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Bergmann, Ernst von: Die Schicksale der Transfusion im letzten Decennium. Rede, gehalten zur Feier des Stiftungstages der militär-ärztlichen Bildungsanstalten am 2. August 1883. Berlin, 1883.

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Maissurianz (Experimentelle Studien über die quantitativen Veränderungen
der rothen Blutkörperchen im Fieber. Dorpat 1882. S. 37)
der Gehalt des Blutes an farblosen Blutkörperchen ab, nicht selten
auf einen Rest von 5-10%.
22) Edelberg: Archiv für Pharmacologie und experimentelle
Pathologie. Bd. 12. 1880. S. 283.
23) Angerer: Klinische und experimentelle Studien über die
Resorption grosser Blutextravasate. Würzburg 1879.
24) Sachsendahl: Ueber gelöstes Hämoglobin im circulirenden
Blute. Dorpat. Dissert. 1880. und Maissurianz l. c. S. 40 "Das
mächtigste Mittel zur Herbeiführung eines explosionsartigen Zerfalls
der farblosen Blutkörperchen und einer plötzlichen, hochgradigen
Accumulation des Fibrinferments im circulirenden Blute ist das Hämoglobin
im gelösten Zustande. - Es ist dabei gleichgiltig, ob die
Hämoglobinlösung aus dem Blute des Versuchsthieres selbst oder einer
fremden Thierspecies genommen worden ist. Je frischer die Hämoglobinlösung,
desto gefährlicher wirkt sie. Krystallisirtes Hämoglobin ist
unwirksam. Auch Injection von destillirtem Wasser führt die geschilderten
Blutveränderungen nebst fieberhaften Körpertemperaturen herbei,
doch sind dazu grosse Wassermengen erforderlich und der Effect ist
verhältnissmässig gering, wie das schon v. Bergmann hervorhebt,
welcher Autor zuerst auf die fiebererregende Wirkung des Wassers
aufmerksam gemacht hat. Das Auftreten von Hämoglobin im Harn
nach Wasserinjectionen, sowie der Nachweis desselben in der
Blutflüssigkeit der betreffenden Versuchsthiere führt zur Annahme, dass
die schädlichen Folgen der Wasserinjectionen wesentlich auf die,
durch die blutkörperchenlösende Wirkung des Wassers bedingte Gegenwart
von gelöstem Hämoglobin im Blute beruhen." Nicht bloss nach
Injection von Wasser und von Fermentlösungen, sondern auch nach
Injection klar filtrirter, faulender Flüssigkeiten tritt nicht selten
Hämoglobin im Harne auf. Es scheint hierfür wesentlich die Quantität
der injicirten Jauche oder Fermente massgebend. Wenn defibrinirtes
Blut in der indirecten Transfusion gleichartigen Blutes für gewöhnlich
keine Hämoglobinurie macht, so ist der Grund hierfür der, dass es
seine Wirkung auf die Auflösung der weissen Blutkörperchen beschränkt.
Umgekehrt werden wir dort, wo nach direkter Transfusion von Thierblut
beim Menschen Hämoglobinurie auftritt, eine hochgradige Zerstörung
Maissurianz (Experimentelle Studien über die quantitativen Veränderungen
der rothen Blutkörperchen im Fieber. Dorpat 1882. S. 37)
der Gehalt des Blutes an farblosen Blutkörperchen ab, nicht selten
auf einen Rest von 5–10%.
22) Edelberg: Archiv für Pharmacologie und experimentelle
Pathologie. Bd. 12. 1880. S. 283.
23) Angerer: Klinische und experimentelle Studien über die
Resorption grosser Blutextravasate. Würzburg 1879.
24) Sachsendahl: Ueber gelöstes Hämoglobin im circulirenden
Blute. Dorpat. Dissert. 1880. und Maissurianz l. c. S. 40 "Das
mächtigste Mittel zur Herbeiführung eines explosionsartigen Zerfalls
der farblosen Blutkörperchen und einer plötzlichen, hochgradigen
Accumulation des Fibrinferments im circulirenden Blute ist das Hämoglobin
im gelösten Zustande. – Es ist dabei gleichgiltig, ob die
Hämoglobinlösung aus dem Blute des Versuchsthieres selbst oder einer
fremden Thierspecies genommen worden ist. Je frischer die Hämoglobinlösung,
desto gefährlicher wirkt sie. Krystallisirtes Hämoglobin ist
unwirksam. Auch Injection von destillirtem Wasser führt die geschilderten
Blutveränderungen nebst fieberhaften Körpertemperaturen herbei,
doch sind dazu grosse Wassermengen erforderlich und der Effect ist
verhältnissmässig gering, wie das schon v. Bergmann hervorhebt,
welcher Autor zuerst auf die fiebererregende Wirkung des Wassers
aufmerksam gemacht hat. Das Auftreten von Hämoglobin im Harn
nach Wasserinjectionen, sowie der Nachweis desselben in der
Blutflüssigkeit der betreffenden Versuchsthiere führt zur Annahme, dass
die schädlichen Folgen der Wasserinjectionen wesentlich auf die,
durch die blutkörperchenlösende Wirkung des Wassers bedingte Gegenwart
von gelöstem Hämoglobin im Blute beruhen." Nicht bloss nach
Injection von Wasser und von Fermentlösungen, sondern auch nach
Injection klar filtrirter, faulender Flüssigkeiten tritt nicht selten
Hämoglobin im Harne auf. Es scheint hierfür wesentlich die Quantität
der injicirten Jauche oder Fermente massgebend. Wenn defibrinirtes
Blut in der indirecten Transfusion gleichartigen Blutes für gewöhnlich
keine Hämoglobinurie macht, so ist der Grund hierfür der, dass es
seine Wirkung auf die Auflösung der weissen Blutkörperchen beschränkt.
Umgekehrt werden wir dort, wo nach direkter Transfusion von Thierblut
beim Menschen Hämoglobinurie auftritt, eine hochgradige Zerstörung
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[30/0030] ²¹⁾ Maissurianz (Experimentelle Studien über die quantitativen Veränderungen der rothen Blutkörperchen im Fieber. Dorpat 1882. S. 37) der Gehalt des Blutes an farblosen Blutkörperchen ab, nicht selten auf einen Rest von 5–10%. ²²⁾ Edelberg: Archiv für Pharmacologie und experimentelle Pathologie. Bd. 12. 1880. S. 283. ²³⁾ Angerer: Klinische und experimentelle Studien über die Resorption grosser Blutextravasate. Würzburg 1879. ²⁴⁾ Sachsendahl: Ueber gelöstes Hämoglobin im circulirenden Blute. Dorpat. Dissert. 1880. und Maissurianz l. c. S. 40 "Das mächtigste Mittel zur Herbeiführung eines explosionsartigen Zerfalls der farblosen Blutkörperchen und einer plötzlichen, hochgradigen Accumulation des Fibrinferments im circulirenden Blute ist das Hämoglobin im gelösten Zustande. – Es ist dabei gleichgiltig, ob die Hämoglobinlösung aus dem Blute des Versuchsthieres selbst oder einer fremden Thierspecies genommen worden ist. Je frischer die Hämoglobinlösung, desto gefährlicher wirkt sie. Krystallisirtes Hämoglobin ist unwirksam. Auch Injection von destillirtem Wasser führt die geschilderten Blutveränderungen nebst fieberhaften Körpertemperaturen herbei, doch sind dazu grosse Wassermengen erforderlich und der Effect ist verhältnissmässig gering, wie das schon v. Bergmann hervorhebt, welcher Autor zuerst auf die fiebererregende Wirkung des Wassers aufmerksam gemacht hat. Das Auftreten von Hämoglobin im Harn nach Wasserinjectionen, sowie der Nachweis desselben in der Blutflüssigkeit der betreffenden Versuchsthiere führt zur Annahme, dass die schädlichen Folgen der Wasserinjectionen wesentlich auf die, durch die blutkörperchenlösende Wirkung des Wassers bedingte Gegenwart von gelöstem Hämoglobin im Blute beruhen." Nicht bloss nach Injection von Wasser und von Fermentlösungen, sondern auch nach Injection klar filtrirter, faulender Flüssigkeiten tritt nicht selten Hämoglobin im Harne auf. Es scheint hierfür wesentlich die Quantität der injicirten Jauche oder Fermente massgebend. Wenn defibrinirtes Blut in der indirecten Transfusion gleichartigen Blutes für gewöhnlich keine Hämoglobinurie macht, so ist der Grund hierfür der, dass es seine Wirkung auf die Auflösung der weissen Blutkörperchen beschränkt. Umgekehrt werden wir dort, wo nach direkter Transfusion von Thierblut beim Menschen Hämoglobinurie auftritt, eine hochgradige Zerstörung

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Zitationshilfe: Bergmann, Ernst von: Die Schicksale der Transfusion im letzten Decennium. Rede, gehalten zur Feier des Stiftungstages der militär-ärztlichen Bildungsanstalten am 2. August 1883. Berlin, 1883, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bergmann_transfusion_1883/30>, abgerufen am 29.03.2024.