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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.
Kohlenverbrauch von 12,4 Kubikfuss und 215,6 Pfd. Erz auf 100 Pfd.
Roheisen.

Diese Gestellweite von 30 Zoll im Quadrat hatte sich bei dem
starken, aus vier Kasten von je 6 Fuss Quadrat in Kolbenfläche,
welche in der Minute 2000 bis 3000 Kubikfuss Wind lieferten, als
zu eng erwiesen. Der Verwalter Hauser liess deshalb im Jahre 1805
das Gestell achteckig zustellen mit einer Weite von 36 Zoll zwischen
Vorder- und Rückseite und 40 Zoll zwischen den Seitenformen. In-
folgedessen erzielte er eine Produktion von über 16000 Pfund bei
einem Kohlenaufwand von nur 10 Kubikfuss auf einen Centner Roh-
eisen. Obgleich dadurch die gute Wirkung der Zustellung mit drei
Formen klar erwiesen war, kehrte man später doch wieder zu zwei
Formen zurück. Unter den mancherlei guten Einrichtungen der Trey-
bacher Hütte ist auch ein Maschinengichtaufzug zu erwähnen.
Es war ein Paternosterwerk, dessen Eisenblechkästchen die Erze auf
die Gicht hoben.

Es ist unmöglich, das reiche Material, welches von Marcher in
seinen umfangreichen Schriften mitgeteilt hat, auch nur auszugsweise
mitzuteilen und müssen wir die, welche sich über die österreichischen
Eisenwerke jener Zeit näher unterrichten wollen, auf diese verweisen.

Einen wesentlichen Aufschwung hatte die Eisenindustrie Ungarns
zu Anfang des Jahrhunderts genommen. Den Hochofen zu Rhonitz
hatte man von 23 Fuss auf 28 Fuss erhöht. Zu Reschitza im Banat
waren wichtige kaiserliche Eisenwerke angelegt worden. Der Franzisci-
Hochofen oder Gussofen war 1804 30 Fuss hoch, 7 Fuss im Kohlen-
sack, 2 Fuss 8 Zoll bei der Form und 2 Fuss an der Gichtöffnung
weit. Er hatte keine Rast, sondern ging konisch vom Kohlensack bis
zum Boden. Das doppelte Kastengebläse lieferte 464 Kubikfuss Wind
in der Minute. -- Der Josephi-Flossofen war ebenfalls 30 Fuss hoch
und 7 Fuss im Kohlensack weit. Er hatte vier Kastenbälge, welche
640 Kubikfuss Wind in der Minute lieferten, wobei 5000 Pfd. Flossen
in 24 Stunden geschmolzen wurden.

Die ersten Versuche, die in Doman bei Reschitza gewonnenen
Steinkohlen zu verkoken, machte man 1819 und 1820, jedoch ohne
befriedigende Resultate zu erzielen.

In Siebenbürgen hatte das k. k. Eisenwerk zu Strimbul einen
Hochofen von 36 Fuss Höhe bei 6 Fuss Weite im Kohlensack. Er
hatte zwei Formen und produzierte in vier Abstichen täglich 2800
weisses, grobspiessiges Roheisen. Der königl. Hochofen zu Olahlapos
war nur 17 Fuss hoch und produzierte in 24 Stunden 1100 Pfd.

Österreich-Ungarn 1801 bis 1815.
Kohlenverbrauch von 12,4 Kubikfuſs und 215,6 Pfd. Erz auf 100 Pfd.
Roheisen.

Diese Gestellweite von 30 Zoll im Quadrat hatte sich bei dem
starken, aus vier Kasten von je 6 Fuſs Quadrat in Kolbenfläche,
welche in der Minute 2000 bis 3000 Kubikfuſs Wind lieferten, als
zu eng erwiesen. Der Verwalter Hauser lieſs deshalb im Jahre 1805
das Gestell achteckig zustellen mit einer Weite von 36 Zoll zwischen
Vorder- und Rückseite und 40 Zoll zwischen den Seitenformen. In-
folgedessen erzielte er eine Produktion von über 16000 Pfund bei
einem Kohlenaufwand von nur 10 Kubikfuſs auf einen Centner Roh-
eisen. Obgleich dadurch die gute Wirkung der Zustellung mit drei
Formen klar erwiesen war, kehrte man später doch wieder zu zwei
Formen zurück. Unter den mancherlei guten Einrichtungen der Trey-
bacher Hütte ist auch ein Maschinengichtaufzug zu erwähnen.
Es war ein Paternosterwerk, dessen Eisenblechkästchen die Erze auf
die Gicht hoben.

Es ist unmöglich, das reiche Material, welches von Marcher in
seinen umfangreichen Schriften mitgeteilt hat, auch nur auszugsweise
mitzuteilen und müssen wir die, welche sich über die österreichischen
Eisenwerke jener Zeit näher unterrichten wollen, auf diese verweisen.

Einen wesentlichen Aufschwung hatte die Eisenindustrie Ungarns
zu Anfang des Jahrhunderts genommen. Den Hochofen zu Rhonitz
hatte man von 23 Fuſs auf 28 Fuſs erhöht. Zu Reschitza im Banat
waren wichtige kaiserliche Eisenwerke angelegt worden. Der Franzisci-
Hochofen oder Guſsofen war 1804 30 Fuſs hoch, 7 Fuſs im Kohlen-
sack, 2 Fuſs 8 Zoll bei der Form und 2 Fuſs an der Gichtöffnung
weit. Er hatte keine Rast, sondern ging konisch vom Kohlensack bis
zum Boden. Das doppelte Kastengebläse lieferte 464 Kubikfuſs Wind
in der Minute. — Der Josephi-Floſsofen war ebenfalls 30 Fuſs hoch
und 7 Fuſs im Kohlensack weit. Er hatte vier Kastenbälge, welche
640 Kubikfuſs Wind in der Minute lieferten, wobei 5000 Pfd. Flossen
in 24 Stunden geschmolzen wurden.

Die ersten Versuche, die in Domán bei Reschitza gewonnenen
Steinkohlen zu verkoken, machte man 1819 und 1820, jedoch ohne
befriedigende Resultate zu erzielen.

In Siebenbürgen hatte das k. k. Eisenwerk zu Strimbul einen
Hochofen von 36 Fuſs Höhe bei 6 Fuſs Weite im Kohlensack. Er
hatte zwei Formen und produzierte in vier Abstichen täglich 2800
weiſses, grobspieſsiges Roheisen. Der königl. Hochofen zu Olahlapos
war nur 17 Fuſs hoch und produzierte in 24 Stunden 1100 Pfd.

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[174/0190] Österreich-Ungarn 1801 bis 1815. Kohlenverbrauch von 12,4 Kubikfuſs und 215,6 Pfd. Erz auf 100 Pfd. Roheisen. Diese Gestellweite von 30 Zoll im Quadrat hatte sich bei dem starken, aus vier Kasten von je 6 Fuſs Quadrat in Kolbenfläche, welche in der Minute 2000 bis 3000 Kubikfuſs Wind lieferten, als zu eng erwiesen. Der Verwalter Hauser lieſs deshalb im Jahre 1805 das Gestell achteckig zustellen mit einer Weite von 36 Zoll zwischen Vorder- und Rückseite und 40 Zoll zwischen den Seitenformen. In- folgedessen erzielte er eine Produktion von über 16000 Pfund bei einem Kohlenaufwand von nur 10 Kubikfuſs auf einen Centner Roh- eisen. Obgleich dadurch die gute Wirkung der Zustellung mit drei Formen klar erwiesen war, kehrte man später doch wieder zu zwei Formen zurück. Unter den mancherlei guten Einrichtungen der Trey- bacher Hütte ist auch ein Maschinengichtaufzug zu erwähnen. Es war ein Paternosterwerk, dessen Eisenblechkästchen die Erze auf die Gicht hoben. Es ist unmöglich, das reiche Material, welches von Marcher in seinen umfangreichen Schriften mitgeteilt hat, auch nur auszugsweise mitzuteilen und müssen wir die, welche sich über die österreichischen Eisenwerke jener Zeit näher unterrichten wollen, auf diese verweisen. Einen wesentlichen Aufschwung hatte die Eisenindustrie Ungarns zu Anfang des Jahrhunderts genommen. Den Hochofen zu Rhonitz hatte man von 23 Fuſs auf 28 Fuſs erhöht. Zu Reschitza im Banat waren wichtige kaiserliche Eisenwerke angelegt worden. Der Franzisci- Hochofen oder Guſsofen war 1804 30 Fuſs hoch, 7 Fuſs im Kohlen- sack, 2 Fuſs 8 Zoll bei der Form und 2 Fuſs an der Gichtöffnung weit. Er hatte keine Rast, sondern ging konisch vom Kohlensack bis zum Boden. Das doppelte Kastengebläse lieferte 464 Kubikfuſs Wind in der Minute. — Der Josephi-Floſsofen war ebenfalls 30 Fuſs hoch und 7 Fuſs im Kohlensack weit. Er hatte vier Kastenbälge, welche 640 Kubikfuſs Wind in der Minute lieferten, wobei 5000 Pfd. Flossen in 24 Stunden geschmolzen wurden. Die ersten Versuche, die in Domán bei Reschitza gewonnenen Steinkohlen zu verkoken, machte man 1819 und 1820, jedoch ohne befriedigende Resultate zu erzielen. In Siebenbürgen hatte das k. k. Eisenwerk zu Strimbul einen Hochofen von 36 Fuſs Höhe bei 6 Fuſs Weite im Kohlensack. Er hatte zwei Formen und produzierte in vier Abstichen täglich 2800 weiſses, grobspieſsiges Roheisen. Der königl. Hochofen zu Olahlapos war nur 17 Fuſs hoch und produzierte in 24 Stunden 1100 Pfd.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/190>, abgerufen am 29.03.2024.