"Und alles dreyes ist wesentlich zu verstehen, "und nicht Allegorisch. Dahero es, meinem "Bedüncken nach, besser gewesen wäre, es "hätten nicht nur die Theologi überhaupt den "vestigiis Lutheri insistirt; sondern vor- "nemlich diejenige unter ihnen, die B. Spene- "rum oder B. Frankium für keine geringere "Werckzeuge halten, wie aus ihren Bekennt- "nissen zu ersehen, hätten, ehe sie ihre Galle "überlauffen lassen, sich erst in ihrer seligen "Väter Schriften recht umgesehen, ehe sie sich "über einen Theologum, der den Heiligen "Geist als die Mutter seiner Seele fühlet, "und dasselbe prediget und predigen muß, so "unbedachtsame Beschuldigungen von Erneue- "rung alter Ketzereyen geäussert, die man doch "in der Kirchen-Historie nicht findet, sondern "Hirn-Gespenste sind.
§. 15.
"Es ist mir leid, daß ich durch den Angriff "solcher Leute, welche ich sonst gerne ih- "rem Herrn stehen liesse, weil ich weder In- "clination noch Beruff habe, mehr zu thun, "als in meinem eigenen Rhodo gewisse Tritte "zu machen; und was sonderlich fremde Knech- "te betrift, gar sehr von dem Humor jener "Jungfrauen bin, die den Kaufleuten ihre "Kundschaft nicht verderben wollten, genö- "thigt worden, ihnen eine Lection zu lesen "über die Enormität ihres Verfahrens, da sie "an statt sich vor GOtt zu demüthigen, daß
"sie
Herrnhut.III.Theil. B
dritter Theil.
„Und alles dreyes iſt weſentlich zu verſtehen, „und nicht Allegoriſch. Dahero es, meinem „Beduͤncken nach, beſſer geweſen waͤre, es „haͤtten nicht nur die Theologi uͤberhaupt den „veſtigiis Lutheri inſiſtirt; ſondern vor- „nemlich diejenige unter ihnen, die B. Spene- „rum oder B. Frankium fuͤr keine geringere „Werckzeuge halten, wie aus ihren Bekennt- „niſſen zu erſehen, haͤtten, ehe ſie ihre Galle „uͤberlauffen laſſen, ſich erſt in ihrer ſeligen „Vaͤter Schriften recht umgeſehen, ehe ſie ſich „uͤber einen Theologum, der den Heiligen „Geiſt als die Mutter ſeiner Seele fuͤhlet, „und daſſelbe prediget und predigen muß, ſo „unbedachtſame Beſchuldigungen von Erneue- „rung alter Ketzereyen geaͤuſſert, die man doch „in der Kirchen-Hiſtorie nicht findet, ſondern „Hirn-Geſpenſte ſind.
§. 15.
„Es iſt mir leid, daß ich durch den Angriff „ſolcher Leute, welche ich ſonſt gerne ih- „rem Herrn ſtehen lieſſe, weil ich weder In- „clination noch Beruff habe, mehr zu thun, „als in meinem eigenen Rhodo gewiſſe Tritte „zu machen; und was ſonderlich fremde Knech- „te betrift, gar ſehr von dem Humor jener „Jungfrauen bin, die den Kaufleuten ihre „Kundſchaft nicht verderben wollten, genoͤ- „thigt worden, ihnen eine Lection zu leſen „uͤber die Enormitaͤt ihres Verfahrens, da ſie „an ſtatt ſich vor GOtt zu demuͤthigen, daß
„ſie
Herrnhut.III.Theil. B
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dritter Theil.
„Und alles dreyes iſt weſentlich zu verſtehen,
„und nicht Allegoriſch. Dahero es, meinem
„Beduͤncken nach, beſſer geweſen waͤre, es
„haͤtten nicht nur die Theologi uͤberhaupt den
„veſtigiis Lutheri inſiſtirt; ſondern vor-
„nemlich diejenige unter ihnen, die B. Spene-
„rum oder B. Frankium fuͤr keine geringere
„Werckzeuge halten, wie aus ihren Bekennt-
„niſſen zu erſehen, haͤtten, ehe ſie ihre Galle
„uͤberlauffen laſſen, ſich erſt in ihrer ſeligen
„Vaͤter Schriften recht umgeſehen, ehe ſie ſich
„uͤber einen Theologum, der den Heiligen
„Geiſt als die Mutter ſeiner Seele fuͤhlet,
„und daſſelbe prediget und predigen muß, ſo
„unbedachtſame Beſchuldigungen von Erneue-
„rung alter Ketzereyen geaͤuſſert, die man doch
„in der Kirchen-Hiſtorie nicht findet, ſondern
„Hirn-Geſpenſte ſind.
§. 15.
„Es iſt mir leid, daß ich durch den Angriff
„ſolcher Leute, welche ich ſonſt gerne ih-
„rem Herrn ſtehen lieſſe, weil ich weder In-
„clination noch Beruff habe, mehr zu thun,
„als in meinem eigenen Rhodo gewiſſe Tritte
„zu machen; und was ſonderlich fremde Knech-
„te betrift, gar ſehr von dem Humor jener
„Jungfrauen bin, die den Kaufleuten ihre
„Kundſchaft nicht verderben wollten, genoͤ-
„thigt worden, ihnen eine Lection zu leſen
„uͤber die Enormitaͤt ihres Verfahrens, da ſie
„an ſtatt ſich vor GOtt zu demuͤthigen, daß
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/33>, abgerufen am 08.12.2023.
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