Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.O HErr! nun lässest du mich deinen Diener fahren In Fried / wie du gesagt / dieweil mein Aug'gesehn Den / welchen aller Welt du nun wilst offenbahren / Denselben der da soll zu deiner Rechten stehn. Der als das Licht der Welt die Heyden soll erfreuen / Die hier im Finsterniß so lang gesessen sind / Daß sie sich wendeten zu ihme den Getreuen / Der an ihn'n bessern will / was sich von Sünden find't. Hochwehrteste sie darff sich also gar nicht kräncken / Weil der Hochselige auff den gestorben ist / An welchen Simeon auch pflegte stets zu dencken / Der unser Heyland ist / und heisset JEsus Christ. Mich deucht / Betrübteste ich hör den Selgen ruffen: Ich leb' und bin nicht todt / weil ich absterb der Welt; Ich stehe nun allhier für GOttes Thron und Stuffen / Wo das erwehlte Heer sich mir zur Seiten stellt. Wo heilig / heilig stets vor GOttes Thron erklinget / Und wo die Eltesten die Cronen werffen ab / Dabey das Engel-Volck stets Gloria nur singet / Und das Lamm weidet uns mit seinem sanfften Stab. Wenn Hinterlassene / der Welt ihr werd't absterben / So wird euch euer Tod die Thür zum Leben seyn; So werdet ihr mit mir den Himmel auch ererben / Und bey der Engel-Schaar seyn frey von aller Pein. Dieses setzte zum Trost aus hertzlichem Mitleiden S. E. B. Johannes Augustus Knopff / Klaget in Betrübniß ex Thren. V, 15. 16. EIn Volck / das selber GOtt zum Eigenthum erkohren /Ein Volck / bey welchem sich die wahre Kirche fand; Ein Volck / an welchem war der Feinde Macht verlohren / Ein angeschrieben Volck in GOttes Gnaden-Hand. Es hatte dieses Volck des Höchsten Hand empfunden: Der Tempel war verbrannt / GOtt war von ihm gekehrt / Es war durch Krieges-Macht des Feindes überwunden / Es hatte GOtt im Zorn dasselbe fast verzehrt. So war die Freude Leyd / das Lachen Weinen / Zagen / Da sie im Elends-Thal verirret musten gehn; Ihr Keih und Seiten-Spiel war lauter Weh und Klagen / Da ihre Hauptes-Kron wie vor nicht war zu sehn. Wenn ich ein kleines Haus mit einem grossen Reiche Vergleichen mag / ist wahr an uns / was ich gesagt: Denn wer ist der nicht sieht / daß alles von uns weiche / Was einen auf der Welt erfreuet und behagt. O HErr! nun lässest du mich deinen Diener fahren In Fried / wie du gesagt / dieweil mein Aug’gesehn Den / welchen aller Welt du nun wilst offenbahren / Denselben der da soll zu deiner Rechten stehn. Der als das Licht der Welt die Heyden soll erfreuen / Die hier im Finsterniß so lang gesessen sind / Daß sie sich wendeten zu ihme den Getreuen / Der an ihn’n bessern will / was sich von Sünden find’t. Hochwehrteste sie darff sich also gar nicht kräncken / Weil der Hochselige auff den gestorben ist / An welchen Simeon auch pflegte stets zu dencken / Der unser Heyland ist / und heisset JEsus Christ. Mich deucht / Betrübteste ich hör den Selgen ruffen: Ich leb’ und bin nicht todt / weil ich absterb der Welt; Ich stehe nun allhier für GOttes Thron und Stuffen / Wo das erwehlte Heer sich mir zur Seiten stellt. Wo heilig / heilig stets vor GOttes Thron erklinget / Und wo die Eltesten die Cronen werffen ab / Dabey das Engel-Volck stets Gloria nur singet / Und das Lamm weidet uns mit seinem sanfften Stab. Wenn Hinterlassene / der Welt ihr werd’t absterben / So wird euch euer Tod die Thür zum Leben seyn; So werdet ihr mit mir den Himmel auch ererben / Und bey der Engel-Schaar seyn frey von aller Pein. Dieses setzte zum Trost aus hertzlichem Mitleiden S. E. B. Johannes Augustus Knopff / Klaget in Betrübniß ex Thren. V, 15. 16. EIn Volck / das selber GOtt zum Eigenthum erkohren /Ein Volck / bey welchem sich die wahre Kirche fand; Ein Volck / an welchem war der Feinde Macht verlohren / Ein angeschrieben Volck in GOttes Gnaden-Hand. Es hatte dieses Volck des Höchsten Hand empfunden: Der Tempel war verbrannt / GOtt war von ihm gekehrt / Es war durch Krieges-Macht des Feindes überwunden / Es hatte GOtt im Zorn dasselbe fast verzehrt. So war die Freude Leyd / das Lachen Weinen / Zagen / Da sie im Elends-Thal verirret musten gehn; Ihr Keih und Seiten-Spiel war lauter Weh und Klagen / Da ihre Hauptes-Kron wie vor nicht war zu sehn. 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In Fried / wie du gesagt / dieweil mein Aug’gesehn
Den / welchen aller Welt du nun wilst offenbahren /
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Der als das Licht der Welt die Heyden soll erfreuen /
Die hier im Finsterniß so lang gesessen sind /
Daß sie sich wendeten zu ihme den Getreuen /
Der an ihn’n bessern will / was sich von Sünden find’t.
Hochwehrteste sie darff sich also gar nicht kräncken /
Weil der Hochselige auff den gestorben ist /
An welchen Simeon auch pflegte stets zu dencken /
Der unser Heyland ist / und heisset JEsus Christ.
Mich deucht / Betrübteste ich hör den Selgen ruffen:
Ich leb’ und bin nicht todt / weil ich absterb der Welt;
Ich stehe nun allhier für GOttes Thron und Stuffen /
Wo das erwehlte Heer sich mir zur Seiten stellt.
Wo heilig / heilig stets vor GOttes Thron erklinget /
Und wo die Eltesten die Cronen werffen ab /
Dabey das Engel-Volck stets Gloria nur singet /
Und das Lamm weidet uns mit seinem sanfften Stab.
Wenn Hinterlassene / der Welt ihr werd’t absterben /
So wird euch euer Tod die Thür zum Leben seyn;
So werdet ihr mit mir den Himmel auch ererben /
Und bey der Engel-Schaar seyn frey von aller Pein.
Dieses setzte zum Trost aus hertzlichem Mitleiden
S. E. B.
Johannes Augustus Knopff / Klaget in Betrübniß ex Thren. V, 15. 16.
EIn Volck / das selber GOtt zum Eigenthum erkohren /
Ein Volck / bey welchem sich die wahre Kirche fand;
Ein Volck / an welchem war der Feinde Macht verlohren /
Ein angeschrieben Volck in GOttes Gnaden-Hand.
Es hatte dieses Volck des Höchsten Hand empfunden:
Der Tempel war verbrannt / GOtt war von ihm gekehrt /
Es war durch Krieges-Macht des Feindes überwunden /
Es hatte GOtt im Zorn dasselbe fast verzehrt.
So war die Freude Leyd / das Lachen Weinen / Zagen /
Da sie im Elends-Thal verirret musten gehn;
Ihr Keih und Seiten-Spiel war lauter Weh und Klagen /
Da ihre Hauptes-Kron wie vor nicht war zu sehn.
Wenn ich ein kleines Haus mit einem grossen Reiche
Vergleichen mag / ist wahr an uns / was ich gesagt:
Denn wer ist der nicht sieht / daß alles von uns weiche /
Was einen auf der Welt erfreuet und behagt.
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Zitationshilfe: | Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/72>, abgerufen am 28.11.2023. |