Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
bracht/ daß sie einen Hof-Meister
von Nöthen/ welcher
in omnibus
linguis, profertim autem in La-
tina versi
ret sey/ wäre wol incivi-
litas grossissima.
Derowegen E-
go sum talis. Sapienti sat.

Die Frau hielte den Kerl vor voll/
gab ihm einen Groschen/ dann sie ver-
stunde nicht was er haben wolte. Der
Kerl aber sieht sie scheel an/ machet
seine Complimenten, und sagte: Sie
dubitire nicht/ daß ichs ad notam neh-
men werde/ daß sie mich so inhonestissi-
me
als einen medicum tractiren wol-
len. Damit gieng er weg.

Zwey Tag/ darnach kamen wir
drey zugleich/ da sagte der Schreiber/
er wolle alle Tage einen über der Mahl-
zeit vor sich nehmen/ wer den bästen
discurs unter ihnen führen würde/ der
solle zum Praeceptor angenohmmen wer-
den. Als nun das Essen aufgetragen
wurde/ ruffte man einen unter diesen
zu Tische/ die andern zwey musten al-
lein speisen. Der Beruffene war von
ziemlich langer Statur/ und als man

nieder-

Kurzweiliger
bracht/ daß ſie einen Hof-Meiſter
von Noͤthen/ welcher
in omnibus
linguis, profertim autem in La-
tina verſi
ret ſey/ waͤre wol incivi-
litas grosſiſſima.
Derowegen E-
go ſum talis. Sapienti ſat.

Die Frau hielte den Kerl vor voll/
gab ihm einen Groſchen/ dann ſie ver-
ſtunde nicht was er haben wolte. Der
Kerl aber ſieht ſie ſcheel an/ machet
ſeine Complimenten, und ſagte: Sie
dubitire nicht/ daß ichs ad notam neh-
men werde/ daß ſie mich ſo inhoneſtiſſi-
als einen medicum tractiren wol-
len. Damit gieng er weg.

Zwey Tag/ darnach kamen wir
drey zugleich/ da ſagte der Schreiber/
er wolle alle Tage einen uͤber der Mahl-
zeit vor ſich nehmen/ wer den baͤſten
diſcurs unter ihnen fuͤhren wuͤrde/ der
ſolle zum Præceptor angenohm̃en wer-
den. Als nun das Eſſen aufgetragen
wurde/ ruffte man einen unter dieſen
zu Tiſche/ die andern zwey muſten al-
lein ſpeiſen. Der Beruffene war von
ziemlich langer Statur/ und als man

nieder-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0102" n="94"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">bracht/ daß &#x017F;ie einen Hof-Mei&#x017F;ter<lb/>
von No&#x0364;then/ welcher</hi> <hi rendition="#aq">in omnibus<lb/>
linguis, profertim autem in La-<lb/>
tina ver&#x017F;i</hi> <hi rendition="#fr">ret &#x017F;ey/ wa&#x0364;re wol</hi> <hi rendition="#aq">incivi-<lb/>
litas gros&#x017F;i&#x017F;&#x017F;ima.</hi> <hi rendition="#fr">Derowegen</hi> <hi rendition="#aq">E-<lb/>
go &#x017F;um talis. Sapienti &#x017F;at.</hi> </p><lb/>
        <p>Die Frau hielte den Kerl vor voll/<lb/>
gab ihm einen Gro&#x017F;chen/ dann &#x017F;ie ver-<lb/>
&#x017F;tunde nicht was er haben wolte. Der<lb/>
Kerl aber &#x017F;ieht &#x017F;ie &#x017F;cheel an/ machet<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">Complimenten,</hi> und &#x017F;agte: Sie<lb/><hi rendition="#aq">dubit</hi>ire nicht/ daß ichs <hi rendition="#aq">ad notam</hi> neh-<lb/>
men werde/ daß &#x017F;ie mich &#x017F;o <hi rendition="#aq">inhone&#x017F;ti&#x017F;&#x017F;i-<lb/></hi> als einen <hi rendition="#aq">medicum tract</hi>iren wol-<lb/>
len. Damit gieng er weg.</p><lb/>
        <p>Zwey Tag/ darnach kamen wir<lb/>
drey zugleich/ da &#x017F;agte der Schreiber/<lb/>
er wolle alle Tage einen u&#x0364;ber der Mahl-<lb/>
zeit vor &#x017F;ich nehmen/ wer den ba&#x0364;&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;curs</hi> unter ihnen fu&#x0364;hren wu&#x0364;rde/ der<lb/>
&#x017F;olle zum <hi rendition="#aq">Præceptor</hi> angenohm&#x0303;en wer-<lb/>
den. Als nun das E&#x017F;&#x017F;en aufgetragen<lb/>
wurde/ ruffte man einen unter die&#x017F;en<lb/>
zu Ti&#x017F;che/ die andern zwey mu&#x017F;ten al-<lb/>
lein &#x017F;pei&#x017F;en. Der Beruffene war von<lb/>
ziemlich langer Statur/ und als man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nieder-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0102] Kurzweiliger bracht/ daß ſie einen Hof-Meiſter von Noͤthen/ welcher in omnibus linguis, profertim autem in La- tina verſiret ſey/ waͤre wol incivi- litas grosſiſſima. Derowegen E- go ſum talis. Sapienti ſat. Die Frau hielte den Kerl vor voll/ gab ihm einen Groſchen/ dann ſie ver- ſtunde nicht was er haben wolte. Der Kerl aber ſieht ſie ſcheel an/ machet ſeine Complimenten, und ſagte: Sie dubitire nicht/ daß ichs ad notam neh- men werde/ daß ſie mich ſo inhoneſtiſſi- mè als einen medicum tractiren wol- len. Damit gieng er weg. Zwey Tag/ darnach kamen wir drey zugleich/ da ſagte der Schreiber/ er wolle alle Tage einen uͤber der Mahl- zeit vor ſich nehmen/ wer den baͤſten diſcurs unter ihnen fuͤhren wuͤrde/ der ſolle zum Præceptor angenohm̃en wer- den. Als nun das Eſſen aufgetragen wurde/ ruffte man einen unter dieſen zu Tiſche/ die andern zwey muſten al- lein ſpeiſen. Der Beruffene war von ziemlich langer Statur/ und als man nieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/102
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/102>, abgerufen am 19.04.2024.