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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Reise der Thetis. XIII.
seine Uebersiedelung dahin vorzubereiten, und richtete sich, da
Seiner Majestät Corvette Arkona einiger Reparaturen bedurfte, auf
mehrere Wochen in Shang-hae ein. Weil aber die Küsten des
nördlichen China weder gastliche Häfen für die Schiffe, noch ein
ergiebiges Feld für die Thätigkeit der Naturforscher boten, so er-
suchte Graf Eulenburg den Commodor, die Fregatte Thetis nach
dem Süden zu schicken. Die Capitän Jachmann ertheilte Instruction
dirigirte Denselben zunächst nach Hong-kong, und zu mehr-
wöchentlichem Aufenthalt nach Manila; von da war ihm der Weg
nur im allgemeinen, durch die Sulu- und Celebes-See, um den
Süden von Borneo herum nach Singapore vorgezeichnet, und an-
heimgegeben, je nach den nautischen und Witterungsverhältnissen
die Inseln Mindanao, Borneo, Celebes, Gilolu und Java anzulaufen.
Zu seiner Vertretung ertheilte der Gesandte dem Legationssecretär
Pieschel die nöthigen Vollmachten. Mit Diesem schifften sich die
Herren Dr. von Martens, von Richthofen, Regierungsrath Wichura
und die kaufmännischen Mitglieder der Expedition, Herren Jacob
und Grube, welche ihre Geschäfte in China beendet hatten, auf der
Thetis ein, die am 27. März Shang-hae verliess und erst vor Bankok,
wo sie am 22. November Anker warf, wieder mit der Arkona zu-
sammentraf.


In Shang-hae liegt die Niederlassung der Fremden östlich
der mauerumschlossenen chinesischen Stadt am Ufer des Wu-son.
Eine Reihe palastartiger Gebäude säumt den "Bund", so heisst der
breite Quai am Flusse. Die steinernen Häuser der Fremden blicken
kalt und langweilig in die öden Strassen; lebendig ist es nur in
den chinesischen Gassen. -- Dort wohnen im Schutz der Barbaren
dichte Haufen betriebsamer Landeskinder, die dafür den höchsten
Grundzins zahlen. -- Jeder der Vertragsmächte wurde ein be-
stimmtes Terrain zugewiesen, so dass es ein englisches, französisches,
americanisches Viertel gab; die meisten Deutschen wohnten da-
mals in der englischen Niederlassung. Die Kaufleute erhielten den
Grund und Boden zu bestimmten Normen von den Consular-
Behörden und verpachteten ihn theilweise mit grossem Vortheil an
Chinesen.

Reise der Thetis. XIII.
seine Uebersiedelung dahin vorzubereiten, und richtete sich, da
Seiner Majestät Corvette Arkona einiger Reparaturen bedurfte, auf
mehrere Wochen in Shang-hae ein. Weil aber die Küsten des
nördlichen China weder gastliche Häfen für die Schiffe, noch ein
ergiebiges Feld für die Thätigkeit der Naturforscher boten, so er-
suchte Graf Eulenburg den Commodor, die Fregatte Thetis nach
dem Süden zu schicken. Die Capitän Jachmann ertheilte Instruction
dirigirte Denselben zunächst nach Hong-kong, und zu mehr-
wöchentlichem Aufenthalt nach Manila; von da war ihm der Weg
nur im allgemeinen, durch die Sulu- und Celebes-See, um den
Süden von Borneo herum nach Singapore vorgezeichnet, und an-
heimgegeben, je nach den nautischen und Witterungsverhältnissen
die Inseln Mindanao, Borneo, Celebes, Gilolu und Java anzulaufen.
Zu seiner Vertretung ertheilte der Gesandte dem Legationssecretär
Pieschel die nöthigen Vollmachten. Mit Diesem schifften sich die
Herren Dr. von Martens, von Richthofen, Regierungsrath Wichura
und die kaufmännischen Mitglieder der Expedition, Herren Jacob
und Grube, welche ihre Geschäfte in China beendet hatten, auf der
Thetis ein, die am 27. März Shang-hae verliess und erst vor Baṅkok,
wo sie am 22. November Anker warf, wieder mit der Arkona zu-
sammentraf.


In Shang-hae liegt die Niederlassung der Fremden östlich
der mauerumschlossenen chinesischen Stadt am Ufer des Wu-soṅ.
Eine Reihe palastartiger Gebäude säumt den »Bund«, so heisst der
breite Quai am Flusse. Die steinernen Häuser der Fremden blicken
kalt und langweilig in die öden Strassen; lebendig ist es nur in
den chinesischen Gassen. — Dort wohnen im Schutz der Barbaren
dichte Haufen betriebsamer Landeskinder, die dafür den höchsten
Grundzins zahlen. — Jeder der Vertragsmächte wurde ein be-
stimmtes Terrain zugewiesen, so dass es ein englisches, französisches,
americanisches Viertel gab; die meisten Deutschen wohnten da-
mals in der englischen Niederlassung. Die Kaufleute erhielten den
Grund und Boden zu bestimmten Normen von den Consular-
Behörden und verpachteten ihn theilweise mit grossem Vortheil an
Chinesen.

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[376/0398] Reise der Thetis. XIII. seine Uebersiedelung dahin vorzubereiten, und richtete sich, da Seiner Majestät Corvette Arkona einiger Reparaturen bedurfte, auf mehrere Wochen in Shang-hae ein. Weil aber die Küsten des nördlichen China weder gastliche Häfen für die Schiffe, noch ein ergiebiges Feld für die Thätigkeit der Naturforscher boten, so er- suchte Graf Eulenburg den Commodor, die Fregatte Thetis nach dem Süden zu schicken. Die Capitän Jachmann ertheilte Instruction dirigirte Denselben zunächst nach Hong-kong, und zu mehr- wöchentlichem Aufenthalt nach Manila; von da war ihm der Weg nur im allgemeinen, durch die Sulu- und Celebes-See, um den Süden von Borneo herum nach Singapore vorgezeichnet, und an- heimgegeben, je nach den nautischen und Witterungsverhältnissen die Inseln Mindanao, Borneo, Celebes, Gilolu und Java anzulaufen. Zu seiner Vertretung ertheilte der Gesandte dem Legationssecretär Pieschel die nöthigen Vollmachten. Mit Diesem schifften sich die Herren Dr. von Martens, von Richthofen, Regierungsrath Wichura und die kaufmännischen Mitglieder der Expedition, Herren Jacob und Grube, welche ihre Geschäfte in China beendet hatten, auf der Thetis ein, die am 27. März Shang-hae verliess und erst vor Baṅkok, wo sie am 22. November Anker warf, wieder mit der Arkona zu- sammentraf. In Shang-hae liegt die Niederlassung der Fremden östlich der mauerumschlossenen chinesischen Stadt am Ufer des Wu-soṅ. Eine Reihe palastartiger Gebäude säumt den »Bund«, so heisst der breite Quai am Flusse. Die steinernen Häuser der Fremden blicken kalt und langweilig in die öden Strassen; lebendig ist es nur in den chinesischen Gassen. — Dort wohnen im Schutz der Barbaren dichte Haufen betriebsamer Landeskinder, die dafür den höchsten Grundzins zahlen. — Jeder der Vertragsmächte wurde ein be- stimmtes Terrain zugewiesen, so dass es ein englisches, französisches, americanisches Viertel gab; die meisten Deutschen wohnten da- mals in der englischen Niederlassung. Die Kaufleute erhielten den Grund und Boden zu bestimmten Normen von den Consular- Behörden und verpachteten ihn theilweise mit grossem Vortheil an Chinesen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/398>, abgerufen am 25.04.2024.