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Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.

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Weges zum Tode / das verdammende Böse zu fliehen / so bin ich darum wegen meiner umsonst angewandten Mühe und vergeblich-geschehenen Buß-Vermahnungen nicht von dir geflohen. Hat auch schon der zur Untreu reitzende Satan durch seine Werckzeuge / mich auf die Flucht und zur Abtretunge gern ziehen wollen / so hat er doch mit allen seinen Versuchungen nichts an mir ausgerichtet noch gewonnen / sondern was du mir befohlen hast / habe ich durch deine Gnade und Krafft / welche mich gestärcket und beschützet / bestmüglichst beachtet / und mich durch nichts davon lassen abwendig machen.

Wie der Prophete Jeremias seinen geistlichen Glaubens-Schild wider die geistliche Feinde weiter gebrauchet habe / gibt er folgends zu verstehen: so habe ich Menschen-Tage nicht begehret / das weist du? Der Apostel Paulus schreibet auch 1. Cor. 4, 3. vom menschlichen Tage also: Mir aber ist ein Geringes / daß ich von euch gerichtet werde / oder von einem menschlichen Tage. Wodurch etliche verstehen einen ansehnlichen Menschen / dessen Ansehen und Authoritaet zwar groß vor den Menschen / und für welchem sich viele Menschen beugen und demühtigen / aber sein Ansehen währe nicht lange / und könne ein Ende nehmen vor Abend / und da ein solcher in grossem Ansehen stehender Mann ihn würde unbillig richten / schreibet Paulus / sey ihm das ein Geringes / und soll ihm das in seiner Ampts-Treu nicht ermüden noch aufhalten Glassius in Philologia S. p. m. 1086. intelligit per hum! diem 1. Corinth. 4, 3. humanum judicium, quia judiciis solent certi dies dici..

Was hier aber Jeremias verstehe durch Menschen-Tage / darin kommen die Ausleger nicht überein. Einige legen es aus von gefähr- und beschwerlichen Angst- und Jammer-vollen Tagen in Hebraeo hic non est enosch, sed anusch. Arias Montanus vertit, diem anxium; Junius & Tremellius, diem mortiferum. vid. Glassii Exegesis in Epist. Dom. III. Adv. Joh. Saubertus in Oper. Posth. p. m. 92. vertit, diem periculosum. Joh. Cocceus, diem deploratum non concupivi. Quod locutus sum de malis Hierosol. non locutus sum a me, neque cum cupiditate.; andere aber / wie der selige Lutherus in seiner Biblischen Rand-Glossa, wollen dadurch gemeynet haben Ruhm bey den Menschen / menschliche Glückseligkeit / Ehre und Ansehen / Geld und Gut / gute und bequeme Zeiten / wornach die natürliche und fleischlich-gesinnete Menschen streben. Solche Welt- und Geld-Tage / solche ruhige Bequemlichkeit habe ich nicht

Weges zum Tode / das verdammende Böse zu fliehen / so bin ich darum wegen meiner umsonst angewandten Mühe und vergeblich-geschehenen Buß-Vermahnungen nicht von dir geflohen. Hat auch schon der zur Untreu reitzende Satan durch seine Werckzeuge / mich auf die Flucht und zur Abtretunge gern ziehen wollen / so hat er doch mit allen seinen Versuchungen nichts an mir ausgerichtet noch gewonnen / sondern was du mir befohlen hast / habe ich durch deine Gnade und Krafft / welche mich gestärcket und beschützet / bestmüglichst beachtet / und mich durch nichts davon lassen abwendig machen.

Wie der Prophete Jeremias seinen geistlichen Glaubens-Schild wider die geistliche Feinde weiter gebrauchet habe / gibt er folgends zu verstehen: so habe ich Menschen-Tage nicht begehret / das weist du? Der Apostel Paulus schreibet auch 1. Cor. 4, 3. vom menschlichen Tage also: Mir aber ist ein Geringes / daß ich von euch gerichtet werde / oder von einem menschlichen Tage. Wodurch etliche verstehen einen ansehnlichen Menschen / dessen Ansehen und Authoritaet zwar groß vor den Menschen / und für welchem sich viele Menschen beugen und demühtigen / aber sein Ansehen währe nicht lange / und könne ein Ende nehmen vor Abend / und da ein solcher in grossem Ansehen stehender Mann ihn würde unbillig richten / schreibet Paulus / sey ihm das ein Geringes / und soll ihm das in seiner Ampts-Treu nicht ermüden noch aufhalten Glassius in Philologia S. p. m. 1086. intelligit per hum! diem 1. Corinth. 4, 3. humanum judicium, quia judiciis solent certi dies dici..

Was hier aber Jeremias verstehe durch Menschen-Tage / darin kommen die Ausleger nicht überein. Einige legen es aus von gefähr- und beschwerlichen Angst- und Jammer-vollen Tagen in Hebraeo hic non est enosch, sed anusch. Arias Montanus vertit, diem anxium; Junius & Tremellius, diem mortiferum. vid. Glassii Exegesis in Epist. Dom. III. Adv. Joh. Saubertus in Oper. Posth. p. m. 92. vertit, diem periculosum. Joh. Cocceus, diem deploratum non concupivi. Quod locutus sum de malis Hierosol. non locutus sum à me, neque cum cupiditate.; andere aber / wie der selige Lutherus in seiner Biblischen Rand-Glossa, wollen dadurch gemeynet haben Ruhm bey den Menschen / menschliche Glückseligkeit / Ehre und Ansehen / Geld und Gut / gute und bequeme Zeiten / wornach die natürliche und fleischlich-gesinnete Menschen streben. Solche Welt- und Geld-Tage / solche ruhige Bequemlichkeit habe ich nicht

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[15/0017] Weges zum Tode / das verdammende Böse zu fliehen / so bin ich darum wegen meiner umsonst angewandten Mühe und vergeblich-geschehenen Buß-Vermahnungen nicht von dir geflohen. Hat auch schon der zur Untreu reitzende Satan durch seine Werckzeuge / mich auf die Flucht und zur Abtretunge gern ziehen wollen / so hat er doch mit allen seinen Versuchungen nichts an mir ausgerichtet noch gewonnen / sondern was du mir befohlen hast / habe ich durch deine Gnade und Krafft / welche mich gestärcket und beschützet / bestmüglichst beachtet / und mich durch nichts davon lassen abwendig machen. Wie der Prophete Jeremias seinen geistlichen Glaubens-Schild wider die geistliche Feinde weiter gebrauchet habe / gibt er folgends zu verstehen: so habe ich Menschen-Tage nicht begehret / das weist du? Der Apostel Paulus schreibet auch vom menschlichen Tage also: Mir aber ist ein Geringes / daß ich von euch gerichtet werde / oder von einem menschlichen Tage. Wodurch etliche verstehen einen ansehnlichen Menschen / dessen Ansehen und Authoritaet zwar groß vor den Menschen / und für welchem sich viele Menschen beugen und demühtigen / aber sein Ansehen währe nicht lange / und könne ein Ende nehmen vor Abend / und da ein solcher in grossem Ansehen stehender Mann ihn würde unbillig richten / schreibet Paulus / sey ihm das ein Geringes / und soll ihm das in seiner Ampts-Treu nicht ermüden noch aufhalten . 1. Cor. 4, 3. Glassius in Philologia S. p. m. 1086. intelligit per hum! diem 1. Corinth. 4, 3. humanum judicium, quia judiciis solent certi dies dici. Was hier aber Jeremias verstehe durch Menschen-Tage / darin kommen die Ausleger nicht überein. Einige legen es aus von gefähr- und beschwerlichen Angst- und Jammer-vollen Tagen ; andere aber / wie der selige Lutherus in seiner Biblischen Rand-Glossa, wollen dadurch gemeynet haben Ruhm bey den Menschen / menschliche Glückseligkeit / Ehre und Ansehen / Geld und Gut / gute und bequeme Zeiten / wornach die natürliche und fleischlich-gesinnete Menschen streben. Solche Welt- und Geld-Tage / solche ruhige Bequemlichkeit habe ich nicht in Hebraeo hic non est enosch, sed anusch. Arias Montanus vertit, diem anxium; Junius & Tremellius, diem mortiferum. vid. Glassii Exegesis in Epist. Dom. III. Adv. Joh. Saubertus in Oper. Posth. p. m. 92. vertit, diem periculosum. Joh. Cocceus, diem deploratum non concupivi. Quod locutus sum de malis Hierosol. non locutus sum à me, neque cum cupiditate.

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Zitationshilfe: Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/17>, abgerufen am 19.04.2024.