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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Litteratur 1816 bis 1830.
Lokomotive selbst ja nur eine Anwendung ist, verglichen werden
kann. Der ganze Materialientransport hat dadurch eine Umwälzung
erfahren und die Frage des Transportes ist die wichtigste Frage für
die moderne Eisenindustrie. Welch' ungeheure Steigerung des Eisen-
bedarfes haben aber die Eisenbahnen hervorgebracht! Die Herstellung
der Eisenbahnschienen, der eisernen Schwellen, der Radbandagen sind
ganz neue und selbständige Fabrikationszweige geworden, die Eisen-
mengen verschlingen, von denen man vordem keine Vorstellung hatte.
Und wie ein Ereignis das andere bedingt, wie die ganze Entwickelung
der Eisenindustrie nur eine Kette ist, bei der sich Glied an Glied
reiht, das zeigt sich wieder daran, dass der gesteigerte Bedarf an
Eisen, der durch die Eisenbahnen hervorgerufen wurde, indem er
eine Steigerung der Produktion namentlich der Hochöfen nötig
machte, zur Erfindung der Winderhitzung geführt hat. Durch diese
Erfindung sind die Hochöfen erst zu der Leistung befähigt worden,
welche die gesteigerten Anforderungen verlangten.

Litteratur 1816 bis 1830.

Die Litteratur dieser Periode ist im ganzen nicht so reich,
wie die der vorhergehenden. Deutschland lieferte auch in diesem
Zeitabschnitte die wichtigsten Beiträge. 1816 bis 1821 erschien (zu
Giessen) das mit grossem Fleiss zusammengetragene Werk: Versuch
einer Encyklopädie der Eisenhüttenkunde von J. G. L. Blumhof.
Die wichtigste Arbeit aus dieser Zeit ist aber die zweite sehr ver-
mehrte Ausgabe von Karstens Handbuch der Eisenindustrie in vier
Bänden von 1827/28. War schon die erste Auflage von 1816 eine
vortreffliche Leistung, so ist die zweite noch wesentlich erweitert
und vervollständigt, wie schon aus der doppelten Zahl der Bände zu
ersehen ist. Sie giebt uns das richtigste Bild der Fortentwickelung
der Eisenindustrie von 1816 bis 1827.

Ferner sind zu nennen: Karstens Metallurgische Reise durch
Bayern und Österreich 1821; Hollunder, Metallurgisch-technologische
Reise durch Mähren, Böhmen u. s. w.; Vollhan, Beiträge zur neueren
Geschichte des Eisenhüttenwesens 1825, welchem schon 1823 eine
Schrift: Nachrichten über die eisernen Brücken, welche 1821 auf der
Eisengiesserei bei Gleiwitz gegossen wurden, vorausgegangen war.
Eine wichtige Monographie sind Kochs Beiträge zur Kenntnis der
krystallinischen Hüttenprodukte 1822, und von besonderem Interesse

Litteratur 1816 bis 1830.
Lokomotive selbst ja nur eine Anwendung ist, verglichen werden
kann. Der ganze Materialientransport hat dadurch eine Umwälzung
erfahren und die Frage des Transportes ist die wichtigste Frage für
die moderne Eisenindustrie. Welch’ ungeheure Steigerung des Eisen-
bedarfes haben aber die Eisenbahnen hervorgebracht! Die Herstellung
der Eisenbahnschienen, der eisernen Schwellen, der Radbandagen sind
ganz neue und selbständige Fabrikationszweige geworden, die Eisen-
mengen verschlingen, von denen man vordem keine Vorstellung hatte.
Und wie ein Ereignis das andere bedingt, wie die ganze Entwickelung
der Eisenindustrie nur eine Kette ist, bei der sich Glied an Glied
reiht, das zeigt sich wieder daran, daſs der gesteigerte Bedarf an
Eisen, der durch die Eisenbahnen hervorgerufen wurde, indem er
eine Steigerung der Produktion namentlich der Hochöfen nötig
machte, zur Erfindung der Winderhitzung geführt hat. Durch diese
Erfindung sind die Hochöfen erst zu der Leistung befähigt worden,
welche die gesteigerten Anforderungen verlangten.

Litteratur 1816 bis 1830.

Die Litteratur dieser Periode ist im ganzen nicht so reich,
wie die der vorhergehenden. Deutschland lieferte auch in diesem
Zeitabschnitte die wichtigsten Beiträge. 1816 bis 1821 erschien (zu
Gieſsen) das mit groſsem Fleiſs zusammengetragene Werk: Versuch
einer Encyklopädie der Eisenhüttenkunde von J. G. L. Blumhof.
Die wichtigste Arbeit aus dieser Zeit ist aber die zweite sehr ver-
mehrte Ausgabe von Karstens Handbuch der Eisenindustrie in vier
Bänden von 1827/28. War schon die erste Auflage von 1816 eine
vortreffliche Leistung, so ist die zweite noch wesentlich erweitert
und vervollständigt, wie schon aus der doppelten Zahl der Bände zu
ersehen ist. Sie giebt uns das richtigste Bild der Fortentwickelung
der Eisenindustrie von 1816 bis 1827.

Ferner sind zu nennen: Karstens Metallurgische Reise durch
Bayern und Österreich 1821; Hollunder, Metallurgisch-technologische
Reise durch Mähren, Böhmen u. s. w.; Vollhan, Beiträge zur neueren
Geschichte des Eisenhüttenwesens 1825, welchem schon 1823 eine
Schrift: Nachrichten über die eisernen Brücken, welche 1821 auf der
Eisengieſserei bei Gleiwitz gegossen wurden, vorausgegangen war.
Eine wichtige Monographie sind Kochs Beiträge zur Kenntnis der
krystallinischen Hüttenprodukte 1822, und von besonderem Interesse

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[204/0220] Litteratur 1816 bis 1830. Lokomotive selbst ja nur eine Anwendung ist, verglichen werden kann. Der ganze Materialientransport hat dadurch eine Umwälzung erfahren und die Frage des Transportes ist die wichtigste Frage für die moderne Eisenindustrie. Welch’ ungeheure Steigerung des Eisen- bedarfes haben aber die Eisenbahnen hervorgebracht! Die Herstellung der Eisenbahnschienen, der eisernen Schwellen, der Radbandagen sind ganz neue und selbständige Fabrikationszweige geworden, die Eisen- mengen verschlingen, von denen man vordem keine Vorstellung hatte. Und wie ein Ereignis das andere bedingt, wie die ganze Entwickelung der Eisenindustrie nur eine Kette ist, bei der sich Glied an Glied reiht, das zeigt sich wieder daran, daſs der gesteigerte Bedarf an Eisen, der durch die Eisenbahnen hervorgerufen wurde, indem er eine Steigerung der Produktion namentlich der Hochöfen nötig machte, zur Erfindung der Winderhitzung geführt hat. Durch diese Erfindung sind die Hochöfen erst zu der Leistung befähigt worden, welche die gesteigerten Anforderungen verlangten. Litteratur 1816 bis 1830. Die Litteratur dieser Periode ist im ganzen nicht so reich, wie die der vorhergehenden. Deutschland lieferte auch in diesem Zeitabschnitte die wichtigsten Beiträge. 1816 bis 1821 erschien (zu Gieſsen) das mit groſsem Fleiſs zusammengetragene Werk: Versuch einer Encyklopädie der Eisenhüttenkunde von J. G. L. Blumhof. Die wichtigste Arbeit aus dieser Zeit ist aber die zweite sehr ver- mehrte Ausgabe von Karstens Handbuch der Eisenindustrie in vier Bänden von 1827/28. War schon die erste Auflage von 1816 eine vortreffliche Leistung, so ist die zweite noch wesentlich erweitert und vervollständigt, wie schon aus der doppelten Zahl der Bände zu ersehen ist. Sie giebt uns das richtigste Bild der Fortentwickelung der Eisenindustrie von 1816 bis 1827. Ferner sind zu nennen: Karstens Metallurgische Reise durch Bayern und Österreich 1821; Hollunder, Metallurgisch-technologische Reise durch Mähren, Böhmen u. s. w.; Vollhan, Beiträge zur neueren Geschichte des Eisenhüttenwesens 1825, welchem schon 1823 eine Schrift: Nachrichten über die eisernen Brücken, welche 1821 auf der Eisengieſserei bei Gleiwitz gegossen wurden, vorausgegangen war. Eine wichtige Monographie sind Kochs Beiträge zur Kenntnis der krystallinischen Hüttenprodukte 1822, und von besonderem Interesse

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/220>, abgerufen am 25.04.2024.