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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Verbreitung der Süsswasserfisch-Familien.
Rückenflosse wie bei unserm Hecht weit zurückgerückt, die Brust-
flossen lang und spitzig, ein starker Bartfaden am Unterkiefer; die
vertikalen und die Brustflossen schwärzlich mit breitem orangerothem
Saum, der Bauch scharfrandig, doch nicht wie beim Häring von
einer, sondern von zwei Schuppenreihen gebildet. Am Danau Sriang
bezeichnete man diesen Fisch mit dem Namen silo. Symbranchus
und Monopterus sind aalähnliche Fische mit kleinen Kiemen-
öffnungen, welche nur in den süssen Gewässern der heissen Zone
vorkommen und überhaupt nur in wenigen Arten vorhanden sind.

Von den bis jetzt genannten Süsswasserfamilien sind die der
karpfenartigen und der welsartigen am weitesten verbreitet, die
erstere fehlt nur in Südamerika und Australien, die zweite gehört
überhaupt mehr den wärmeren Gegenden an und ist im Norden nur
schwach vertreten, so nur durch Eine Art in Europa und zwar
allein in dessen östlicher Hälfte. Die Labyrinthfische gehören fast
ausschliesslich dem tropischen Theil Asiens an; in Afrika sind sie
nur durch die Eine Gattung Ctenopoma vertreten. Mastacemblus
ist ganz auf Asien beschränkt, erstreckt sich aber hier im Nord-
westen bis Syrien, wo Russell am Ende des vorigen Jahrhunderts
bei Aleppo eine Art dieser Gattung, die ältest bekannte, gefunden.
Zu Osteoglossum finden sich zwei nahe Verwandte, der eine in Süd-
amerika, der andere in Australien. Dagegen fehlen unter den Süss-
wasserfischen des indischen Archipels vollständig die lachsartigen
Fische, welche im Norden beider Erdhälften eine so grosse Rolle
spielen, ferner von den europäischen Formen noch Hecht, Stichling,
Groppe (Cottus) und Neunauge (Petromyzon), alle vier ebenfalls
nordische Formen, aber auch die afrikanischen Mormyrus und die
Characinen, welche eigenthümlicher Weise in Afrika und in Süd-
amerika reich vertreten, aber dabei Indien ganz fremd sind. Endlich
fehlen auch die dem gemässigten Theil der südlichen Erdhälfte
eigenthümlichen zwischen Hecht und Lachs stehenden Galaxias.

Neben den bis jetzt betrachteten dem Süsswasser eigenthüm-
lichen Familien und Formen finden sich aber wie in allen Erdtheilen
und besonders in den wärmeren Zonen, so auch auf den Sunda-
Inseln noch mancherlei marine Fischformen in den süssen Gewässern.
So vertheilen sich die 23 übrigen Arten von Flussfischen, welche
ich in Borneo beobachtet, auf dreizehn verschiedene Familien,
deren Mehrzahl zahlreiche marine Arten innerhalb des Archipels auf-
zuweisen hat. Wir müssen hier mehrere Fälle unterscheiden:

Ost-Asien. Zoologisch. I 20

Verbreitung der Süsswasserfisch-Familien.
Rückenflosse wie bei unserm Hecht weit zurückgerückt, die Brust-
flossen lang und spitzig, ein starker Bartfaden am Unterkiefer; die
vertikalen und die Brustflossen schwärzlich mit breitem orangerothem
Saum, der Bauch scharfrandig, doch nicht wie beim Häring von
einer, sondern von zwei Schuppenreihen gebildet. Am Danau Sriang
bezeichnete man diesen Fisch mit dem Namen silo. Symbranchus
und Monopterus sind aalähnliche Fische mit kleinen Kiemen-
öffnungen, welche nur in den süssen Gewässern der heissen Zone
vorkommen und überhaupt nur in wenigen Arten vorhanden sind.

Von den bis jetzt genannten Süsswasserfamilien sind die der
karpfenartigen und der welsartigen am weitesten verbreitet, die
erstere fehlt nur in Südamerika und Australien, die zweite gehört
überhaupt mehr den wärmeren Gegenden an und ist im Norden nur
schwach vertreten, so nur durch Eine Art in Europa und zwar
allein in dessen östlicher Hälfte. Die Labyrinthfische gehören fast
ausschliesslich dem tropischen Theil Asiens an; in Afrika sind sie
nur durch die Eine Gattung Ctenopoma vertreten. Mastacemblus
ist ganz auf Asien beschränkt, erstreckt sich aber hier im Nord-
westen bis Syrien, wo Russell am Ende des vorigen Jahrhunderts
bei Aleppo eine Art dieser Gattung, die ältest bekannte, gefunden.
Zu Osteoglossum finden sich zwei nahe Verwandte, der eine in Süd-
amerika, der andere in Australien. Dagegen fehlen unter den Süss-
wasserfischen des indischen Archipels vollständig die lachsartigen
Fische, welche im Norden beider Erdhälften eine so grosse Rolle
spielen, ferner von den europäischen Formen noch Hecht, Stichling,
Groppe (Cottus) und Neunauge (Petromyzon), alle vier ebenfalls
nordische Formen, aber auch die afrikanischen Mormyrus und die
Characinen, welche eigenthümlicher Weise in Afrika und in Süd-
amerika reich vertreten, aber dabei Indien ganz fremd sind. Endlich
fehlen auch die dem gemässigten Theil der südlichen Erdhälfte
eigenthümlichen zwischen Hecht und Lachs stehenden Galaxias.

Neben den bis jetzt betrachteten dem Süsswasser eigenthüm-
lichen Familien und Formen finden sich aber wie in allen Erdtheilen
und besonders in den wärmeren Zonen, so auch auf den Sunda-
Inseln noch mancherlei marine Fischformen in den süssen Gewässern.
So vertheilen sich die 23 übrigen Arten von Flussfischen, welche
ich in Borneo beobachtet, auf dreizehn verschiedene Familien,
deren Mehrzahl zahlreiche marine Arten innerhalb des Archipels auf-
zuweisen hat. Wir müssen hier mehrere Fälle unterscheiden:

Ost-Asien. Zoologisch. I 20
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[305/0323] Verbreitung der Süsswasserfisch-Familien. Rückenflosse wie bei unserm Hecht weit zurückgerückt, die Brust- flossen lang und spitzig, ein starker Bartfaden am Unterkiefer; die vertikalen und die Brustflossen schwärzlich mit breitem orangerothem Saum, der Bauch scharfrandig, doch nicht wie beim Häring von einer, sondern von zwei Schuppenreihen gebildet. Am Danau Sriang bezeichnete man diesen Fisch mit dem Namen silo. Symbranchus und Monopterus sind aalähnliche Fische mit kleinen Kiemen- öffnungen, welche nur in den süssen Gewässern der heissen Zone vorkommen und überhaupt nur in wenigen Arten vorhanden sind. Von den bis jetzt genannten Süsswasserfamilien sind die der karpfenartigen und der welsartigen am weitesten verbreitet, die erstere fehlt nur in Südamerika und Australien, die zweite gehört überhaupt mehr den wärmeren Gegenden an und ist im Norden nur schwach vertreten, so nur durch Eine Art in Europa und zwar allein in dessen östlicher Hälfte. Die Labyrinthfische gehören fast ausschliesslich dem tropischen Theil Asiens an; in Afrika sind sie nur durch die Eine Gattung Ctenopoma vertreten. Mastacemblus ist ganz auf Asien beschränkt, erstreckt sich aber hier im Nord- westen bis Syrien, wo Russell am Ende des vorigen Jahrhunderts bei Aleppo eine Art dieser Gattung, die ältest bekannte, gefunden. Zu Osteoglossum finden sich zwei nahe Verwandte, der eine in Süd- amerika, der andere in Australien. Dagegen fehlen unter den Süss- wasserfischen des indischen Archipels vollständig die lachsartigen Fische, welche im Norden beider Erdhälften eine so grosse Rolle spielen, ferner von den europäischen Formen noch Hecht, Stichling, Groppe (Cottus) und Neunauge (Petromyzon), alle vier ebenfalls nordische Formen, aber auch die afrikanischen Mormyrus und die Characinen, welche eigenthümlicher Weise in Afrika und in Süd- amerika reich vertreten, aber dabei Indien ganz fremd sind. Endlich fehlen auch die dem gemässigten Theil der südlichen Erdhälfte eigenthümlichen zwischen Hecht und Lachs stehenden Galaxias. Neben den bis jetzt betrachteten dem Süsswasser eigenthüm- lichen Familien und Formen finden sich aber wie in allen Erdtheilen und besonders in den wärmeren Zonen, so auch auf den Sunda- Inseln noch mancherlei marine Fischformen in den süssen Gewässern. So vertheilen sich die 23 übrigen Arten von Flussfischen, welche ich in Borneo beobachtet, auf dreizehn verschiedene Familien, deren Mehrzahl zahlreiche marine Arten innerhalb des Archipels auf- zuweisen hat. Wir müssen hier mehrere Fälle unterscheiden: Ost-Asien. Zoologisch. I 20

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/323>, abgerufen am 29.03.2024.