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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Die Geschwindigkeit des ausströmenden Windes wird nach der
allgemeinen Formel G = [Formel 1] berechnet, wobei man h aus dem
Quecksilbermanometerstand mal dem specifischen Gewicht 13,596 mal
772, um wieviel das Volumen der Luft grösser ist als das Wasser,
ermittelt. Die Zahl 772 ist aber nur richtig bei 0° C. und normalem
Barometerstande; bei jedem Grade zunehmender Temperatur vermehrt
sich das Volumen um das 0,003665 fache. Die Zahl 772 erhöht sich
also bei wechselnder Temperatur um (1 + 0,003665 t) und im Verhält-
nis des normalen zu dem wirklichen Barometerstande.

Aber auch die so ermittelte Geschwindigkeit bedarf noch einer
Korrektur wegen der Kontraktion der Düse. Diese haben d'Au-
buisson, Schmidt
und Koch durch sorgfältige Versuche zu er-
mitteln gesucht. d'Aubuisson fand die Zahl 0,94, die aber nach
den Ermittelungen von Schmidt und namentlich denen von Koch
etwas zu hoch erscheint. Buff hat aus den Versuchen von Koch
diesen Koeffizienten genauer = 0,92 (4 -- 0,084 [Formel 2] ) ermittelt, wobei
M den Manometerstand in rhein. Zoll Quecksilber bedeutet.

Auf dieser Grundlage lässt sich die Geschwindigkeit des Windes,
sowohl des warmen wie des kalten, berechnen. Die Windmenge ist
aber gleich der Ausströmungsgeschwindigkeit mal dem Querschnitt 1).

Über den Einfluss, welchen der Feuchtigkeitszustand der Luft
auf das Luftvolumen ausübt, hat G. G. Schmidt genaue Versuche
angestellt und nach den Angaben des hundertteiligen Hygrometers
eine Tabelle berechnet 2).

Da aber die Berechnung der Windmenge in jedem einzelnen Falle
für den Praktiker zu umständlich und zeitraubend sein würde, hat
man auf Grund der aufgestellten Formeln Tabellen berechnet, welche
es dem Techniker sofort ermöglichen, für jede Pressung und Düsen-
weite die richtige Windmenge zu ermitteln.

Eine umfangreiche Tabelle dieser Art hat von Huene in der
Berg- und hüttenmännischen Zeitung vom 28. August 1844 veröffent-
licht. Dieselbe giebt nach der von Oberbergrat Althaus in Sayn
korrigierten Formel die Windmenge in Kubikfuss für Pressungen von
0,229 bis 1,375 Pfd. auf den Quadratzoll bei Düsendurchmessern von
1,354 bis 3,025 Zoll. -- Tunner hat in seinem "wohlunterrichteten
Hammermeister" eine tabellarische Zusammenstellung der Windmengen

1) Die genaueren Formeln sind entwickelt von Karsten a. a. O., §. 608
bis 617, Scheerer I, 460 bis 467, Valerius, Roheisenfabrikation, §. 269.
2) Siehe Grens n. Journ. d. Physik, IV, 320 und Karsten, l. c., § 611.
Beck, Geschichte des Eisens. 32
Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Die Geschwindigkeit des ausströmenden Windes wird nach der
allgemeinen Formel G = [Formel 1] berechnet, wobei man h aus dem
Quecksilbermanometerstand mal dem specifischen Gewicht 13,596 mal
772, um wieviel das Volumen der Luft gröſser ist als das Wasser,
ermittelt. Die Zahl 772 ist aber nur richtig bei 0° C. und normalem
Barometerstande; bei jedem Grade zunehmender Temperatur vermehrt
sich das Volumen um das 0,003665 fache. Die Zahl 772 erhöht sich
also bei wechselnder Temperatur um (1 + 0,003665 t) und im Verhält-
nis des normalen zu dem wirklichen Barometerstande.

Aber auch die so ermittelte Geschwindigkeit bedarf noch einer
Korrektur wegen der Kontraktion der Düse. Diese haben d’Au-
buisson, Schmidt
und Koch durch sorgfältige Versuche zu er-
mitteln gesucht. d’Aubuisson fand die Zahl 0,94, die aber nach
den Ermittelungen von Schmidt und namentlich denen von Koch
etwas zu hoch erscheint. Buff hat aus den Versuchen von Koch
diesen Koeffizienten genauer = 0,92 (4 — 0,084 [Formel 2] ) ermittelt, wobei
M den Manometerstand in rhein. Zoll Quecksilber bedeutet.

Auf dieser Grundlage läſst sich die Geschwindigkeit des Windes,
sowohl des warmen wie des kalten, berechnen. Die Windmenge ist
aber gleich der Ausströmungsgeschwindigkeit mal dem Querschnitt 1).

Über den Einfluſs, welchen der Feuchtigkeitszustand der Luft
auf das Luftvolumen ausübt, hat G. G. Schmidt genaue Versuche
angestellt und nach den Angaben des hundertteiligen Hygrometers
eine Tabelle berechnet 2).

Da aber die Berechnung der Windmenge in jedem einzelnen Falle
für den Praktiker zu umständlich und zeitraubend sein würde, hat
man auf Grund der aufgestellten Formeln Tabellen berechnet, welche
es dem Techniker sofort ermöglichen, für jede Pressung und Düsen-
weite die richtige Windmenge zu ermitteln.

Eine umfangreiche Tabelle dieser Art hat von Huene in der
Berg- und hüttenmännischen Zeitung vom 28. August 1844 veröffent-
licht. Dieselbe giebt nach der von Oberbergrat Althaus in Sayn
korrigierten Formel die Windmenge in Kubikfuſs für Pressungen von
0,229 bis 1,375 Pfd. auf den Quadratzoll bei Düsendurchmessern von
1,354 bis 3,025 Zoll. — Tunner hat in seinem „wohlunterrichteten
Hammermeister“ eine tabellarische Zusammenstellung der Windmengen

1) Die genaueren Formeln sind entwickelt von Karsten a. a. O., §. 608
bis 617, Scheerer I, 460 bis 467, Valerius, Roheisenfabrikation, §. 269.
2) Siehe Grens n. Journ. d. Physik, IV, 320 und Karsten, l. c., § 611.
Beck, Geschichte des Eisens. 32
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[497/0513] Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850. Die Geschwindigkeit des ausströmenden Windes wird nach der allgemeinen Formel G = [FORMEL] berechnet, wobei man h aus dem Quecksilbermanometerstand mal dem specifischen Gewicht 13,596 mal 772, um wieviel das Volumen der Luft gröſser ist als das Wasser, ermittelt. Die Zahl 772 ist aber nur richtig bei 0° C. und normalem Barometerstande; bei jedem Grade zunehmender Temperatur vermehrt sich das Volumen um das 0,003665 fache. Die Zahl 772 erhöht sich also bei wechselnder Temperatur um (1 + 0,003665 t) und im Verhält- nis des normalen zu dem wirklichen Barometerstande. Aber auch die so ermittelte Geschwindigkeit bedarf noch einer Korrektur wegen der Kontraktion der Düse. Diese haben d’Au- buisson, Schmidt und Koch durch sorgfältige Versuche zu er- mitteln gesucht. d’Aubuisson fand die Zahl 0,94, die aber nach den Ermittelungen von Schmidt und namentlich denen von Koch etwas zu hoch erscheint. Buff hat aus den Versuchen von Koch diesen Koeffizienten genauer = 0,92 (4 — 0,084 [FORMEL]) ermittelt, wobei M den Manometerstand in rhein. Zoll Quecksilber bedeutet. Auf dieser Grundlage läſst sich die Geschwindigkeit des Windes, sowohl des warmen wie des kalten, berechnen. Die Windmenge ist aber gleich der Ausströmungsgeschwindigkeit mal dem Querschnitt 1). Über den Einfluſs, welchen der Feuchtigkeitszustand der Luft auf das Luftvolumen ausübt, hat G. G. Schmidt genaue Versuche angestellt und nach den Angaben des hundertteiligen Hygrometers eine Tabelle berechnet 2). Da aber die Berechnung der Windmenge in jedem einzelnen Falle für den Praktiker zu umständlich und zeitraubend sein würde, hat man auf Grund der aufgestellten Formeln Tabellen berechnet, welche es dem Techniker sofort ermöglichen, für jede Pressung und Düsen- weite die richtige Windmenge zu ermitteln. Eine umfangreiche Tabelle dieser Art hat von Huene in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung vom 28. August 1844 veröffent- licht. Dieselbe giebt nach der von Oberbergrat Althaus in Sayn korrigierten Formel die Windmenge in Kubikfuſs für Pressungen von 0,229 bis 1,375 Pfd. auf den Quadratzoll bei Düsendurchmessern von 1,354 bis 3,025 Zoll. — Tunner hat in seinem „wohlunterrichteten Hammermeister“ eine tabellarische Zusammenstellung der Windmengen 1) Die genaueren Formeln sind entwickelt von Karsten a. a. O., §. 608 bis 617, Scheerer I, 460 bis 467, Valerius, Roheisenfabrikation, §. 269. 2) Siehe Grens n. Journ. d. Physik, IV, 320 und Karsten, l. c., § 611. Beck, Geschichte des Eisens. 32

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/513>, abgerufen am 29.03.2024.