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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.

Am 4. Januar 1856 nahm Bessemer ein Patent auf ein Ver-
fahren, Roheisen in einem um eine senkrechte Achse rotierenden Ofen
unter gleichzeitigem Durchpressen von Wind zu entkohlen, beziehungs-
weise in Eisen oder Stahl zu verwandeln. Obgleich H. Bessemers
verschiedene Patente sich auch auf die Darstellung von weichem
Eisen beziehen, so werden wir sie doch erst bei der Stahlfabrikation
näher betrachten. Die rotierenden Öfen müssen wir aber hier er-
wähnen, weil dieselben mit den späteren rotierenden Puddelöfen im
Zusammenhange stehen.

Am 10. November 1856 nahm Henry Bessemer ein weiteres
Patent, in welchem ein um eine horizontale Achse sich bewegender
cylindrischer Ofen, der aber nur eine Schaukelbewegung ausführen
sollte, angegeben ist.

G. Dyson schlug in demselben Jahre einen Stahlpuddelofen mit
rotierendem Herde vor. Am 3. März nahm W. Taylor ein Patent
auf einen auf einer senkrechten Achse drehbaren schüsselförmigen
Herdofen, in den das Eisen flüssig eingelassen wurde 1).

A. V. Newton konstruierte 1857 ein verbessertes rotierendes
Rührwerk zum Verpuddeln des Eisens, welches durch Maschinenkraft
bewegt wurde (Patent Nr. 1512 vom 27. Mai 1857). Die starke ver-
tikale Welle und der Querarm waren hohl, so dass Wasser oder Luft
durchströmen konnten, wodurch sie gekühlt und vor dem Verbrennen
geschützt wurden. Ausserdem waren bewegliche Arme (vibrating rods)
mit diesem Gestelle verbunden, welche, durch ein Triebwerk bewegt,
die Arbeit des Rührens besorgten. Alle Arbeit geschah mechanisch,
bis auf das Herausnehmen der Luppen.

Kaum drei Wochen später nahm ein W. E. Newton ein zweites
Patent (Nr. 1671 vom 15. Juni 1857) auf einen ganz ähnlichen
Mechanismus, der dadurch verbessert war, dass gleichzeitig der Boden
des Ofens drehbar war und sich beliebig mit dem Rührwerk oder
gegen dasselbe bewegen konnte. -- Jeremias Browns Patent vom
19. Mai 1858 (Nr. 1111) erstreckte sich auf ein ähnliches Rührwerk.

Josef Maudslay nahm am 25. Juni 1858 ein Patent
(Nr. 1436) auf einen rotierenden Tellerofen zum Frischen des Eisens.
Der Ofen drehte sich um eine verstellbare, geneigte Achse.

Endlich nahm am 5. Oktober 1858 Anthony Bessemer ein Patent
auf einen cylindrischen, rotierenden Puddelofen, der in der Hauptsache
mit dem von Walker und Warren angegebenen übereinstimmte.


1) Siehe Dinglers polyt. Journ. 1858, Bd. 147, S. 292, Tab. IV, Fig. 4.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.

Am 4. Januar 1856 nahm Bessemer ein Patent auf ein Ver-
fahren, Roheisen in einem um eine senkrechte Achse rotierenden Ofen
unter gleichzeitigem Durchpressen von Wind zu entkohlen, beziehungs-
weise in Eisen oder Stahl zu verwandeln. Obgleich H. Bessemers
verschiedene Patente sich auch auf die Darstellung von weichem
Eisen beziehen, so werden wir sie doch erst bei der Stahlfabrikation
näher betrachten. Die rotierenden Öfen müssen wir aber hier er-
wähnen, weil dieselben mit den späteren rotierenden Puddelöfen im
Zusammenhange stehen.

Am 10. November 1856 nahm Henry Bessemer ein weiteres
Patent, in welchem ein um eine horizontale Achse sich bewegender
cylindrischer Ofen, der aber nur eine Schaukelbewegung ausführen
sollte, angegeben ist.

G. Dyson schlug in demselben Jahre einen Stahlpuddelofen mit
rotierendem Herde vor. Am 3. März nahm W. Taylor ein Patent
auf einen auf einer senkrechten Achse drehbaren schüsselförmigen
Herdofen, in den das Eisen flüssig eingelassen wurde 1).

A. V. Newton konstruierte 1857 ein verbessertes rotierendes
Rührwerk zum Verpuddeln des Eisens, welches durch Maschinenkraft
bewegt wurde (Patent Nr. 1512 vom 27. Mai 1857). Die starke ver-
tikale Welle und der Querarm waren hohl, so daſs Wasser oder Luft
durchströmen konnten, wodurch sie gekühlt und vor dem Verbrennen
geschützt wurden. Auſserdem waren bewegliche Arme (vibrating rods)
mit diesem Gestelle verbunden, welche, durch ein Triebwerk bewegt,
die Arbeit des Rührens besorgten. Alle Arbeit geschah mechanisch,
bis auf das Herausnehmen der Luppen.

Kaum drei Wochen später nahm ein W. E. Newton ein zweites
Patent (Nr. 1671 vom 15. Juni 1857) auf einen ganz ähnlichen
Mechanismus, der dadurch verbessert war, daſs gleichzeitig der Boden
des Ofens drehbar war und sich beliebig mit dem Rührwerk oder
gegen dasselbe bewegen konnte. — Jeremias Browns Patent vom
19. Mai 1858 (Nr. 1111) erstreckte sich auf ein ähnliches Rührwerk.

Josef Maudslay nahm am 25. Juni 1858 ein Patent
(Nr. 1436) auf einen rotierenden Tellerofen zum Frischen des Eisens.
Der Ofen drehte sich um eine verstellbare, geneigte Achse.

Endlich nahm am 5. Oktober 1858 Anthony Bessemer ein Patent
auf einen cylindrischen, rotierenden Puddelofen, der in der Hauptsache
mit dem von Walker und Warren angegebenen übereinstimmte.


1) Siehe Dinglers polyt. Journ. 1858, Bd. 147, S. 292, Tab. IV, Fig. 4.
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[864/0880] Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860. Am 4. Januar 1856 nahm Bessemer ein Patent auf ein Ver- fahren, Roheisen in einem um eine senkrechte Achse rotierenden Ofen unter gleichzeitigem Durchpressen von Wind zu entkohlen, beziehungs- weise in Eisen oder Stahl zu verwandeln. Obgleich H. Bessemers verschiedene Patente sich auch auf die Darstellung von weichem Eisen beziehen, so werden wir sie doch erst bei der Stahlfabrikation näher betrachten. Die rotierenden Öfen müssen wir aber hier er- wähnen, weil dieselben mit den späteren rotierenden Puddelöfen im Zusammenhange stehen. Am 10. November 1856 nahm Henry Bessemer ein weiteres Patent, in welchem ein um eine horizontale Achse sich bewegender cylindrischer Ofen, der aber nur eine Schaukelbewegung ausführen sollte, angegeben ist. G. Dyson schlug in demselben Jahre einen Stahlpuddelofen mit rotierendem Herde vor. Am 3. März nahm W. Taylor ein Patent auf einen auf einer senkrechten Achse drehbaren schüsselförmigen Herdofen, in den das Eisen flüssig eingelassen wurde 1). A. V. Newton konstruierte 1857 ein verbessertes rotierendes Rührwerk zum Verpuddeln des Eisens, welches durch Maschinenkraft bewegt wurde (Patent Nr. 1512 vom 27. Mai 1857). Die starke ver- tikale Welle und der Querarm waren hohl, so daſs Wasser oder Luft durchströmen konnten, wodurch sie gekühlt und vor dem Verbrennen geschützt wurden. Auſserdem waren bewegliche Arme (vibrating rods) mit diesem Gestelle verbunden, welche, durch ein Triebwerk bewegt, die Arbeit des Rührens besorgten. Alle Arbeit geschah mechanisch, bis auf das Herausnehmen der Luppen. Kaum drei Wochen später nahm ein W. E. Newton ein zweites Patent (Nr. 1671 vom 15. Juni 1857) auf einen ganz ähnlichen Mechanismus, der dadurch verbessert war, daſs gleichzeitig der Boden des Ofens drehbar war und sich beliebig mit dem Rührwerk oder gegen dasselbe bewegen konnte. — Jeremias Browns Patent vom 19. Mai 1858 (Nr. 1111) erstreckte sich auf ein ähnliches Rührwerk. Josef Maudslay nahm am 25. Juni 1858 ein Patent (Nr. 1436) auf einen rotierenden Tellerofen zum Frischen des Eisens. Der Ofen drehte sich um eine verstellbare, geneigte Achse. Endlich nahm am 5. Oktober 1858 Anthony Bessemer ein Patent auf einen cylindrischen, rotierenden Puddelofen, der in der Hauptsache mit dem von Walker und Warren angegebenen übereinstimmte. 1) Siehe Dinglers polyt. Journ. 1858, Bd. 147, S. 292, Tab. IV, Fig. 4.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/880>, abgerufen am 18.04.2024.