Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becke, Berthold von der: Soldaten-Spiegel. Frankfurt (Main), 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
Kriegshandlungen/ Dritter Theil.
Der Dritte vnd letzte Theil dieses
Buchs/ von
Gerichtlichem Proteß
vnder den Kriegsleuten etwan

bräuchlich: Erstlich das
Stehendt Recht.

DAs Stehendt Recht/ ist das aller ältest vnd
schärpffest/ ohn zweiffel bey den Vhralten streitbaren
Teutschen/ die keine Vnredtlig vnd Trewlosigkeit
haben vngestrafft hingehen lassen/ bräuchlich gewe-
sen. Wie sie aber nachfolgender Zeit Christen/ seynd sie hierinn
auch schmeydiger vnd sittsamer worden. Doch wem were auch
ohne harte Straff eine einige Stunde für den muhtwilligen
Buben sicher zu seyn/ muglich?

Von denen herreychende habens vnsere Vordern (ist auch
noch zu weilen/ doch selten/ im Schwang) da Verbrecher deß
Articulsbrieffs/ vnd andere Mißthätige vorhanden/ gelernet.

Jst nur bey der Oberkeit/ oder bey dem Obersten eine Ver-
samlung der Hohenämpter/ Häuptleut/ Befehlshaber vnd Ge-
richtsleut/ welche vber einen Gefangenen vnd seine Malefitzhän-
del/ was vnd welcher Straff die werth seyen/ berahtschlagen/ vnd
das Vrtheil darauff schliessen.

Weil es aber nunmehr/ wie kurtz hievor stehet/ wenig bräuch-
lich/ soll es auch mit gesagtem dißmal hiervon genugsam seyn.
Jst aber einmal gewiß/ daß auß dieser zu sehr strengen Rechtfer-
tigung/ sie zu lindern/ das Recht vorm gemeinen Mann oder
Langenspiessen/ darvon bald etwas hernach/ ist erflossen.

Nachdem
E e
Kriegshandlungen/ Dritter Theil.
Der Dritte vnd letzte Theil dieſes
Buchs/ von
Gerichtlichem Proteß
vnder den Kriegsleuten etwan

braͤuchlich: Erſtlich das
Stehendt Recht.

DAs Stehendt Recht/ iſt das aller aͤlteſt vnd
ſchaͤrpffeſt/ ohn zweiffel bey den Vhralten ſtreitbaren
Teutſchen/ die keine Vnredtlig vnd Trewloſigkeit
haben vngeſtrafft hingehen laſſen/ braͤuchlich gewe-
ſen. Wie ſie aber nachfolgender Zeit Chriſten/ ſeynd ſie hierinn
auch ſchmeydiger vnd ſittſamer worden. Doch wem were auch
ohne harte Straff eine einige Stunde fuͤr den muhtwilligen
Buben ſicher zu ſeyn/ můglich?

Von denen herreychende habens vnſere Vordern (iſt auch
noch zu weilen/ doch ſelten/ im Schwang) da Verbrecher deß
Articulsbrieffs/ vnd andere Mißthaͤtige vorhanden/ gelernet.

Jſt nur bey der Oberkeit/ oder bey dem Oberſten eine Ver-
ſamlung der Hohenaͤmpter/ Haͤuptleut/ Befehlshaber vnd Ge-
richtsleut/ welche vber einen Gefangenen vñ ſeine Malefitzhaͤn-
del/ was vnd welcher Straff die werth ſeyen/ berahtſchlagen/ vnd
das Vrtheil darauff ſchlieſſen.

Weil es aber nunmehr/ wie kurtz hievor ſtehet/ wenig braͤuch-
lich/ ſoll es auch mit geſagtem dißmal hiervon genugſam ſeyn.
Jſt aber einmal gewiß/ daß auß dieſer zu ſehr ſtrengen Rechtfer-
tigung/ ſie zu lindern/ das Recht vorm gemeinen Mann oder
Langenſpieſſen/ darvon bald etwas hernach/ iſt erfloſſen.

Nachdem
E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0225" n="217"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kriegshandlungen/ Dritter Theil.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Der Dritte vnd letzte Theil die&#x017F;es</hi><lb/>
Buchs/ von<lb/><hi rendition="#b">Gerichtlichem Proteß<lb/>
vnder den Kriegsleuten etwan</hi><lb/>
bra&#x0364;uchlich: Er&#x017F;tlich das</head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stehendt Recht.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>As Stehendt Recht/ i&#x017F;t das aller a&#x0364;lte&#x017F;t vnd<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rpffe&#x017F;t/ ohn zweiffel bey den Vhralten &#x017F;treitbaren<lb/>
Teut&#x017F;chen/ die keine Vnredtlig vnd Trewlo&#x017F;igkeit<lb/>
haben vnge&#x017F;trafft hingehen la&#x017F;&#x017F;en/ bra&#x0364;uchlich gewe-<lb/>
&#x017F;en. Wie &#x017F;ie aber nachfolgender Zeit Chri&#x017F;ten/ &#x017F;eynd &#x017F;ie hierinn<lb/>
auch &#x017F;chmeydiger vnd &#x017F;itt&#x017F;amer worden. Doch wem were auch<lb/>
ohne harte Straff eine einige Stunde fu&#x0364;r den muhtwilligen<lb/>
Buben &#x017F;icher zu &#x017F;eyn/ m&#x016F;glich?</p><lb/>
          <p>Von denen herreychende habens vn&#x017F;ere Vordern (i&#x017F;t auch<lb/>
noch zu weilen/ doch &#x017F;elten/ im Schwang) da Verbrecher deß<lb/>
Articulsbrieffs/ vnd andere Mißtha&#x0364;tige vorhanden/ gelernet.</p><lb/>
          <p>J&#x017F;t nur bey der Oberkeit/ oder bey dem Ober&#x017F;ten eine Ver-<lb/>
&#x017F;amlung der Hohena&#x0364;mpter/ Ha&#x0364;uptleut/ Befehlshaber vnd Ge-<lb/>
richtsleut/ welche vber einen Gefangenen vn&#x0303; &#x017F;eine Malefitzha&#x0364;n-<lb/>
del/ was vnd welcher Straff die werth &#x017F;eyen/ beraht&#x017F;chlagen/ vnd<lb/>
das Vrtheil darauff &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Weil es aber nunmehr/ wie kurtz hievor &#x017F;tehet/ wenig bra&#x0364;uch-<lb/>
lich/ &#x017F;oll es auch mit ge&#x017F;agtem dißmal hiervon genug&#x017F;am &#x017F;eyn.<lb/>
J&#x017F;t aber einmal gewiß/ daß auß die&#x017F;er zu &#x017F;ehr &#x017F;trengen Rechtfer-<lb/>
tigung/ &#x017F;ie zu lindern/ das Recht vorm gemeinen Mann oder<lb/>
Langen&#x017F;pie&#x017F;&#x017F;en/ darvon bald etwas hernach/ i&#x017F;t erflo&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E e</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Nachdem</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] Kriegshandlungen/ Dritter Theil. Der Dritte vnd letzte Theil dieſes Buchs/ von Gerichtlichem Proteß vnder den Kriegsleuten etwan braͤuchlich: Erſtlich das Stehendt Recht. DAs Stehendt Recht/ iſt das aller aͤlteſt vnd ſchaͤrpffeſt/ ohn zweiffel bey den Vhralten ſtreitbaren Teutſchen/ die keine Vnredtlig vnd Trewloſigkeit haben vngeſtrafft hingehen laſſen/ braͤuchlich gewe- ſen. Wie ſie aber nachfolgender Zeit Chriſten/ ſeynd ſie hierinn auch ſchmeydiger vnd ſittſamer worden. Doch wem were auch ohne harte Straff eine einige Stunde fuͤr den muhtwilligen Buben ſicher zu ſeyn/ můglich? Von denen herreychende habens vnſere Vordern (iſt auch noch zu weilen/ doch ſelten/ im Schwang) da Verbrecher deß Articulsbrieffs/ vnd andere Mißthaͤtige vorhanden/ gelernet. Jſt nur bey der Oberkeit/ oder bey dem Oberſten eine Ver- ſamlung der Hohenaͤmpter/ Haͤuptleut/ Befehlshaber vnd Ge- richtsleut/ welche vber einen Gefangenen vñ ſeine Malefitzhaͤn- del/ was vnd welcher Straff die werth ſeyen/ berahtſchlagen/ vnd das Vrtheil darauff ſchlieſſen. Weil es aber nunmehr/ wie kurtz hievor ſtehet/ wenig braͤuch- lich/ ſoll es auch mit geſagtem dißmal hiervon genugſam ſeyn. Jſt aber einmal gewiß/ daß auß dieſer zu ſehr ſtrengen Rechtfer- tigung/ ſie zu lindern/ das Recht vorm gemeinen Mann oder Langenſpieſſen/ darvon bald etwas hernach/ iſt erfloſſen. Nachdem E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605/225
Zitationshilfe: Becke, Berthold von der: Soldaten-Spiegel. Frankfurt (Main), 1605, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605/225>, abgerufen am 23.04.2024.