Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
betragen. Die grössere Weite des Schachtes kann bis zu einem gewissen
Grade die grössere Höhe desselben ersetzen.

Die Beschickung bedarf zu ihrer Vorbereitung einer gewissen
Zeit. Das Verweilen in den einzelnen Teilen des Schachtes muss ein
der Natur der Beschickung und dem zu erzielenden Produkte ent-
sprechendes sein. Von grossem Einfluss ist der Rastwinkel. Weniger
giebt in seinem praktischen Schmelzmeister an, dass nach seiner Er-
fahrung der Kohlenverbrauch bei Rastwinkeln von 65°, 55°, 45°, 25°
sich verhalte wie 31/4, 21/4, 11/2, 1 1/8 . Doch kamen hierbei jeden-
falls noch andere Umstände mit in Betracht.

Die Analysen der Hochofengase haben über die Vorgänge in den
verschiedenen Ofenhöhen Licht verbreitet. Es hat sich bestätigt, dass
die Trocknung, Röstung, d. h. die Austreibung des chemisch gebundenen
Wassers und der Kohlensäure, sodann die Reduktion, hierauf die
Kohlung und endlich die Schlackenbildung und Schmelzung in ver-
schiedenen aufeinanderfolgenden Tiefen des Hochofens von der Gicht
aus vor sich gingen. Scheerer hat deshalb den Inhalt des Hoch-
ofens der Höhe nach in fünf Zonen (s. Fig. 155, S. 511) eingeteilt: 1. die
Vorwärmezone a b, 2. die Reduktionszone b c, 3. die Kohlungszone cd,
4. die Schmelzzone d e, und 5. die Oxydations- oder Verbrennungs-
zone ef.

In der Vorwärmezone findet die Trocknung der Beschickung
und die Austreibung des hygroskopischen Wassers statt. Hier herrscht
eine niedrige Temperatur, deren untere Grenze etwa 400° beträgt.
Bei dieser Temperatur beginnt die Reduktionszone, welche den
grössten Raum des Hochofens einnimmt. Die Reduktion zerfällt
wieder in zwei Vorgänge: 1. in die Reduktion des Oxyds zu Oxydul,
oder zu einer dem Hammerschlag analogen Sauerstoffverbindung des
Eisens (Fe6. Fe); 2. in die Reduktion dieses Oxyduls zu metallischem
Eisen. So lange noch unreduziertes Oxydul vorhanden ist, kann die
Kohlung des Eisens kaum beginnen und findet jedenfalls nur sehr
langsam statt.

Ebelman1) untersuchte Erzstücke, welche er mittels einer be-
sonderen Vorrichtung dem Kohlensacke zweier Hochöfen entnahm.
Diese Erze hatten die folgende Zusammensetzung: A ist das Erz im
rohen Zustande, B in dem Zustande, wie es dem Kohlensacke ent-
nommen worden war.


1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, XVI, 582.

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
betragen. Die gröſsere Weite des Schachtes kann bis zu einem gewissen
Grade die gröſsere Höhe desselben ersetzen.

Die Beschickung bedarf zu ihrer Vorbereitung einer gewissen
Zeit. Das Verweilen in den einzelnen Teilen des Schachtes muſs ein
der Natur der Beschickung und dem zu erzielenden Produkte ent-
sprechendes sein. Von groſsem Einfluſs ist der Rastwinkel. Weniger
giebt in seinem praktischen Schmelzmeister an, daſs nach seiner Er-
fahrung der Kohlenverbrauch bei Rastwinkeln von 65°, 55°, 45°, 25°
sich verhalte wie 3¼, 2¼, 1½, 1⅛. Doch kamen hierbei jeden-
falls noch andere Umstände mit in Betracht.

Die Analysen der Hochofengase haben über die Vorgänge in den
verschiedenen Ofenhöhen Licht verbreitet. Es hat sich bestätigt, daſs
die Trocknung, Röstung, d. h. die Austreibung des chemisch gebundenen
Wassers und der Kohlensäure, sodann die Reduktion, hierauf die
Kohlung und endlich die Schlackenbildung und Schmelzung in ver-
schiedenen aufeinanderfolgenden Tiefen des Hochofens von der Gicht
aus vor sich gingen. Scheerer hat deshalb den Inhalt des Hoch-
ofens der Höhe nach in fünf Zonen (s. Fig. 155, S. 511) eingeteilt: 1. die
Vorwärmezone a b, 2. die Reduktionszone b c, 3. die Kohlungszone cd,
4. die Schmelzzone d e, und 5. die Oxydations- oder Verbrennungs-
zone ef.

In der Vorwärmezone findet die Trocknung der Beschickung
und die Austreibung des hygroskopischen Wassers statt. Hier herrscht
eine niedrige Temperatur, deren untere Grenze etwa 400° beträgt.
Bei dieser Temperatur beginnt die Reduktionszone, welche den
gröſsten Raum des Hochofens einnimmt. Die Reduktion zerfällt
wieder in zwei Vorgänge: 1. in die Reduktion des Oxyds zu Oxydul,
oder zu einer dem Hammerschlag analogen Sauerstoffverbindung des
Eisens (Fe6. Fe); 2. in die Reduktion dieses Oxyduls zu metallischem
Eisen. So lange noch unreduziertes Oxydul vorhanden ist, kann die
Kohlung des Eisens kaum beginnen und findet jedenfalls nur sehr
langsam statt.

Ebelman1) untersuchte Erzstücke, welche er mittels einer be-
sonderen Vorrichtung dem Kohlensacke zweier Hochöfen entnahm.
Diese Erze hatten die folgende Zusammensetzung: A ist das Erz im
rohen Zustande, B in dem Zustande, wie es dem Kohlensacke ent-
nommen worden war.


1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, XVI, 582.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0524" n="508"/><fw place="top" type="header">Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.</fw><lb/>
betragen. Die grö&#x017F;sere Weite des Schachtes kann bis zu einem gewissen<lb/>
Grade die grö&#x017F;sere Höhe desselben ersetzen.</p><lb/>
              <p>Die Beschickung bedarf zu ihrer Vorbereitung einer gewissen<lb/>
Zeit. Das Verweilen in den einzelnen Teilen des Schachtes mu&#x017F;s ein<lb/>
der Natur der Beschickung und dem zu erzielenden Produkte ent-<lb/>
sprechendes sein. Von gro&#x017F;sem Einflu&#x017F;s ist der Rastwinkel. <hi rendition="#g">Weniger</hi><lb/>
giebt in seinem praktischen Schmelzmeister an, da&#x017F;s nach seiner Er-<lb/>
fahrung der Kohlenverbrauch bei Rastwinkeln von 65°, 55°, 45°, 25°<lb/>
sich verhalte wie 3¼, 2¼, 1½, 1&#x215B;. Doch kamen hierbei jeden-<lb/>
falls noch andere Umstände mit in Betracht.</p><lb/>
              <p>Die Analysen der Hochofengase haben über die Vorgänge in den<lb/>
verschiedenen Ofenhöhen Licht verbreitet. Es hat sich bestätigt, da&#x017F;s<lb/>
die Trocknung, Röstung, d. h. die Austreibung des chemisch gebundenen<lb/>
Wassers und der Kohlensäure, sodann die Reduktion, hierauf die<lb/>
Kohlung und endlich die Schlackenbildung und Schmelzung in ver-<lb/>
schiedenen aufeinanderfolgenden Tiefen des Hochofens von der Gicht<lb/>
aus vor sich gingen. <hi rendition="#g">Scheerer</hi> hat deshalb den Inhalt des Hoch-<lb/>
ofens der Höhe nach in fünf Zonen (s. Fig. 155, S. 511) eingeteilt: 1. die<lb/>
Vorwärmezone <hi rendition="#i">a b</hi>, 2. die Reduktionszone <hi rendition="#i">b c</hi>, 3. die Kohlungszone <hi rendition="#i">cd</hi>,<lb/>
4. die Schmelzzone <hi rendition="#i">d e</hi>, und 5. die Oxydations- oder Verbrennungs-<lb/>
zone <hi rendition="#i">ef</hi>.</p><lb/>
              <p>In der <hi rendition="#g">Vorwärmezone</hi> findet die Trocknung der Beschickung<lb/>
und die Austreibung des hygroskopischen Wassers statt. Hier herrscht<lb/>
eine niedrige Temperatur, deren untere Grenze etwa 400° beträgt.<lb/>
Bei dieser Temperatur beginnt die <hi rendition="#g">Reduktionszone</hi>, welche den<lb/>
grö&#x017F;sten Raum des Hochofens einnimmt. Die Reduktion zerfällt<lb/>
wieder in zwei Vorgänge: 1. in die Reduktion des Oxyds zu Oxydul,<lb/>
oder zu einer dem Hammerschlag analogen Sauerstoffverbindung des<lb/>
Eisens (Fe<hi rendition="#sup">6</hi>. Fe); 2. in die Reduktion dieses Oxyduls zu metallischem<lb/>
Eisen. So lange noch unreduziertes Oxydul vorhanden ist, kann die<lb/>
Kohlung des Eisens kaum beginnen und findet jedenfalls nur sehr<lb/>
langsam statt.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Ebelman</hi><note place="foot" n="1)">Siehe Annales des mines, 3. Serie, XVI, 582.</note> untersuchte Erzstücke, welche er mittels einer be-<lb/>
sonderen Vorrichtung dem Kohlensacke zweier Hochöfen entnahm.<lb/>
Diese Erze hatten die folgende Zusammensetzung: A ist das Erz im<lb/>
rohen Zustande, B in dem Zustande, wie es dem Kohlensacke ent-<lb/>
nommen worden war.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0524] Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850. betragen. Die gröſsere Weite des Schachtes kann bis zu einem gewissen Grade die gröſsere Höhe desselben ersetzen. Die Beschickung bedarf zu ihrer Vorbereitung einer gewissen Zeit. Das Verweilen in den einzelnen Teilen des Schachtes muſs ein der Natur der Beschickung und dem zu erzielenden Produkte ent- sprechendes sein. Von groſsem Einfluſs ist der Rastwinkel. Weniger giebt in seinem praktischen Schmelzmeister an, daſs nach seiner Er- fahrung der Kohlenverbrauch bei Rastwinkeln von 65°, 55°, 45°, 25° sich verhalte wie 3¼, 2¼, 1½, 1⅛. Doch kamen hierbei jeden- falls noch andere Umstände mit in Betracht. Die Analysen der Hochofengase haben über die Vorgänge in den verschiedenen Ofenhöhen Licht verbreitet. Es hat sich bestätigt, daſs die Trocknung, Röstung, d. h. die Austreibung des chemisch gebundenen Wassers und der Kohlensäure, sodann die Reduktion, hierauf die Kohlung und endlich die Schlackenbildung und Schmelzung in ver- schiedenen aufeinanderfolgenden Tiefen des Hochofens von der Gicht aus vor sich gingen. Scheerer hat deshalb den Inhalt des Hoch- ofens der Höhe nach in fünf Zonen (s. Fig. 155, S. 511) eingeteilt: 1. die Vorwärmezone a b, 2. die Reduktionszone b c, 3. die Kohlungszone cd, 4. die Schmelzzone d e, und 5. die Oxydations- oder Verbrennungs- zone ef. In der Vorwärmezone findet die Trocknung der Beschickung und die Austreibung des hygroskopischen Wassers statt. Hier herrscht eine niedrige Temperatur, deren untere Grenze etwa 400° beträgt. Bei dieser Temperatur beginnt die Reduktionszone, welche den gröſsten Raum des Hochofens einnimmt. Die Reduktion zerfällt wieder in zwei Vorgänge: 1. in die Reduktion des Oxyds zu Oxydul, oder zu einer dem Hammerschlag analogen Sauerstoffverbindung des Eisens (Fe6. Fe); 2. in die Reduktion dieses Oxyduls zu metallischem Eisen. So lange noch unreduziertes Oxydul vorhanden ist, kann die Kohlung des Eisens kaum beginnen und findet jedenfalls nur sehr langsam statt. Ebelman 1) untersuchte Erzstücke, welche er mittels einer be- sonderen Vorrichtung dem Kohlensacke zweier Hochöfen entnahm. Diese Erze hatten die folgende Zusammensetzung: A ist das Erz im rohen Zustande, B in dem Zustande, wie es dem Kohlensacke ent- nommen worden war. 1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, XVI, 582.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/524
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/524>, abgerufen am 19.04.2024.