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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Brennmaterialien 1816 bis 1830.
Holzkohle sowohl, wie das Verhältnis der Destillationsprodukte unter-
einander war sehr verschieden, je nach der Temperatur. War die
Darstellung der Holzkohlen die Hauptsache, so musste der Ver-
kohlungsprozess unter Luftabschluss und bei möglichst niedriger Tem-
peratur geführt werden. Durch den gewöhnlichen Verkohlungsprozess
in Haufen und Meilern erhält man nur 15 bis 18 Proz. Holzkohlen,
durch Destillation in verschlossenen Gefässen dagegen 27 Proz. Der
Unterschied des Kohlenausbringens bei rascher und langsamer Ver-
kohlung ist so gross, dass er bei Fichtenholz 14 und 25 Proz. beträgt 1).

Sämtliche Destillationsprodukte des Holzes waren aus der Holz-
faser abgeleitete Verbindungen. Die chemische Zusammensetzung der
Holzfaser hatten Gay-Lussac und Thenard ermittelt, welche fanden,
dass dieselbe bei allen Holzarten nahezu gleich aus 52 Tln. Kohlen-
stoff und 48 Tln. Wasserstoff und Sauerstoff, in dem Verhältnis wie
im Wasser zusammengesetzt ist 2).

Das mittlere Kohlenausbringen betrug 20 Proz. aus lufttrockenem
Holze bei Versuchen im kleinen. Den Aschengehalt des Holzes und
der Holzkohlen ermittelte Berthier für eine grosse Zahl Holzarten 3).
Was die Verkohlung im grossen anlangte, bei der das Ausbringen be-
trächtlich hinter dem der Versuche im kleinen zurückblieb, so kam
die Verkohlung in geschlossenen Öfen nur selten in Anwendung.
In der Regel geschah dies nur, um die Destillationsprodukte des
Holzes zu gewinnen in den Teer- und Pechöfen, welche von aussen
geheizt wurden. Indessen hatte man auch bereits Öfen, bei welchen
die Holzkohlengewinnung die Hauptsache war. Dies waren grosse
Kammern, durch welche entweder Feuerzüge geführt waren, welche
erhitzt wurden, oder die glühenden Feuergase einer Heizvorrichtung
von ausserhalb unmittelbar an das zu verkohlende Holz traten. Letztere
Methode war von Direktor Schwartz in Schweden angegeben worden.
Auch den Torf verkokte man in einigen Gegenden in Öfen. So ge-
schah es bei Rothau in den Vogesen. Die Torfverkohlungsöfen von
Crouy sur Ourcq waren Schachtöfen, welche oben zusammengezogen
und mit einem Deckel geschlossen waren. Sie hatten grosse Ähnlich-
keit mit Gasgeneratoren. Die Destillationsprodukte wurden durch ein
Rohr abgeleitet 4).

In Süddeutschland, Russland und Schweden hatte die Haufen-

1) Siehe Gilberts Annalen XXXVII, 401.
2) Karsten, a. a. O., §. 489.
3) Siehe Archiv für Bergbau XIV, 419.
4) Siehe Annales des mines 1829, p. 211.

Die Brennmaterialien 1816 bis 1830.
Holzkohle sowohl, wie das Verhältnis der Destillationsprodukte unter-
einander war sehr verschieden, je nach der Temperatur. War die
Darstellung der Holzkohlen die Hauptsache, so muſste der Ver-
kohlungsprozeſs unter Luftabschluſs und bei möglichst niedriger Tem-
peratur geführt werden. Durch den gewöhnlichen Verkohlungsprozeſs
in Haufen und Meilern erhält man nur 15 bis 18 Proz. Holzkohlen,
durch Destillation in verschlossenen Gefäſsen dagegen 27 Proz. Der
Unterschied des Kohlenausbringens bei rascher und langsamer Ver-
kohlung ist so groſs, daſs er bei Fichtenholz 14 und 25 Proz. beträgt 1).

Sämtliche Destillationsprodukte des Holzes waren aus der Holz-
faser abgeleitete Verbindungen. Die chemische Zusammensetzung der
Holzfaser hatten Gay-Lussac und Thenard ermittelt, welche fanden,
daſs dieselbe bei allen Holzarten nahezu gleich aus 52 Tln. Kohlen-
stoff und 48 Tln. Wasserstoff und Sauerstoff, in dem Verhältnis wie
im Wasser zusammengesetzt ist 2).

Das mittlere Kohlenausbringen betrug 20 Proz. aus lufttrockenem
Holze bei Versuchen im kleinen. Den Aschengehalt des Holzes und
der Holzkohlen ermittelte Berthier für eine groſse Zahl Holzarten 3).
Was die Verkohlung im groſsen anlangte, bei der das Ausbringen be-
trächtlich hinter dem der Versuche im kleinen zurückblieb, so kam
die Verkohlung in geschlossenen Öfen nur selten in Anwendung.
In der Regel geschah dies nur, um die Destillationsprodukte des
Holzes zu gewinnen in den Teer- und Pechöfen, welche von auſsen
geheizt wurden. Indessen hatte man auch bereits Öfen, bei welchen
die Holzkohlengewinnung die Hauptsache war. Dies waren groſse
Kammern, durch welche entweder Feuerzüge geführt waren, welche
erhitzt wurden, oder die glühenden Feuergase einer Heizvorrichtung
von auſserhalb unmittelbar an das zu verkohlende Holz traten. Letztere
Methode war von Direktor Schwartz in Schweden angegeben worden.
Auch den Torf verkokte man in einigen Gegenden in Öfen. So ge-
schah es bei Rothau in den Vogesen. Die Torfverkohlungsöfen von
Crouy sur Ourcq waren Schachtöfen, welche oben zusammengezogen
und mit einem Deckel geschlossen waren. Sie hatten groſse Ähnlich-
keit mit Gasgeneratoren. Die Destillationsprodukte wurden durch ein
Rohr abgeleitet 4).

In Süddeutschland, Ruſsland und Schweden hatte die Haufen-

1) Siehe Gilberts Annalen XXXVII, 401.
2) Karsten, a. a. O., §. 489.
3) Siehe Archiv für Bergbau XIV, 419.
4) Siehe Annales des mines 1829, p. 211.
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[226/0242] Die Brennmaterialien 1816 bis 1830. Holzkohle sowohl, wie das Verhältnis der Destillationsprodukte unter- einander war sehr verschieden, je nach der Temperatur. War die Darstellung der Holzkohlen die Hauptsache, so muſste der Ver- kohlungsprozeſs unter Luftabschluſs und bei möglichst niedriger Tem- peratur geführt werden. Durch den gewöhnlichen Verkohlungsprozeſs in Haufen und Meilern erhält man nur 15 bis 18 Proz. Holzkohlen, durch Destillation in verschlossenen Gefäſsen dagegen 27 Proz. Der Unterschied des Kohlenausbringens bei rascher und langsamer Ver- kohlung ist so groſs, daſs er bei Fichtenholz 14 und 25 Proz. beträgt 1). Sämtliche Destillationsprodukte des Holzes waren aus der Holz- faser abgeleitete Verbindungen. Die chemische Zusammensetzung der Holzfaser hatten Gay-Lussac und Thenard ermittelt, welche fanden, daſs dieselbe bei allen Holzarten nahezu gleich aus 52 Tln. Kohlen- stoff und 48 Tln. Wasserstoff und Sauerstoff, in dem Verhältnis wie im Wasser zusammengesetzt ist 2). Das mittlere Kohlenausbringen betrug 20 Proz. aus lufttrockenem Holze bei Versuchen im kleinen. Den Aschengehalt des Holzes und der Holzkohlen ermittelte Berthier für eine groſse Zahl Holzarten 3). Was die Verkohlung im groſsen anlangte, bei der das Ausbringen be- trächtlich hinter dem der Versuche im kleinen zurückblieb, so kam die Verkohlung in geschlossenen Öfen nur selten in Anwendung. In der Regel geschah dies nur, um die Destillationsprodukte des Holzes zu gewinnen in den Teer- und Pechöfen, welche von auſsen geheizt wurden. Indessen hatte man auch bereits Öfen, bei welchen die Holzkohlengewinnung die Hauptsache war. Dies waren groſse Kammern, durch welche entweder Feuerzüge geführt waren, welche erhitzt wurden, oder die glühenden Feuergase einer Heizvorrichtung von auſserhalb unmittelbar an das zu verkohlende Holz traten. Letztere Methode war von Direktor Schwartz in Schweden angegeben worden. Auch den Torf verkokte man in einigen Gegenden in Öfen. So ge- schah es bei Rothau in den Vogesen. Die Torfverkohlungsöfen von Crouy sur Ourcq waren Schachtöfen, welche oben zusammengezogen und mit einem Deckel geschlossen waren. Sie hatten groſse Ähnlich- keit mit Gasgeneratoren. Die Destillationsprodukte wurden durch ein Rohr abgeleitet 4). In Süddeutschland, Ruſsland und Schweden hatte die Haufen- 1) Siehe Gilberts Annalen XXXVII, 401. 2) Karsten, a. a. O., §. 489. 3) Siehe Archiv für Bergbau XIV, 419. 4) Siehe Annales des mines 1829, p. 211.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/242>, abgerufen am 24.04.2024.