erhielt 12766 Pfund Roheisen in 24 Stunden bei einem

Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.
Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.

In Österreich beschränkten sich die Fortschritte der Eisenindustrie
in diesem Zeitabschnitt auf Erhöhung der Hochöfen, Zustellung mit
zwei Formen, Verbesserung und Verstärkung der Gebläse. In den
Schriften von v. Marcher, v. Pantz und Atzl und anderen findet
man ausführliche Nachrichten über das österreichische Eisenhütten-
wesen, besonders in Steiermark, Kärnten und Niederungarn. Zu
Eisenärz in Steiermark wurde 1802 der Rupprechtofen und 1806 der
Wrbnaofen umgebaut und erhöht. 1812 wurde zu Neuberg ein Hoch-
ofen errichtet. Die Hochöfen in den österreichischen Alpenländern
waren alle mit geschlossener Brust zugestellt, aber auch in Böhmen
und Mähren war diese Zustellung zu Beginn des Jahrhunderts noch
vielfach angewendet.

In Kärnten hatte man fast auf allen Hochofenhütten Kasten-
gebläse eingeführt; die kleineren derselben hatten zwei Kasten von
4 Fuſs Quadrat und 3½ Fuſs Hub. Bei dem Hochofen zu Hürt hatte
man ein horizontal liegendes Doppelgebläse, zwei Kasten bliesen in
einen Wasserregulator, der aus Kupferblech hergestellt war. Bei
siebenmaligem Wechsel sollten die beiden Bälge zusammen 1400 Kubik-
fuſs Wind in der Minute liefern, doch wurde diese Leistung nicht
erreicht. Auf den fürstlich von Rosenbergschen Hochöfen zu Deutsch-
Pontafel betrieben drei Wassertrommeln, jede 30 bis 32 Kubikfuſs
Luft fassend und 18 Fuſs Gefäll, das Hochofengebläse.

Man schmolz damals in Kärnten die Frischschlacken in soge-
nannten Sinteröfen um. Es waren dies Stücköfen von 9 bis 12 Fuſs
Höhe. Alle sechs Stunden erhielt man eine Luppe.

Der gräflich von Eggersche Hochofen zu Treybach bietet aus
verschiedenen Gründen besonderes Interesse dar. Erstens war er der
gröſste in Kärnten, seine Höhe betrug etwas über 35 Fuſs, zweitens
wurde er mit zwei und eine Zeit lang sogar mit drei Formen be-
trieben, drittens wurden bei diesem Ofen eine Reihe interessanter
Versuche über die Ofenzustellung gemacht. Bei einer Gestellweite
von 24 Zoll im Quadrat und zwei Formen hatte die tägliche Pro-
duktion 112 Ctr., durch Erweiterung des Gestelles auf 28 Zoll
war sie auf 115 Ctr. gestiegen. Als man die dritte Form auf der
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Geviert und erhielt 12766 Pfund Roheisen in 24 Stunden bei einem

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[173/0189] Österreich-Ungarn 1801 bis 1815. Österreich-Ungarn 1801 bis 1815. In Österreich beschränkten sich die Fortschritte der Eisenindustrie in diesem Zeitabschnitt auf Erhöhung der Hochöfen, Zustellung mit zwei Formen, Verbesserung und Verstärkung der Gebläse. In den Schriften von v. Marcher, v. Pantz und Atzl und anderen findet man ausführliche Nachrichten über das österreichische Eisenhütten- wesen, besonders in Steiermark, Kärnten und Niederungarn. Zu Eisenärz in Steiermark wurde 1802 der Rupprechtofen und 1806 der Wrbnaofen umgebaut und erhöht. 1812 wurde zu Neuberg ein Hoch- ofen errichtet. Die Hochöfen in den österreichischen Alpenländern waren alle mit geschlossener Brust zugestellt, aber auch in Böhmen und Mähren war diese Zustellung zu Beginn des Jahrhunderts noch vielfach angewendet. In Kärnten hatte man fast auf allen Hochofenhütten Kasten- gebläse eingeführt; die kleineren derselben hatten zwei Kasten von 4 Fuſs Quadrat und 3½ Fuſs Hub. Bei dem Hochofen zu Hürt hatte man ein horizontal liegendes Doppelgebläse, zwei Kasten bliesen in einen Wasserregulator, der aus Kupferblech hergestellt war. Bei siebenmaligem Wechsel sollten die beiden Bälge zusammen 1400 Kubik- fuſs Wind in der Minute liefern, doch wurde diese Leistung nicht erreicht. Auf den fürstlich von Rosenbergschen Hochöfen zu Deutsch- Pontafel betrieben drei Wassertrommeln, jede 30 bis 32 Kubikfuſs Luft fassend und 18 Fuſs Gefäll, das Hochofengebläse. Man schmolz damals in Kärnten die Frischschlacken in soge- nannten Sinteröfen um. Es waren dies Stücköfen von 9 bis 12 Fuſs Höhe. Alle sechs Stunden erhielt man eine Luppe. Der gräflich von Eggersche Hochofen zu Treybach bietet aus verschiedenen Gründen besonderes Interesse dar. Erstens war er der gröſste in Kärnten, seine Höhe betrug etwas über 35 Fuſs, zweitens wurde er mit zwei und eine Zeit lang sogar mit drei Formen be- trieben, drittens wurden bei diesem Ofen eine Reihe interessanter Versuche über die Ofenzustellung gemacht. Bei einer Gestellweite von 24 Zoll im Quadrat und zwei Formen hatte die tägliche Pro- duktion 112 Ctr., durch Erweiterung des Gestelles auf 28 Zoll war sie auf 115 Ctr. gestiegen. Als man die dritte Form auf der Rückseite einlegte, erweiterte man das Gestell auf 30 Zoll im Geviert und erhielt 12766 Pfund Roheisen in 24 Stunden bei einem

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/189>, abgerufen am 19.04.2024.