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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.

Der Cylinder, der ebenfalls zwischen Feuerung und Esse so auf-
gestellt wurde, dass die Feuergase durchzogen, war an beiden Enden
etwas zusammengezogen. Die Bewegung geschah durch einen Zahn-
kranz am Cylindermantel und ein Schraubenrad. Luft oder Dampf
sollte auf die sich fortwährend ändernde Oberfläche des Metallbades
geleitet und hierdurch das Roheisen zu Stahl oder weichem Eisen
gefrischt werden. Nach der Patentbeschreibung nahm der Erfinder
an, dass dieses flüssig bleibe und ausgegossen werden könne.

Einen ähnlichen rotierenden Cylinderofen meldete W. H. Tooth
am 3. August 1859 zum Patent an. Am 2. Februar 1860 erhielt er
dafür ein zweites Patent. Demselben ist eine ausführliche Beschreibung
mit Zeichnung beigegeben 1).

Bei diesen Drehöfen und Öfen mit Rührwerken ist meistens vor-
ausgesetzt, dass das Eisen schon in flüssiger Form dem Ofen zugeführt
wird, wie dies auch für die gewöhnlichen Puddelöfen schon früher
mehrfach in Vorschlag gebracht worden war.

Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.

Von den Verbesserungen für die mechanische Bearbeitung des
gefrischten Eisens in dieser Periode erwähnen wir zuerst die Luppen-
mühle
von Jeremias Brown, welche am 3. Juli 1847 patentiert
und am 19. Mai 1856 verbessert wurde 2). Es war ein Zängewalz-
werk mit drei Walzen, dessen Zusammensetzung und Bewegung aus
Fig. 299 3) (a. f. S.) zu ersehen ist. Die Zängewalzen sind hier in ihrer
Endstellung dargestellt, in der die Luppe k bis zu einem runden
Kolben zusammengepresst ist. Diese Maschine fand auf englischen
Hüttenwerken Eingang. Grössere Verbreitung erlangten noch die
Luppenmühlen des Amerikaners John Flack Winslow, für welche
A. F. Newton am 14. Oktober 1847 in England ein erstes, Winslow
selbst am 31. März 1852 ein zweites Patent nahm. Wie Fig. 300 (a. f. S.)
und Fig. 301 (S. 867) zeigt, bestand sie aus einer grossen excentrischen
Oberwalze und zwei parallelen gerippten Unterwalzen 4). Andere
Konstruktionen von Luppenmühlen und Quetschen rühren von
Heath und Thomas (1850), W. Clay (1854), John Dorrell (1855),
Abbot, Thomas, Young und Hunt (1857) her.


1) Siehe Abridgments of specific. etc. p. 472.
2) Siehe London Journal of arts, Juli 1851. Dinglers polyt. Journ., Bd. 121,
S. 344. Wedding, a. a. O., Bd. 3, S. 757.
3) Wedding, a. a. O., Bd. 3, Fig. 263, 263 a.
4) Zeichnungen aus Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. 3, Fig. 264, 265.
Beck, Geschichte des Eisens. 55
Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.

Der Cylinder, der ebenfalls zwischen Feuerung und Esse so auf-
gestellt wurde, daſs die Feuergase durchzogen, war an beiden Enden
etwas zusammengezogen. Die Bewegung geschah durch einen Zahn-
kranz am Cylindermantel und ein Schraubenrad. Luft oder Dampf
sollte auf die sich fortwährend ändernde Oberfläche des Metallbades
geleitet und hierdurch das Roheisen zu Stahl oder weichem Eisen
gefrischt werden. Nach der Patentbeschreibung nahm der Erfinder
an, daſs dieses flüssig bleibe und ausgegossen werden könne.

Einen ähnlichen rotierenden Cylinderofen meldete W. H. Tooth
am 3. August 1859 zum Patent an. Am 2. Februar 1860 erhielt er
dafür ein zweites Patent. Demselben ist eine ausführliche Beschreibung
mit Zeichnung beigegeben 1).

Bei diesen Drehöfen und Öfen mit Rührwerken ist meistens vor-
ausgesetzt, daſs das Eisen schon in flüssiger Form dem Ofen zugeführt
wird, wie dies auch für die gewöhnlichen Puddelöfen schon früher
mehrfach in Vorschlag gebracht worden war.

Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.

Von den Verbesserungen für die mechanische Bearbeitung des
gefrischten Eisens in dieser Periode erwähnen wir zuerst die Luppen-
mühle
von Jeremias Brown, welche am 3. Juli 1847 patentiert
und am 19. Mai 1856 verbessert wurde 2). Es war ein Zängewalz-
werk mit drei Walzen, dessen Zusammensetzung und Bewegung aus
Fig. 299 3) (a. f. S.) zu ersehen ist. Die Zängewalzen sind hier in ihrer
Endstellung dargestellt, in der die Luppe k bis zu einem runden
Kolben zusammengepreſst ist. Diese Maschine fand auf englischen
Hüttenwerken Eingang. Gröſsere Verbreitung erlangten noch die
Luppenmühlen des Amerikaners John Flack Winslow, für welche
A. F. Newton am 14. Oktober 1847 in England ein erstes, Winslow
selbst am 31. März 1852 ein zweites Patent nahm. Wie Fig. 300 (a. f. S.)
und Fig. 301 (S. 867) zeigt, bestand sie aus einer groſsen excentrischen
Oberwalze und zwei parallelen gerippten Unterwalzen 4). Andere
Konstruktionen von Luppenmühlen und Quetschen rühren von
Heath und Thomas (1850), W. Clay (1854), John Dorrell (1855),
Abbot, Thomas, Young und Hunt (1857) her.


1) Siehe Abridgments of specific. etc. p. 472.
2) Siehe London Journal of arts, Juli 1851. Dinglers polyt. Journ., Bd. 121,
S. 344. Wedding, a. a. O., Bd. 3, S. 757.
3) Wedding, a. a. O., Bd. 3, Fig. 263, 263 a.
4) Zeichnungen aus Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. 3, Fig. 264, 265.
Beck, Geschichte des Eisens. 55
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[865/0881] Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860. Der Cylinder, der ebenfalls zwischen Feuerung und Esse so auf- gestellt wurde, daſs die Feuergase durchzogen, war an beiden Enden etwas zusammengezogen. Die Bewegung geschah durch einen Zahn- kranz am Cylindermantel und ein Schraubenrad. Luft oder Dampf sollte auf die sich fortwährend ändernde Oberfläche des Metallbades geleitet und hierdurch das Roheisen zu Stahl oder weichem Eisen gefrischt werden. Nach der Patentbeschreibung nahm der Erfinder an, daſs dieses flüssig bleibe und ausgegossen werden könne. Einen ähnlichen rotierenden Cylinderofen meldete W. H. Tooth am 3. August 1859 zum Patent an. Am 2. Februar 1860 erhielt er dafür ein zweites Patent. Demselben ist eine ausführliche Beschreibung mit Zeichnung beigegeben 1). Bei diesen Drehöfen und Öfen mit Rührwerken ist meistens vor- ausgesetzt, daſs das Eisen schon in flüssiger Form dem Ofen zugeführt wird, wie dies auch für die gewöhnlichen Puddelöfen schon früher mehrfach in Vorschlag gebracht worden war. Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860. Von den Verbesserungen für die mechanische Bearbeitung des gefrischten Eisens in dieser Periode erwähnen wir zuerst die Luppen- mühle von Jeremias Brown, welche am 3. Juli 1847 patentiert und am 19. Mai 1856 verbessert wurde 2). Es war ein Zängewalz- werk mit drei Walzen, dessen Zusammensetzung und Bewegung aus Fig. 299 3) (a. f. S.) zu ersehen ist. Die Zängewalzen sind hier in ihrer Endstellung dargestellt, in der die Luppe k bis zu einem runden Kolben zusammengepreſst ist. Diese Maschine fand auf englischen Hüttenwerken Eingang. Gröſsere Verbreitung erlangten noch die Luppenmühlen des Amerikaners John Flack Winslow, für welche A. F. Newton am 14. Oktober 1847 in England ein erstes, Winslow selbst am 31. März 1852 ein zweites Patent nahm. Wie Fig. 300 (a. f. S.) und Fig. 301 (S. 867) zeigt, bestand sie aus einer groſsen excentrischen Oberwalze und zwei parallelen gerippten Unterwalzen 4). Andere Konstruktionen von Luppenmühlen und Quetschen rühren von Heath und Thomas (1850), W. Clay (1854), John Dorrell (1855), Abbot, Thomas, Young und Hunt (1857) her. 1) Siehe Abridgments of specific. etc. p. 472. 2) Siehe London Journal of arts, Juli 1851. Dinglers polyt. Journ., Bd. 121, S. 344. Wedding, a. a. O., Bd. 3, S. 757. 3) Wedding, a. a. O., Bd. 3, Fig. 263, 263 a. 4) Zeichnungen aus Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. 3, Fig. 264, 265. Beck, Geschichte des Eisens. 55

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/881>, abgerufen am 25.04.2024.