Verworfenen, aber, rhm, wir müssen das In¬ teresse unserer Anstalt über Alles stellen. Ich zweifle nicht, daß Sie Alle einer Meinung mit mir sind.
Sie waren alle einer Meinung.
[Abbildung]
Für die Entscheidung über den Raubzug der Selektaner war dieser Fall Fliczek ungemein günstig. Zum größten Erstaunen der Delinquenten erfolgte nur ein vierwöchentlicher Zimmerarrest und die Bestimmung, daß die Selektanerarbeits¬ stunden nicht mehr abends, sondern früh statt¬ zufinden hätten. Das war freilich recht bitter, aber, da man sich natürlich auf sehr viel Schlimmeres gefaßt gemacht hatte, so durfte man es mit einem halbwegs angenehmen Gefühle tragen.
Gruselig und unheimlich wirkte das Ver¬ schwinden Fliczeks. Aber am unheimlichsten auf Willibald. Es muß gesagt werden: Er hatte eine fürchterliche Angst.
Er war ja der Einzige, der den Zusammenhang ahnte. Aber: Hing denn nicht er selber auch damit zusammen?
Erſtes Buch, ſechſtes Kapitel.
Verworfenen, aber, rhm, wir müſſen das In¬ tereſſe unſerer Anſtalt über Alles ſtellen. Ich zweifle nicht, daß Sie Alle einer Meinung mit mir ſind.
Sie waren alle einer Meinung.
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Für die Entſcheidung über den Raubzug der Selektaner war dieſer Fall Fliczek ungemein günſtig. Zum größten Erſtaunen der Delinquenten erfolgte nur ein vierwöchentlicher Zimmerarreſt und die Beſtimmung, daß die Selektanerarbeits¬ ſtunden nicht mehr abends, ſondern früh ſtatt¬ zufinden hätten. Das war freilich recht bitter, aber, da man ſich natürlich auf ſehr viel Schlimmeres gefaßt gemacht hatte, ſo durfte man es mit einem halbwegs angenehmen Gefühle tragen.
Gruſelig und unheimlich wirkte das Ver¬ ſchwinden Fliczeks. Aber am unheimlichſten auf Willibald. Es muß geſagt werden: Er hatte eine fürchterliche Angſt.
Er war ja der Einzige, der den Zuſammenhang ahnte. Aber: Hing denn nicht er ſelber auch damit zuſammen?
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Erſtes Buch, ſechſtes Kapitel.
Verworfenen, aber, rhm, wir müſſen das In¬
tereſſe unſerer Anſtalt über Alles ſtellen. Ich
zweifle nicht, daß Sie Alle einer Meinung mit
mir ſind.
Sie waren alle einer Meinung.
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Für die Entſcheidung über den Raubzug der
Selektaner war dieſer Fall Fliczek ungemein
günſtig. Zum größten Erſtaunen der Delinquenten
erfolgte nur ein vierwöchentlicher Zimmerarreſt
und die Beſtimmung, daß die Selektanerarbeits¬
ſtunden nicht mehr abends, ſondern früh ſtatt¬
zufinden hätten. Das war freilich recht bitter, aber,
da man ſich natürlich auf ſehr viel Schlimmeres
gefaßt gemacht hatte, ſo durfte man es mit einem
halbwegs angenehmen Gefühle tragen.
Gruſelig und unheimlich wirkte das Ver¬
ſchwinden Fliczeks. Aber am unheimlichſten auf
Willibald. Es muß geſagt werden: Er hatte eine
fürchterliche Angſt.
Er war ja der Einzige, der den Zuſammenhang
ahnte. Aber: Hing denn nicht er ſelber auch damit
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/85>, abgerufen am 29.04.2024.
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