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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
dann sein Pferd hatte ein rechtes Pik-
kelherings-Kleid an. Wir lieffen in
den Stieffeln was wir nun lauffen kon-
ten/ und ließen den Pickelhering samt
der Feuer-Leiter ligen und stehen. Jn
diesem Zustand bekam uns ein Jäger/
der truge mit sich eine Queer-Stange/
weil er Dachse zu suchen ausgegangen.
Wir erzehlten ihme die Abentheur/ aber
er sagte: Wir solten uns deßen nicht
Wunder nehmen/ weil es an diesem
Ort die Gewohnheit hätte/ denen
Reisenden allerley Schabernack anzu-
thun. Dann/ es wäre ehedeßen ein
Brunn in dem Wald gestanden/ wer
daraus getrunken/ der hätte in zwölf
Tagen nicht können traurig werden;
Von demselbigen Brunn hätten die
Bauern im nächsten Dorf ihr Wasser
geholet/ waren dahero natürlicher
Weise stets lustig und frölich gewesen/
dergestalten/ daß man das Dorf Lust-
Wasser genennet/ welchen Namen es
auch heut zu Tage noch hätte. Wir
solten derowegen flugs vor uns gehen/
eine halbe Stunde von dar hätte es ei-
ne Eiche/ dabey würden wir die ver-

wan-

Kurzweiliger
dann ſein Pferd hatte ein rechtes Pik-
kelherings-Kleid an. Wir lieffen in
den Stieffeln was wir nun lauffen kon-
ten/ und ließen den Pickelhering ſamt
der Feuer-Leiter ligen und ſtehen. Jn
dieſem Zuſtand bekam uns ein Jaͤger/
der truge mit ſich eine Queer-Stange/
weil er Dachſe zu ſuchen ausgegangen.
Wir erzehlten ihme die Abentheur/ aber
er ſagte: Wir ſolten uns deßen nicht
Wunder nehmen/ weil es an dieſem
Ort die Gewohnheit haͤtte/ denen
Reiſenden allerley Schabernack anzu-
thun. Dann/ es waͤre ehedeßen ein
Brunn in dem Wald geſtanden/ wer
daraus getrunken/ der haͤtte in zwoͤlf
Tagen nicht koͤnnen traurig werden;
Von demſelbigen Brunn haͤtten die
Bauern im naͤchſten Dorf ihr Waſſer
geholet/ waren dahero natuͤrlicher
Weiſe ſtets luſtig und froͤlich geweſen/
dergeſtalten/ daß man das Dorf Luſt-
Waſſer genennet/ welchen Namen es
auch heut zu Tage noch haͤtte. Wir
ſolten derowegen flugs vor uns gehen/
eine halbe Stunde von dar haͤtte es ei-
ne Eiche/ dabey wuͤrden wir die ver-

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[154/0162] Kurzweiliger dann ſein Pferd hatte ein rechtes Pik- kelherings-Kleid an. Wir lieffen in den Stieffeln was wir nun lauffen kon- ten/ und ließen den Pickelhering ſamt der Feuer-Leiter ligen und ſtehen. Jn dieſem Zuſtand bekam uns ein Jaͤger/ der truge mit ſich eine Queer-Stange/ weil er Dachſe zu ſuchen ausgegangen. Wir erzehlten ihme die Abentheur/ aber er ſagte: Wir ſolten uns deßen nicht Wunder nehmen/ weil es an dieſem Ort die Gewohnheit haͤtte/ denen Reiſenden allerley Schabernack anzu- thun. Dann/ es waͤre ehedeßen ein Brunn in dem Wald geſtanden/ wer daraus getrunken/ der haͤtte in zwoͤlf Tagen nicht koͤnnen traurig werden; Von demſelbigen Brunn haͤtten die Bauern im naͤchſten Dorf ihr Waſſer geholet/ waren dahero natuͤrlicher Weiſe ſtets luſtig und froͤlich geweſen/ dergeſtalten/ daß man das Dorf Luſt- Waſſer genennet/ welchen Namen es auch heut zu Tage noch haͤtte. Wir ſolten derowegen flugs vor uns gehen/ eine halbe Stunde von dar haͤtte es ei- ne Eiche/ dabey wuͤrden wir die ver- wan-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/162>, abgerufen am 18.04.2024.