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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Frankreich 1831 bis 1850.
Departement des Niederrheins Niederbronn, Jägerthal, Reichshofen
und Zinsweiler.

7. Die Gruppe der Champagne und Burgund zählte
152 Hütten mit 121 Hochöfen und begriff in sich das Departement
Haute-Marne, den südwestlichen Teil des Departements Cote d'or, das
Bassin der Seine und ihrer Zuflüsse, den südlichen Teil des Departe-
ments der Maas, den nordwestlichen der Vogesen und die Departements
Isonne und Marne. Diese Gruppe war für die Entwickelungsgeschichte
der französischen Industrie von besonderer Bedeutung dadurch, dass
sich hier der gemischte Betrieb ausgebildet hatte, den man als
Methode der Champagne bezeichnet. Bei dieser wurde das meist
in Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen ohne vorheriges Feinen in
Flammöfen mit Steinkohlen gepuddelt und in Wärmfeuern mit Stein-
kohlen ausgeheizt. Statt der Wärmfeuer fing man bereits an, Flamm-
schweissöfen zu verwenden. Dadurch, dass das Frischen mit Stein-
kohlen geschah, wurde viel Holz gespart, das zur Vermehrung der
Roheisenproduktion verwendet werden konnte. Die Steinkohlen wurden
nur aus französischen Gruben, in dem Seine- et Loire- und Loire-
Departement, die ziemlich weit entfernt waren, bezogen.

Bei den Hochöfen zu Eclaron und Allichamp setzte man den
Holzkohlen 5 bis 6 Proz. Koks zu, auf einigen anderen Hütten rohes
und halbverkohltes Holz. Dass die Puddelöfen Vorwärmherde hatten,
ist früher erwähnt worden. In der Hütte zu Sionne wurde der Dampf
für das Walzwerk durch die abgehenden Flammen von zwei Puddel-
öfen und einem Schweissofen erzeugt.

8. Die Gruppe des Centrums mit 124 Hüttenwerken, 49 Holz-
kohlenhochöfen, 4 Kokshochöfen, 4 mit Holzkohlen und Koks betriebenen
Öfen in den Departements Nievre, Saone und Loire, Cher und Allier.
In diesem Gebiete, in dem Steinkohlen bei Creusot, Blanzy und bei
Commentry vorkommen, waren die verschiedensten Frischmethoden ver-
treten.

Die Hochöfen von Lavache, Bizy und Raveau wurden mit er-
hitzter Gebläseluft betrieben. Auf dem Puddlingswerke zu Imphy hatte
man mit einem Zusatze von Braunstein, Kochsalz und gebranntem
Kalk beim Puddlen gute Erfolge erzielt. Man heizte hier mit der
abgehenden Wärme der Frischherde auch die Dampfkessel. Hier und
zu Fourchambault erhielt man durch Auswalzen des in Comteschmieden
gefrischten Eisens ein vortreffliches Material für die Artillerie und
zu dem Seileisen für die Marine.

In dem Departement Saone und Loire lag das berühmte Hütten-

Frankreich 1831 bis 1850.
Departement des Niederrheins Niederbronn, Jägerthal, Reichshofen
und Zinsweiler.

7. Die Gruppe der Champagne und Burgund zählte
152 Hütten mit 121 Hochöfen und begriff in sich das Departement
Haute-Marne, den südwestlichen Teil des Departements Côte d’or, das
Bassin der Seine und ihrer Zuflüsse, den südlichen Teil des Departe-
ments der Maas, den nordwestlichen der Vogesen und die Departements
Isonne und Marne. Diese Gruppe war für die Entwickelungsgeschichte
der französischen Industrie von besonderer Bedeutung dadurch, daſs
sich hier der gemischte Betrieb ausgebildet hatte, den man als
Methode der Champagne bezeichnet. Bei dieser wurde das meist
in Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen ohne vorheriges Feinen in
Flammöfen mit Steinkohlen gepuddelt und in Wärmfeuern mit Stein-
kohlen ausgeheizt. Statt der Wärmfeuer fing man bereits an, Flamm-
schweiſsöfen zu verwenden. Dadurch, daſs das Frischen mit Stein-
kohlen geschah, wurde viel Holz gespart, das zur Vermehrung der
Roheisenproduktion verwendet werden konnte. Die Steinkohlen wurden
nur aus französischen Gruben, in dem Seine- et Loire- und Loire-
Departement, die ziemlich weit entfernt waren, bezogen.

Bei den Hochöfen zu Éclaron und Allichamp setzte man den
Holzkohlen 5 bis 6 Proz. Koks zu, auf einigen anderen Hütten rohes
und halbverkohltes Holz. Dass die Puddelöfen Vorwärmherde hatten,
ist früher erwähnt worden. In der Hütte zu Sionne wurde der Dampf
für das Walzwerk durch die abgehenden Flammen von zwei Puddel-
öfen und einem Schweiſsofen erzeugt.

8. Die Gruppe des Centrums mit 124 Hüttenwerken, 49 Holz-
kohlenhochöfen, 4 Kokshochöfen, 4 mit Holzkohlen und Koks betriebenen
Öfen in den Departements Nièvre, Saône und Loire, Cher und Allier.
In diesem Gebiete, in dem Steinkohlen bei Creusot, Blanzy und bei
Commentry vorkommen, waren die verschiedensten Frischmethoden ver-
treten.

Die Hochöfen von Lavache, Bizy und Raveau wurden mit er-
hitzter Gebläseluft betrieben. Auf dem Puddlingswerke zu Imphy hatte
man mit einem Zusatze von Braunstein, Kochsalz und gebranntem
Kalk beim Puddlen gute Erfolge erzielt. Man heizte hier mit der
abgehenden Wärme der Frischherde auch die Dampfkessel. Hier und
zu Fourchambault erhielt man durch Auswalzen des in Comtéschmieden
gefrischten Eisens ein vortreffliches Material für die Artillerie und
zu dem Seileisen für die Marine.

In dem Departement Saône und Loire lag das berühmte Hütten-

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[669/0685] Frankreich 1831 bis 1850. Departement des Niederrheins Niederbronn, Jägerthal, Reichshofen und Zinsweiler. 7. Die Gruppe der Champagne und Burgund zählte 152 Hütten mit 121 Hochöfen und begriff in sich das Departement Haute-Marne, den südwestlichen Teil des Departements Côte d’or, das Bassin der Seine und ihrer Zuflüsse, den südlichen Teil des Departe- ments der Maas, den nordwestlichen der Vogesen und die Departements Isonne und Marne. Diese Gruppe war für die Entwickelungsgeschichte der französischen Industrie von besonderer Bedeutung dadurch, daſs sich hier der gemischte Betrieb ausgebildet hatte, den man als Methode der Champagne bezeichnet. Bei dieser wurde das meist in Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen ohne vorheriges Feinen in Flammöfen mit Steinkohlen gepuddelt und in Wärmfeuern mit Stein- kohlen ausgeheizt. Statt der Wärmfeuer fing man bereits an, Flamm- schweiſsöfen zu verwenden. Dadurch, daſs das Frischen mit Stein- kohlen geschah, wurde viel Holz gespart, das zur Vermehrung der Roheisenproduktion verwendet werden konnte. Die Steinkohlen wurden nur aus französischen Gruben, in dem Seine- et Loire- und Loire- Departement, die ziemlich weit entfernt waren, bezogen. Bei den Hochöfen zu Éclaron und Allichamp setzte man den Holzkohlen 5 bis 6 Proz. Koks zu, auf einigen anderen Hütten rohes und halbverkohltes Holz. Dass die Puddelöfen Vorwärmherde hatten, ist früher erwähnt worden. In der Hütte zu Sionne wurde der Dampf für das Walzwerk durch die abgehenden Flammen von zwei Puddel- öfen und einem Schweiſsofen erzeugt. 8. Die Gruppe des Centrums mit 124 Hüttenwerken, 49 Holz- kohlenhochöfen, 4 Kokshochöfen, 4 mit Holzkohlen und Koks betriebenen Öfen in den Departements Nièvre, Saône und Loire, Cher und Allier. In diesem Gebiete, in dem Steinkohlen bei Creusot, Blanzy und bei Commentry vorkommen, waren die verschiedensten Frischmethoden ver- treten. Die Hochöfen von Lavache, Bizy und Raveau wurden mit er- hitzter Gebläseluft betrieben. Auf dem Puddlingswerke zu Imphy hatte man mit einem Zusatze von Braunstein, Kochsalz und gebranntem Kalk beim Puddlen gute Erfolge erzielt. Man heizte hier mit der abgehenden Wärme der Frischherde auch die Dampfkessel. Hier und zu Fourchambault erhielt man durch Auswalzen des in Comtéschmieden gefrischten Eisens ein vortreffliches Material für die Artillerie und zu dem Seileisen für die Marine. In dem Departement Saône und Loire lag das berühmte Hütten-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/685>, abgerufen am 23.04.2024.