Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Stilpe.
Auch Federtippens wird gespielt. Ich habe drei
Goldhahnfedern gewonn, eine ganz neue dabei.

Es grüßt und küßt Dich Dein
treuer Sohn
Willibald Stilpe.
[Abbildung]
Liebe Mama!

Du weißt nicht, was Blockzucker ist? Ich werde
es Dir erklären. Das sind rote oder gelbe oder
weiße Tafeln, und die roten schmecken nach Him¬
beer, die gelben nach Apfelsine und die weißen
nach Citrone. Die roten schmecken am schönsten.
Wenn man eine Tafel kauft, das kostet zehn
Pfennige, und jede Tafel hat fünf Abteilungen
zum Abrechen. Nicht wahr, jede Abteilung müßte
doch blos zwei Pfennige kosten? Kostet aber einen
Dreier. Rammer sagt, im Biedchen draußen kostet
eine Tafel iberhaupt blos fünf Pfennige. Aber
die Jungens, die blos in die Schule kommen hier
und zu Hause wohnen, die bringen sie mit und
sagen, sie kosten zehn Pfennige. Wenn ein Junge
kein Geld hat, so kann er auch seinen Braten der¬
vor geben. Vor Schweinebraten krigt man zwei

Stilpe.
Auch Federtippens wird geſpielt. Ich habe drei
Goldhahnfedern gewonn, eine ganz neue dabei.

Es grüßt und küßt Dich Dein
treuer Sohn
Willibald Stilpe.
[Abbildung]
Liebe Mama!

Du weißt nicht, was Blockzucker iſt? Ich werde
es Dir erklären. Das ſind rote oder gelbe oder
weiße Tafeln, und die roten ſchmecken nach Him¬
beer, die gelben nach Apfelſine und die weißen
nach Citrone. Die roten ſchmecken am ſchönſten.
Wenn man eine Tafel kauft, das koſtet zehn
Pfennige, und jede Tafel hat fünf Abteilungen
zum Abrechen. Nicht wahr, jede Abteilung müßte
doch blos zwei Pfennige koſten? Koſtet aber einen
Dreier. Rammer ſagt, im Biedchen draußen koſtet
eine Tafel iberhaupt blos fünf Pfennige. Aber
die Jungens, die blos in die Schule kommen hier
und zu Hauſe wohnen, die bringen ſie mit und
ſagen, ſie koſten zehn Pfennige. Wenn ein Junge
kein Geld hat, ſo kann er auch ſeinen Braten der¬
vor geben. Vor Schweinebraten krigt man zwei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0036" n="22"/><fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw> Auch Federtippens wird ge&#x017F;pielt. Ich habe drei<lb/>
Goldhahnfedern gewonn, eine ganz neue dabei.<lb/></p>
              <closer rendition="#right">Es grüßt und küßt Dich Dein<lb/>
treuer Sohn<lb/>
Willibald Stilpe.</closer><lb/>
            </div>
            <figure/>
            <div type="letter">
              <opener rendition="#c">Liebe Mama!</opener><lb/>
              <p>Du weißt nicht, was Blockzucker i&#x017F;t? Ich werde<lb/>
es Dir erklären. Das &#x017F;ind rote oder gelbe oder<lb/>
weiße Tafeln, und die roten &#x017F;chmecken nach Him¬<lb/>
beer, die gelben nach Apfel&#x017F;ine und die weißen<lb/>
nach Citrone. Die roten &#x017F;chmecken am &#x017F;chön&#x017F;ten.<lb/>
Wenn man eine Tafel kauft, das ko&#x017F;tet zehn<lb/>
Pfennige, und jede Tafel hat fünf Abteilungen<lb/>
zum Abrechen. Nicht wahr, jede Abteilung müßte<lb/>
doch blos zwei Pfennige ko&#x017F;ten? Ko&#x017F;tet aber einen<lb/>
Dreier. Rammer &#x017F;agt, im Biedchen draußen ko&#x017F;tet<lb/>
eine Tafel iberhaupt blos fünf Pfennige. Aber<lb/>
die Jungens, die blos in die Schule kommen hier<lb/>
und zu Hau&#x017F;e wohnen, die bringen &#x017F;ie mit und<lb/>
&#x017F;agen, &#x017F;ie ko&#x017F;ten zehn Pfennige. Wenn ein Junge<lb/>
kein Geld hat, &#x017F;o kann er auch &#x017F;einen Braten der¬<lb/>
vor geben. Vor Schweinebraten krigt man zwei<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0036] Stilpe. Auch Federtippens wird geſpielt. Ich habe drei Goldhahnfedern gewonn, eine ganz neue dabei. Es grüßt und küßt Dich Dein treuer Sohn Willibald Stilpe. [Abbildung] Liebe Mama! Du weißt nicht, was Blockzucker iſt? Ich werde es Dir erklären. Das ſind rote oder gelbe oder weiße Tafeln, und die roten ſchmecken nach Him¬ beer, die gelben nach Apfelſine und die weißen nach Citrone. Die roten ſchmecken am ſchönſten. Wenn man eine Tafel kauft, das koſtet zehn Pfennige, und jede Tafel hat fünf Abteilungen zum Abrechen. Nicht wahr, jede Abteilung müßte doch blos zwei Pfennige koſten? Koſtet aber einen Dreier. Rammer ſagt, im Biedchen draußen koſtet eine Tafel iberhaupt blos fünf Pfennige. Aber die Jungens, die blos in die Schule kommen hier und zu Hauſe wohnen, die bringen ſie mit und ſagen, ſie koſten zehn Pfennige. Wenn ein Junge kein Geld hat, ſo kann er auch ſeinen Braten der¬ vor geben. Vor Schweinebraten krigt man zwei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/36
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/36>, abgerufen am 28.03.2024.