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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.

Bei der anderen Art von Röstöfen, welche mit Flammenfeuer
betrieben wurden, befanden sich die Erze ohne Brennmaterial im
Schachte des Ofens und erhielten die nötige Hitze aus einem oder
mehreren Feuerräumen, die seitlich angebracht waren. Die Feuerung
geschah hierbei mit Holz. Diese Art Öfen hatten grosse Ähnlichkeit
mit Porzellan- oder Töpferöfen.

Das Verschmelzen der Erze geschah zwar zu jener Zeit meistens
in Hochöfen, doch waren auch in manchen Gegenden noch Blauöfen
in Gebrauch. Es ist von Interesse, dass Karsten damals diesen
unter Umständen den Vorzug gab. Erze, die wenig Schlacke geben,
sagte er, die folglich sehr reich sind und sich dabei nicht schwer
reduzieren lassen, müssen, wenn sie vorteilhaft verarbeitet werden
sollen, in Blauöfen mit zusammengezogenem Schmelzraum verschmolzen
werden. Überhaupt ist der Betrieb des Blauofens dem der Hochöfen
in allen den Fällen vorzuziehen, wo man leichtflüssige und gutartige
Erze, die auch bei einiger Übersetzung des Hochofens noch immer
gutartiges Eisen geben, verarbeitet. Alle schwer reduzierbaren Erze
werden am besten in Hochöfen verschmolzen und nicht in hohen
Blauöfen, namentlich wenn man auf graues Roheisen arbeitet. -- "Ob
eine zu grosse Höhe des Hochofens überhaupt nachteilig werden kann,
ist noch nicht entschieden."

Das Brennmaterial.

Die Lehre von den Brennmaterialien, deren grosse
Bedeutung für den Eisenhüttenmann Karsten mit Recht hervorhebt,
hat in diesem Zeitabschnitte grosse Fortschritte gemacht. Mushet
untersuchte im Anfang des Jahrhunderts viele Holzarten auf ihre
Zusammensetzung 1). Graf Rumford hat durch seine vortreffliche
Untersuchung der Holzarten und Holzkohlen vom Jahre 1811 und
1812 grosses Licht über diesen Gegenstand verbreitet 2). Schon Birin-
guccio
hatte auf den ungleichen Brennwert verschiedener Holzarten
und der daraus dargestellten Holzkohlen hingewiesen (Bd. II, S. 95);
in der Praxis unterschied man längst zwischen harten und weichen

1) Annales des arts et manufactures, T. IX, p. 29.
2) Recherches sur les bois et le charbon par le Comte de Rumford, Paris
1812. Vorgelesen in der Sitzung der ersten Klasse des französischen Instituts am
30. Dezember 1811, 28. September und 5. Oktober 1812. Deutsch in Schweiggers
Journal für Chemie und Physik, Bd. VIII, S. 160.
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.

Bei der anderen Art von Röstöfen, welche mit Flammenfeuer
betrieben wurden, befanden sich die Erze ohne Brennmaterial im
Schachte des Ofens und erhielten die nötige Hitze aus einem oder
mehreren Feuerräumen, die seitlich angebracht waren. Die Feuerung
geschah hierbei mit Holz. Diese Art Öfen hatten groſse Ähnlichkeit
mit Porzellan- oder Töpferöfen.

Das Verschmelzen der Erze geschah zwar zu jener Zeit meistens
in Hochöfen, doch waren auch in manchen Gegenden noch Blauöfen
in Gebrauch. Es ist von Interesse, daſs Karsten damals diesen
unter Umständen den Vorzug gab. Erze, die wenig Schlacke geben,
sagte er, die folglich sehr reich sind und sich dabei nicht schwer
reduzieren lassen, müssen, wenn sie vorteilhaft verarbeitet werden
sollen, in Blauöfen mit zusammengezogenem Schmelzraum verschmolzen
werden. Überhaupt ist der Betrieb des Blauofens dem der Hochöfen
in allen den Fällen vorzuziehen, wo man leichtflüssige und gutartige
Erze, die auch bei einiger Übersetzung des Hochofens noch immer
gutartiges Eisen geben, verarbeitet. Alle schwer reduzierbaren Erze
werden am besten in Hochöfen verschmolzen und nicht in hohen
Blauöfen, namentlich wenn man auf graues Roheisen arbeitet. — „Ob
eine zu groſse Höhe des Hochofens überhaupt nachteilig werden kann,
ist noch nicht entschieden.“

Das Brennmaterial.

Die Lehre von den Brennmaterialien, deren groſse
Bedeutung für den Eisenhüttenmann Karsten mit Recht hervorhebt,
hat in diesem Zeitabschnitte groſse Fortschritte gemacht. Mushet
untersuchte im Anfang des Jahrhunderts viele Holzarten auf ihre
Zusammensetzung 1). Graf Rumford hat durch seine vortreffliche
Untersuchung der Holzarten und Holzkohlen vom Jahre 1811 und
1812 groſses Licht über diesen Gegenstand verbreitet 2). Schon Birin-
guccio
hatte auf den ungleichen Brennwert verschiedener Holzarten
und der daraus dargestellten Holzkohlen hingewiesen (Bd. II, S. 95);
in der Praxis unterschied man längst zwischen harten und weichen

1) Annales des arts et manufactures, T. IX, p. 29.
2) Recherches sur les bois et le charbon par le Comte de Rumford, Paris
1812. Vorgelesen in der Sitzung der ersten Klasse des französischen Instituts am
30. Dezember 1811, 28. September und 5. Oktober 1812. Deutsch in Schweiggers
Journal für Chemie und Physik, Bd. VIII, S. 160.
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[52/0068] Das Brennmaterial 1801 bis 1815. Bei der anderen Art von Röstöfen, welche mit Flammenfeuer betrieben wurden, befanden sich die Erze ohne Brennmaterial im Schachte des Ofens und erhielten die nötige Hitze aus einem oder mehreren Feuerräumen, die seitlich angebracht waren. Die Feuerung geschah hierbei mit Holz. Diese Art Öfen hatten groſse Ähnlichkeit mit Porzellan- oder Töpferöfen. Das Verschmelzen der Erze geschah zwar zu jener Zeit meistens in Hochöfen, doch waren auch in manchen Gegenden noch Blauöfen in Gebrauch. Es ist von Interesse, daſs Karsten damals diesen unter Umständen den Vorzug gab. Erze, die wenig Schlacke geben, sagte er, die folglich sehr reich sind und sich dabei nicht schwer reduzieren lassen, müssen, wenn sie vorteilhaft verarbeitet werden sollen, in Blauöfen mit zusammengezogenem Schmelzraum verschmolzen werden. Überhaupt ist der Betrieb des Blauofens dem der Hochöfen in allen den Fällen vorzuziehen, wo man leichtflüssige und gutartige Erze, die auch bei einiger Übersetzung des Hochofens noch immer gutartiges Eisen geben, verarbeitet. Alle schwer reduzierbaren Erze werden am besten in Hochöfen verschmolzen und nicht in hohen Blauöfen, namentlich wenn man auf graues Roheisen arbeitet. — „Ob eine zu groſse Höhe des Hochofens überhaupt nachteilig werden kann, ist noch nicht entschieden.“ Das Brennmaterial. Die Lehre von den Brennmaterialien, deren groſse Bedeutung für den Eisenhüttenmann Karsten mit Recht hervorhebt, hat in diesem Zeitabschnitte groſse Fortschritte gemacht. Mushet untersuchte im Anfang des Jahrhunderts viele Holzarten auf ihre Zusammensetzung 1). Graf Rumford hat durch seine vortreffliche Untersuchung der Holzarten und Holzkohlen vom Jahre 1811 und 1812 groſses Licht über diesen Gegenstand verbreitet 2). Schon Birin- guccio hatte auf den ungleichen Brennwert verschiedener Holzarten und der daraus dargestellten Holzkohlen hingewiesen (Bd. II, S. 95); in der Praxis unterschied man längst zwischen harten und weichen 1) Annales des arts et manufactures, T. IX, p. 29. 2) Recherches sur les bois et le charbon par le Comte de Rumford, Paris 1812. Vorgelesen in der Sitzung der ersten Klasse des französischen Instituts am 30. Dezember 1811, 28. September und 5. Oktober 1812. Deutsch in Schweiggers Journal für Chemie und Physik, Bd. VIII, S. 160.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/68>, abgerufen am 19.04.2024.