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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Eisengiesserei 1851 bis 1860.
wichtige Verbesserung durch die Einführung des Kupolofens von
William Ireland. Sein Patent ist vom 25. Juli 1853 (Nr. 1745);
in der Beschreibung giebt er an, dass sein Schmelzofen höher
sei, als seither gebräuchlich, dass der Ofen über dem Schmelzraume
eine Rast habe und unter demselben sich gleichfalls erweitere, um
mehr Eisen fassen zu können. Er spricht nur von einer Form; es
soll mit heissem Winde geblasen werden; der Ofen soll 2 Fuss über
[Abbildung] Fig. 290.
die Form mit Koks gefüllt, und hierauf
die Eisenstücke kreuzweise derartig
gelegt werden, dass ihre Enden der
Form zugekehrt sind; die Zwischen-
räume sollen mit Brucheisen und Koks
ausgefüllt werden. So beschickt würde
der Ofen ohne Flamme schmelzen.
Die zuerst erwähnten Vorzüge waren
die wesentlichen, die danach erwähn-
ten liess man später zum Teil fallen.
Zu allgemeiner Kenntnis gelangte der
Irelandofen durch einen Vortrag von
John Fernie im Ingenieurverein zu
Birmingham, welcher im September-
heft des Civil Engineer and Architects
Journal von 1856 veröffentlicht wurde 1).
Es ist darin die Einrichtung eines
Irelandkupolofens in Verbindung mit
einem pneumatischen Aufzuge von
Fernie und Lloyds Ventilator, wie
solche in der Britanniagiesserei zu
Derby mit sehr gutem Erfolge ange-
wendet wurden, beschrieben. Der
Ofen, Fig. 290, war von der Bodenplatte
bis zur Gicht 121/2 Fuss hoch, während
diese Höhe bis dahin meist nur 6 bis 8 Fuss betragen hatte, mit der Esse
war er 27 Fuss hoch. Der Schmelzraum war zusammengezogen und
bildete den kleinsten Querschnitt des Ofens, während dies bei den seither
gebräuchlichen ausgebauchten Öfen umgekehrt war. Durch diese Ein-
richtungen und dadurch, dass man den Ofen bis zur Gicht gefüllt

1) Hieraus in Dinglers Journ., Bd. 142, S. 253 und Berg- u. hüttenm. Ztg.
1857, S. 55.

Eisengieſserei 1851 bis 1860.
wichtige Verbesserung durch die Einführung des Kupolofens von
William Ireland. Sein Patent ist vom 25. Juli 1853 (Nr. 1745);
in der Beschreibung giebt er an, daſs sein Schmelzofen höher
sei, als seither gebräuchlich, daſs der Ofen über dem Schmelzraume
eine Rast habe und unter demselben sich gleichfalls erweitere, um
mehr Eisen fassen zu können. Er spricht nur von einer Form; es
soll mit heiſsem Winde geblasen werden; der Ofen soll 2 Fuſs über
[Abbildung] Fig. 290.
die Form mit Koks gefüllt, und hierauf
die Eisenstücke kreuzweise derartig
gelegt werden, daſs ihre Enden der
Form zugekehrt sind; die Zwischen-
räume sollen mit Brucheisen und Koks
ausgefüllt werden. So beschickt würde
der Ofen ohne Flamme schmelzen.
Die zuerst erwähnten Vorzüge waren
die wesentlichen, die danach erwähn-
ten lieſs man später zum Teil fallen.
Zu allgemeiner Kenntnis gelangte der
Irelandofen durch einen Vortrag von
John Fernie im Ingenieurverein zu
Birmingham, welcher im September-
heft des Civil Engineer and Architects
Journal von 1856 veröffentlicht wurde 1).
Es ist darin die Einrichtung eines
Irelandkupolofens in Verbindung mit
einem pneumatischen Aufzuge von
Fernie und Lloyds Ventilator, wie
solche in der Britanniagieſserei zu
Derby mit sehr gutem Erfolge ange-
wendet wurden, beschrieben. Der
Ofen, Fig. 290, war von der Bodenplatte
bis zur Gicht 12½ Fuſs hoch, während
diese Höhe bis dahin meist nur 6 bis 8 Fuſs betragen hatte, mit der Esse
war er 27 Fuſs hoch. Der Schmelzraum war zusammengezogen und
bildete den kleinsten Querschnitt des Ofens, während dies bei den seither
gebräuchlichen ausgebauchten Öfen umgekehrt war. Durch diese Ein-
richtungen und dadurch, daſs man den Ofen bis zur Gicht gefüllt

1) Hieraus in Dinglers Journ., Bd. 142, S. 253 und Berg- u. hüttenm. Ztg.
1857, S. 55.
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[842/0858] Eisengieſserei 1851 bis 1860. wichtige Verbesserung durch die Einführung des Kupolofens von William Ireland. Sein Patent ist vom 25. Juli 1853 (Nr. 1745); in der Beschreibung giebt er an, daſs sein Schmelzofen höher sei, als seither gebräuchlich, daſs der Ofen über dem Schmelzraume eine Rast habe und unter demselben sich gleichfalls erweitere, um mehr Eisen fassen zu können. Er spricht nur von einer Form; es soll mit heiſsem Winde geblasen werden; der Ofen soll 2 Fuſs über [Abbildung Fig. 290.] die Form mit Koks gefüllt, und hierauf die Eisenstücke kreuzweise derartig gelegt werden, daſs ihre Enden der Form zugekehrt sind; die Zwischen- räume sollen mit Brucheisen und Koks ausgefüllt werden. So beschickt würde der Ofen ohne Flamme schmelzen. Die zuerst erwähnten Vorzüge waren die wesentlichen, die danach erwähn- ten lieſs man später zum Teil fallen. Zu allgemeiner Kenntnis gelangte der Irelandofen durch einen Vortrag von John Fernie im Ingenieurverein zu Birmingham, welcher im September- heft des Civil Engineer and Architects Journal von 1856 veröffentlicht wurde 1). Es ist darin die Einrichtung eines Irelandkupolofens in Verbindung mit einem pneumatischen Aufzuge von Fernie und Lloyds Ventilator, wie solche in der Britanniagieſserei zu Derby mit sehr gutem Erfolge ange- wendet wurden, beschrieben. Der Ofen, Fig. 290, war von der Bodenplatte bis zur Gicht 12½ Fuſs hoch, während diese Höhe bis dahin meist nur 6 bis 8 Fuſs betragen hatte, mit der Esse war er 27 Fuſs hoch. Der Schmelzraum war zusammengezogen und bildete den kleinsten Querschnitt des Ofens, während dies bei den seither gebräuchlichen ausgebauchten Öfen umgekehrt war. Durch diese Ein- richtungen und dadurch, daſs man den Ofen bis zur Gicht gefüllt 1) Hieraus in Dinglers Journ., Bd. 142, S. 253 und Berg- u. hüttenm. Ztg. 1857, S. 55.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/858>, abgerufen am 25.04.2024.