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Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690.

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Gerichte geheget/ Friede gebothen/ und Dings Un-
lust/ oder die Gerichts-Personen nicht irre zu machen
verbothen/ wie in peinlichen Fällen noch bräuchlich ist.
Und so gar der Bauer sein Pfingst-Bier häget/ Frie-
de gebeut/ und werden bricht/ die Gefäße wieder füllen
muß/ worbey sie auch Obrigkeitlichen geschützet wer-
den/ und das vor kein geringes Stück ihrer bäurischen
Gerichtbarkeit achten. Was solts nun hindern/ daß
die kleinen Büdgen und Schaur/ so die Käse-Krähmer
und Fisch-Höcker ufm Marckt/ oder an den Ecken der
Gassen zu haben pflegen/ nicht solten Haag (zumahl
in alt-Sächsischer Sprach/ worinnen man nicht wenig
Stamm-Wörter oder doch deren Spuhr antrifft) ge-
nennet worden/ und davon die Hakers herkommen seyn?
Massen auch Höker und Käse-Käuffer pflegen zusam-
men gesetzt zu werden/ wie dessen Exempel aus etzlichen
Raths-Bescheiden der Reichs-Stadt Lübeck/ Dn.
Marqv. tr. de Merc. Lib. I. cap. 7. n. 50. p. 58.
anzeigt.

X. Nun wollen wir nicht hoffen/ daß etwan
ein Marckt-Sänger oder Scartecken-Träger/ der ein
alt Lied oder Scarteck neu uflegen/ eine selbst ersonnene
Wunder-Geschicht bey dem Buchdrücker ümbschmel-
zen/ oder einen Brief mahlen lassen/ und solches dem
aber gläubischen Bauer-Völckgen vorsingt und ver-
käufft/ dazu aber keinen andern Stand/ als einen lah-
men Lehne-Stuhl so er vom Marck-Knecht gemiethet/
zu betreten hat/ daß sag ich/ ein solcher sich solt des Buch-
Handels rühmen. Kan mich auch nicht erinnern/
gehört/ gelesen oder erfahren zu haben/ daß derglei-
chen elende Handels-Leute sich iemahl so viel hinaus
genommen/ und vor Buch-Händler ausgegeben ha-

ben



Gerichte geheget/ Friede gebothen/ und Dings Un-
luſt/ oder die Gerichts-Perſonen nicht irre zu machen
verbothen/ wie in peinlichen Faͤllen noch braͤuchlich iſt.
Und ſo gar der Bauer ſein Pfingſt-Bier haͤget/ Frie-
de gebeut/ und werden bricht/ die Gefaͤße wieder fuͤllen
muß/ worbey ſie auch Obrigkeitlichen geſchuͤtzet wer-
den/ und das vor kein geringes Stuͤck ihrer baͤuriſchen
Gerichtbarkeit achten. Was ſolts nun hindern/ daß
die kleinen Buͤdgen und Schaur/ ſo die Kaͤſe-Kraͤhmer
und Fiſch-Hoͤcker ufm Marckt/ oder an den Ecken der
Gaſſen zu haben pflegen/ nicht ſolten Haag (zumahl
in alt-Saͤchſiſcher Sprach/ worinnen man nicht wenig
Stamm-Woͤrter oder doch deren Spuhr antrifft) ge-
nennet worden/ und davon die Hakers herkom̃en ſeyn?
Maſſen auch Hoͤker und Kaͤſe-Kaͤuffer pflegen zuſam-
men geſetzt zu werden/ wie deſſen Exempel aus etzlichen
Raths-Beſcheiden der Reichs-Stadt Luͤbeck/ Dn.
Marqv. tr. de Merc. Lib. I. cap. 7. n. 50. p. 58.
anzeigt.

X. Nun wollen wir nicht hoffen/ daß etwan
ein Marckt-Saͤnger oder Scartecken-Traͤger/ der ein
alt Lied oder Scarteck neu uflegen/ eine ſelbſt erſoñene
Wunder-Geſchicht bey dem Buchdruͤcker uͤmbſchmel-
zen/ oder einen Brief mahlen laſſen/ und ſolches dem
aber glaͤubiſchen Bauer-Voͤlckgen vorſingt und ver-
kaͤufft/ dazu aber keinen andern Stand/ als einen lah-
men Lehne-Stuhl ſo er vom Marck-Knecht gemiethet/
zu betꝛeten hat/ daß ſag ich/ ein ſolcher ſich ſolt des Buch-
Handels ruͤhmen. Kan mich auch nicht erinnern/
gehoͤrt/ geleſen oder erfahren zu haben/ daß derglei-
chen elende Handels-Leute ſich iemahl ſo viel hinaus
genommen/ und vor Buch-Haͤndler ausgegeben ha-

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[8/0012] Gerichte geheget/ Friede gebothen/ und Dings Un- luſt/ oder die Gerichts-Perſonen nicht irre zu machen verbothen/ wie in peinlichen Faͤllen noch braͤuchlich iſt. Und ſo gar der Bauer ſein Pfingſt-Bier haͤget/ Frie- de gebeut/ und werden bricht/ die Gefaͤße wieder fuͤllen muß/ worbey ſie auch Obrigkeitlichen geſchuͤtzet wer- den/ und das vor kein geringes Stuͤck ihrer baͤuriſchen Gerichtbarkeit achten. Was ſolts nun hindern/ daß die kleinen Buͤdgen und Schaur/ ſo die Kaͤſe-Kraͤhmer und Fiſch-Hoͤcker ufm Marckt/ oder an den Ecken der Gaſſen zu haben pflegen/ nicht ſolten Haag (zumahl in alt-Saͤchſiſcher Sprach/ worinnen man nicht wenig Stamm-Woͤrter oder doch deren Spuhr antrifft) ge- nennet worden/ und davon die Hakers herkom̃en ſeyn? Maſſen auch Hoͤker und Kaͤſe-Kaͤuffer pflegen zuſam- men geſetzt zu werden/ wie deſſen Exempel aus etzlichen Raths-Beſcheiden der Reichs-Stadt Luͤbeck/ Dn. Marqv. tr. de Merc. Lib. I. cap. 7. n. 50. p. 58. anzeigt. X. Nun wollen wir nicht hoffen/ daß etwan ein Marckt-Saͤnger oder Scartecken-Traͤger/ der ein alt Lied oder Scarteck neu uflegen/ eine ſelbſt erſoñene Wunder-Geſchicht bey dem Buchdruͤcker uͤmbſchmel- zen/ oder einen Brief mahlen laſſen/ und ſolches dem aber glaͤubiſchen Bauer-Voͤlckgen vorſingt und ver- kaͤufft/ dazu aber keinen andern Stand/ als einen lah- men Lehne-Stuhl ſo er vom Marck-Knecht gemiethet/ zu betꝛeten hat/ daß ſag ich/ ein ſolcher ſich ſolt des Buch- Handels ruͤhmen. Kan mich auch nicht erinnern/ gehoͤrt/ geleſen oder erfahren zu haben/ daß derglei- chen elende Handels-Leute ſich iemahl ſo viel hinaus genommen/ und vor Buch-Haͤndler ausgegeben ha- ben

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Zitationshilfe: Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beier_buchhandel_1690/12>, abgerufen am 18.04.2024.