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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830.
Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830.

Für die Herstellung von Maschinennägeln wurde seit Anfang
des Jahrhunderts eine Anzahl Patente genommen. Die ältere Erfin-
dung von Clifford 1790 haben wir schon erwähnt. Seine Idee, die
Nägel unter Walzen herzustellen, wurde 1818 von Todd, Church
und 1827 von Tyndall weiter ausgebildet, doch waren die Nagel-
walzwerke nur für grosse Nägel anwendbar. Die Maschinennägel-
fabrikation hatte besonders in Amerika Verbreitung gefunden. Hier
hatten Perkins schon 1795 und Read 1811 Patente darauf erhalten.
In Europa war die Handnagelschmiederei ein historisch zu fest be-
gründetes Gewerbe, um so rasch zu verschwinden. Am raschesten
fand noch die Herstellung der geschnittenen Nägel Eingang, wofür
in England Guppy 1796 und 1804, Spencer 1801, Dyer 1810, 1812
und 1814, Todd 1818, W. Church 1818, Wilks und Ecroyd 1825
und Ledsam und Jones 1827 Patente nahmen. In Frankreich hatte
zuerst Learenwerth zu Paris die Maschinennägelfabrikation einzu-
führen gesucht und kunstreiche Maschinen dafür erdacht, aber weder
er noch White 1811 erzielten damit Erfolge. Die erste erfolgreiche
Nagelfabrik errichtete Lemire zu Clairvaux 1817. In Österreich
wurde die Fabrikation geschnittener Nägel 1815 von Schafzahl in
Graz eingeführt, der seine Maschinen nach den Angaben des Uhr-
machers Fidelis Schmidt hergestellt hatte.

Die Fabrikation der Drahtstifte 1) hat in Frankreich zuerst
ihre Ausbildung erhalten. Das erste Patent erhielt James White
zu Paris, doch erzielte er nur geringen Erfolg. 1816 erfand Daguet
in Paris eine Drahtstiftmaschine. Malliot in Lyon gab 1821
seinen Stiften noch eine breite Zuschärfung statt der Spitze. Die
gepressten vierkantigen Spitzen hat wahrscheinlich Saint Amand
zu Paris zuerst gemacht. Die Drahtstifte gingen im Handel allgemein
unter der Bezeichnung Pariser Stifte.

Die fabrikmässige Herstellung der Holzschrauben stammt aus
dem ersten Viertel unseres Jahrhunderts und wurden zahlreiche
Maschinen hierfür erfunden. Die erste, welche bekannt ist, rührte von
Japy zu Colmar im Elsass aus dem Jahre 1806 her. Es folgten die
Maschinen von Phillix zu Marseille, 1812, von Tourasse zu Paris
und Colbert in England 1817, Bostock in London und L. W. Wright

1) Siehe Karmarsch, Geschichte der Technologie. S. 425.
Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830.
Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830.

Für die Herstellung von Maschinennägeln wurde seit Anfang
des Jahrhunderts eine Anzahl Patente genommen. Die ältere Erfin-
dung von Clifford 1790 haben wir schon erwähnt. Seine Idee, die
Nägel unter Walzen herzustellen, wurde 1818 von Todd, Church
und 1827 von Tyndall weiter ausgebildet, doch waren die Nagel-
walzwerke nur für groſse Nägel anwendbar. Die Maschinennägel-
fabrikation hatte besonders in Amerika Verbreitung gefunden. Hier
hatten Perkins schon 1795 und Read 1811 Patente darauf erhalten.
In Europa war die Handnagelschmiederei ein historisch zu fest be-
gründetes Gewerbe, um so rasch zu verschwinden. Am raschesten
fand noch die Herstellung der geschnittenen Nägel Eingang, wofür
in England Guppy 1796 und 1804, Spencer 1801, Dyer 1810, 1812
und 1814, Todd 1818, W. Church 1818, Wilks und Ecroyd 1825
und Ledsam und Jones 1827 Patente nahmen. In Frankreich hatte
zuerst Learenwerth zu Paris die Maschinennägelfabrikation einzu-
führen gesucht und kunstreiche Maschinen dafür erdacht, aber weder
er noch White 1811 erzielten damit Erfolge. Die erste erfolgreiche
Nagelfabrik errichtete Lemire zu Clairvaux 1817. In Österreich
wurde die Fabrikation geschnittener Nägel 1815 von Schafzahl in
Graz eingeführt, der seine Maschinen nach den Angaben des Uhr-
machers Fidelis Schmidt hergestellt hatte.

Die Fabrikation der Drahtstifte 1) hat in Frankreich zuerst
ihre Ausbildung erhalten. Das erste Patent erhielt James White
zu Paris, doch erzielte er nur geringen Erfolg. 1816 erfand Daguet
in Paris eine Drahtstiftmaschine. Malliot in Lyon gab 1821
seinen Stiften noch eine breite Zuschärfung statt der Spitze. Die
gepreſsten vierkantigen Spitzen hat wahrscheinlich Saint Amand
zu Paris zuerst gemacht. Die Drahtstifte gingen im Handel allgemein
unter der Bezeichnung Pariser Stifte.

Die fabrikmäſsige Herstellung der Holzschrauben stammt aus
dem ersten Viertel unseres Jahrhunderts und wurden zahlreiche
Maschinen hierfür erfunden. Die erste, welche bekannt ist, rührte von
Japy zu Colmar im Elsaſs aus dem Jahre 1806 her. Es folgten die
Maschinen von Phillix zu Marseille, 1812, von Tourasse zu Paris
und Colbert in England 1817, Bostock in London und L. W. Wright

1) Siehe Karmarsch, Geschichte der Technologie. S. 425.
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[276/0292] Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830. Eisenwarenfabrikation 1816 bis 1830. Für die Herstellung von Maschinennägeln wurde seit Anfang des Jahrhunderts eine Anzahl Patente genommen. Die ältere Erfin- dung von Clifford 1790 haben wir schon erwähnt. Seine Idee, die Nägel unter Walzen herzustellen, wurde 1818 von Todd, Church und 1827 von Tyndall weiter ausgebildet, doch waren die Nagel- walzwerke nur für groſse Nägel anwendbar. Die Maschinennägel- fabrikation hatte besonders in Amerika Verbreitung gefunden. Hier hatten Perkins schon 1795 und Read 1811 Patente darauf erhalten. In Europa war die Handnagelschmiederei ein historisch zu fest be- gründetes Gewerbe, um so rasch zu verschwinden. Am raschesten fand noch die Herstellung der geschnittenen Nägel Eingang, wofür in England Guppy 1796 und 1804, Spencer 1801, Dyer 1810, 1812 und 1814, Todd 1818, W. Church 1818, Wilks und Ecroyd 1825 und Ledsam und Jones 1827 Patente nahmen. In Frankreich hatte zuerst Learenwerth zu Paris die Maschinennägelfabrikation einzu- führen gesucht und kunstreiche Maschinen dafür erdacht, aber weder er noch White 1811 erzielten damit Erfolge. Die erste erfolgreiche Nagelfabrik errichtete Lemire zu Clairvaux 1817. In Österreich wurde die Fabrikation geschnittener Nägel 1815 von Schafzahl in Graz eingeführt, der seine Maschinen nach den Angaben des Uhr- machers Fidelis Schmidt hergestellt hatte. Die Fabrikation der Drahtstifte 1) hat in Frankreich zuerst ihre Ausbildung erhalten. Das erste Patent erhielt James White zu Paris, doch erzielte er nur geringen Erfolg. 1816 erfand Daguet in Paris eine Drahtstiftmaschine. Malliot in Lyon gab 1821 seinen Stiften noch eine breite Zuschärfung statt der Spitze. Die gepreſsten vierkantigen Spitzen hat wahrscheinlich Saint Amand zu Paris zuerst gemacht. Die Drahtstifte gingen im Handel allgemein unter der Bezeichnung Pariser Stifte. Die fabrikmäſsige Herstellung der Holzschrauben stammt aus dem ersten Viertel unseres Jahrhunderts und wurden zahlreiche Maschinen hierfür erfunden. Die erste, welche bekannt ist, rührte von Japy zu Colmar im Elsaſs aus dem Jahre 1806 her. Es folgten die Maschinen von Phillix zu Marseille, 1812, von Tourasse zu Paris und Colbert in England 1817, Bostock in London und L. W. Wright 1) Siehe Karmarsch, Geschichte der Technologie. S. 425.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/292>, abgerufen am 19.04.2024.