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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.
schon die ersten Drahtseile in den ungarischen Bergwerken verwendet,
und Wurm erfand seine Seilmaschine.

Eine andere verwandte Erfindung aus dem Jahre 1832 verdient
hier Erwähnung, es waren dies die gegliederten, sogenannten Sicher-
heitsketten von Galle 1). Diese Ketten bildeten gewissermassen eine
gegliederte Zahnstange, in welche ein Zahnrad eingreifen konnte. Man
konnte sie zum Heben beträchtlicher Lasten benutzen.

Die Fabrikation zwischen Walzen geschweisster Rohre
war zuerst in England, wo die Gasbeleuchtung immer mehr Anwen-
dung fand, zu einem wichtigen Industriezweige geworden. Cornelius
Whitehouse
zu Wednesbury war 1825 die Fabrikation geschweisster
Rohre, welche namentlich als Gasrohre sehr begehrt waren, gelungen.
Er hatte seine Rohre schweisswarm durch Zieheisen gezogen. Th. H.
Russel zu Birmingham verbesserte das Verfahren 1836, indem er die
Eisenschienen unter Walzen in die annähernd richtige Rohrgestalt
bog und sie dann weissglühend durch Zieheisen zog. Gandillot in
Paris führte 1840 das Biegen mit einer Hebelpresse aus. Auf der
Hütte zu Abainville (Depart. Maas) liess Rigaud 1846 das Band-
eisen noch in einer Rinne mit Hämmern biegen und dann in zwei
Schweisshitzen durch zwei Zieheisen ziehen. Das Schweissen geschah
aber auch statt in Zieheisen zwischen Walzen. J. J. Russel und Th.
H. Russel bedienten sich dazu 1844 und 1845 einer Walze, nachdem
sie schon früher die Röhren mit einer Schleppzange durch die Wal-
zen, die in diesem Falle als Zieheisen dienten, gezogen hatten. Ein
eigenartiges Walzwerk aus drei oder vier nach Art einer Seilrolle
auf der Randfläche ausgehöhlten Scheiben, durch deren Zusammen-
stellung sich die runde Öffnung zur Durchführung des Rohres bil-
dete, hatte Richard Prossen von Birmingham 1840 eingeführt.
Charles Fox nahm am 24. Febr. 1847 ein Patent auf das Schweissen
von Eisen unter hydraulischen Pressen (Nr. 11598).

Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.

Eine bedeutende Zunahme erfuhr der Eisenverbrauch durch den
Aufschwung der Maschinenfabrikation in dieser Periode. Der Bau
von Dampfschiffen und Eisenbahnen gab hierzu den mächtigen An-
stoss. In allen Zweigen der Industrie suchte man bereits die Menschen-

1) Siehe Bulletin de la Societe d'encouragement, Oktober 1832 und Dingler,
Polyt. Journ. 1833, Bd. 48, S. 42.

Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.
schon die ersten Drahtseile in den ungarischen Bergwerken verwendet,
und Wurm erfand seine Seilmaschine.

Eine andere verwandte Erfindung aus dem Jahre 1832 verdient
hier Erwähnung, es waren dies die gegliederten, sogenannten Sicher-
heitsketten von Galle 1). Diese Ketten bildeten gewissermaſsen eine
gegliederte Zahnstange, in welche ein Zahnrad eingreifen konnte. Man
konnte sie zum Heben beträchtlicher Lasten benutzen.

Die Fabrikation zwischen Walzen geschweiſster Rohre
war zuerst in England, wo die Gasbeleuchtung immer mehr Anwen-
dung fand, zu einem wichtigen Industriezweige geworden. Cornelius
Whitehouse
zu Wednesbury war 1825 die Fabrikation geschweiſster
Rohre, welche namentlich als Gasrohre sehr begehrt waren, gelungen.
Er hatte seine Rohre schweiſswarm durch Zieheisen gezogen. Th. H.
Russel zu Birmingham verbesserte das Verfahren 1836, indem er die
Eisenschienen unter Walzen in die annähernd richtige Rohrgestalt
bog und sie dann weiſsglühend durch Zieheisen zog. Gandillot in
Paris führte 1840 das Biegen mit einer Hebelpresse aus. Auf der
Hütte zu Abainville (Depart. Maas) lieſs Rigaud 1846 das Band-
eisen noch in einer Rinne mit Hämmern biegen und dann in zwei
Schweiſshitzen durch zwei Zieheisen ziehen. Das Schweiſsen geschah
aber auch statt in Zieheisen zwischen Walzen. J. J. Russel und Th.
H. Russel bedienten sich dazu 1844 und 1845 einer Walze, nachdem
sie schon früher die Röhren mit einer Schleppzange durch die Wal-
zen, die in diesem Falle als Zieheisen dienten, gezogen hatten. Ein
eigenartiges Walzwerk aus drei oder vier nach Art einer Seilrolle
auf der Randfläche ausgehöhlten Scheiben, durch deren Zusammen-
stellung sich die runde Öffnung zur Durchführung des Rohres bil-
dete, hatte Richard Prossen von Birmingham 1840 eingeführt.
Charles Fox nahm am 24. Febr. 1847 ein Patent auf das Schweiſsen
von Eisen unter hydraulischen Pressen (Nr. 11598).

Maschinenfabrikation 1831 bis 1850.

Eine bedeutende Zunahme erfuhr der Eisenverbrauch durch den
Aufschwung der Maschinenfabrikation in dieser Periode. Der Bau
von Dampfschiffen und Eisenbahnen gab hierzu den mächtigen An-
stoſs. In allen Zweigen der Industrie suchte man bereits die Menschen-

1) Siehe Bulletin de la Société d’encouragement, Oktober 1832 und Dingler,
Polyt. Journ. 1833, Bd. 48, S. 42.
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[638/0654] Maschinenfabrikation 1831 bis 1850. schon die ersten Drahtseile in den ungarischen Bergwerken verwendet, und Wurm erfand seine Seilmaschine. Eine andere verwandte Erfindung aus dem Jahre 1832 verdient hier Erwähnung, es waren dies die gegliederten, sogenannten Sicher- heitsketten von Galle 1). Diese Ketten bildeten gewissermaſsen eine gegliederte Zahnstange, in welche ein Zahnrad eingreifen konnte. Man konnte sie zum Heben beträchtlicher Lasten benutzen. Die Fabrikation zwischen Walzen geschweiſster Rohre war zuerst in England, wo die Gasbeleuchtung immer mehr Anwen- dung fand, zu einem wichtigen Industriezweige geworden. Cornelius Whitehouse zu Wednesbury war 1825 die Fabrikation geschweiſster Rohre, welche namentlich als Gasrohre sehr begehrt waren, gelungen. Er hatte seine Rohre schweiſswarm durch Zieheisen gezogen. Th. H. Russel zu Birmingham verbesserte das Verfahren 1836, indem er die Eisenschienen unter Walzen in die annähernd richtige Rohrgestalt bog und sie dann weiſsglühend durch Zieheisen zog. Gandillot in Paris führte 1840 das Biegen mit einer Hebelpresse aus. Auf der Hütte zu Abainville (Depart. Maas) lieſs Rigaud 1846 das Band- eisen noch in einer Rinne mit Hämmern biegen und dann in zwei Schweiſshitzen durch zwei Zieheisen ziehen. Das Schweiſsen geschah aber auch statt in Zieheisen zwischen Walzen. J. J. Russel und Th. H. Russel bedienten sich dazu 1844 und 1845 einer Walze, nachdem sie schon früher die Röhren mit einer Schleppzange durch die Wal- zen, die in diesem Falle als Zieheisen dienten, gezogen hatten. Ein eigenartiges Walzwerk aus drei oder vier nach Art einer Seilrolle auf der Randfläche ausgehöhlten Scheiben, durch deren Zusammen- stellung sich die runde Öffnung zur Durchführung des Rohres bil- dete, hatte Richard Prossen von Birmingham 1840 eingeführt. Charles Fox nahm am 24. Febr. 1847 ein Patent auf das Schweiſsen von Eisen unter hydraulischen Pressen (Nr. 11598). Maschinenfabrikation 1831 bis 1850. Eine bedeutende Zunahme erfuhr der Eisenverbrauch durch den Aufschwung der Maschinenfabrikation in dieser Periode. Der Bau von Dampfschiffen und Eisenbahnen gab hierzu den mächtigen An- stoſs. In allen Zweigen der Industrie suchte man bereits die Menschen- 1) Siehe Bulletin de la Société d’encouragement, Oktober 1832 und Dingler, Polyt. Journ. 1833, Bd. 48, S. 42.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/654>, abgerufen am 23.04.2024.