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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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kein Fluß mit solcher Lust sich durch die Tähler quälet/
Sind auch
deß Virg. 1.
und 2. Eclo.
solches an-
fangs ver-
teutscht zu
finden in
der/ der Fri-
dens Rede
angehäng-
ten Schä-
ferey/ § 5.
41.
als lieblich deine Stimm sich mit der Kunst vermählet.

Nimm diese schlechte Pfeiff/ Eranten Denkmal/ hin/
die mir/ Dort lege dich zur Blätter Eichen hin/
und die mir/ Werdet reg/ jhr Felder/ u.s.f. hat gesungen.
H. Den Stab hier/ den mir gern hätt Adon abgedrungen
der Liebens wehrte Knab/ der gleiche Knoden hat/
beschlagen wol mit Ertz/ den nimm an dessen stat.
68.

Wie gefiele euch dieses Gespräche/ fragte die Prin-
zessin den Eubulus. Mich dünket/ diese Hirten solten auch
den Allerlasterhafftigsten eine Lust zur Tugend machen/ in
dem sie diese mit so schöner Belobung/ auch nach dero Abster-
ben/ verewigen. Mich belangend hat mich dieses Singen
über dem Tode meines Sohnes höchlichen getröstet. Durch-
leuchtigste Prinzessin/ antwortete Eubulus/ wie sehr mich
diese Schäfer anjetzt belustiget/ kan ich besser denken als sa-
gen. Zwar jhre Reden haben mir beydes gefallen und miß-
fallen: dieses/ weil sie eines so treflichen Helden Tod; jenes/
weil sie jhn so trefflich betrauret. So hertzbeweglich lassen
sich diese Musen hören/ daß man zu einer zeit Freude und
Leid fühlet/ und mitten unter den Trehnen lachen möchte/
aus hertzlichem Belüsten. Diese Freude aber haben E.
Durchl. mir ergrössert/ mit dero hievon gegebenem hochver-
ständigen Bedenken. Glükselig halte ich solche Verstorbene/
deren Namen von solchen Famen nach jhrem Tode mit so-
tahnem Lob ausgeblasen/ und sie dardurch aufs neue belebet
werden.

69.

Und ist in Warheit eben dieses allein das rechte Le-
"ben/ das erst nach dem Tode anfähet: der Seelen nach/
"an dem Orte der seligen Ewigkeit; dem Namen nach/ in
"der Unsterblichkeit deß Nachruhms. Alle andere Güter
"in diesem Leben sind uns allein zum Gebrauch geliehen/
"nicht aber eygentümlich eingeräumet/ haben der Ver-

gänglich-
kein Fluß mit ſolcher Luſt ſich durch die Taͤhler quaͤlet/
Sind auch
deß Virg. 1.
und 2. Eclo.
ſolches an-
fangs ver-
teutſcht zu
finden in
der/ der Fri-
dens Rede
angehaͤng-
ten Schaͤ-
ferey/ § 5.
41.
als lieblich deine Stimm ſich mit der Kunſt vermaͤhlet.

Nimm dieſe ſchlechte Pfeiff/ Eranten Denkmal/ hin/
die mir/ Dort lege dich zur Blaͤtter Eichen hin/
und die mir/ Werdet reg/ jhr Felder/ u.ſ.f. hat geſungen.
H. Den Stab hier/ den mir gern haͤtt Adon abgedrungen
der Liebens wehrte Knab/ der gleiche Knoden hat/
beſchlagen wol mit Ertz/ den nimm an deſſen ſtat.
68.

Wie gefiele euch dieſes Geſpraͤche/ fragte die Prin-
zeſſin den Eubulus. Mich duͤnket/ dieſe Hirten ſolten auch
den Allerlaſterhafftigſten eine Luſt zur Tugend machen/ in
dem ſie dieſe mit ſo ſchoͤner Belobung/ auch nach dero Abſter-
ben/ verewigen. Mich belangend hat mich dieſes Singen
über dem Tode meines Sohnes hoͤchlichẽ getroͤſtet. Durch-
leuchtigſte Prinzeſſin/ antwortete Eubulus/ wie ſehr mich
dieſe Schaͤfer anjetzt beluſtiget/ kan ich beſſer denken als ſa-
gen. Zwar jhre Reden haben mir beydes gefallen und miß-
fallen: dieſes/ weil ſie eines ſo treflichen Helden Tod; jenes/
weil ſie jhn ſo trefflich betrauret. So hertzbeweglich laſſen
ſich dieſe Muſen hoͤren/ daß man zu einer zeit Freude und
Leid fuͤhlet/ und mitten unter den Trehnen lachen moͤchte/
aus hertzlichem Belüſten. Dieſe Freude aber haben E.
Durchl. mir ergroͤſſert/ mit dero hievon gegebenem hochver-
ſtaͤndigen Bedenken. Gluͤkſelig halte ich ſolche Verſtoꝛbene/
deren Namen von ſolchen Famen nach jhrem Tode mit ſo-
tahnem Lob ausgeblaſen/ und ſie dardurch aufs neue belebet
werden.

69.

Und iſt in Warheit eben dieſes allein das rechte Le-
„ben/ das erſt nach dem Tode anfaͤhet: der Seelen nach/
„an dem Orte der ſeligen Ewigkeit; dem Namen nach/ in
„der Unſterblichkeit deß Nachruhms. Alle andere Guͤter
„in dieſem Leben ſind uns allein zum Gebrauch geliehen/
„nicht aber eygentümlich eingeraͤumet/ haben der Ver-

gaͤnglich-
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[78/0130] kein Fluß mit ſolcher Luſt ſich durch die Taͤhler quaͤlet/ als lieblich deine Stimm ſich mit der Kunſt vermaͤhlet. Nimm dieſe ſchlechte Pfeiff/ Eranten Denkmal/ hin/ die mir/ Dort lege dich zur Blaͤtter Eichen hin/ und die mir/ Werdet reg/ jhr Felder/ u.ſ.f. hat geſungen. H. Den Stab hier/ den mir gern haͤtt Adon abgedrungen der Liebens wehrte Knab/ der gleiche Knoden hat/ beſchlagen wol mit Ertz/ den nimm an deſſen ſtat. 68. Wie gefiele euch dieſes Geſpraͤche/ fragte die Prin- zeſſin den Eubulus. Mich duͤnket/ dieſe Hirten ſolten auch den Allerlaſterhafftigſten eine Luſt zur Tugend machen/ in dem ſie dieſe mit ſo ſchoͤner Belobung/ auch nach dero Abſter- ben/ verewigen. Mich belangend hat mich dieſes Singen über dem Tode meines Sohnes hoͤchlichẽ getroͤſtet. Durch- leuchtigſte Prinzeſſin/ antwortete Eubulus/ wie ſehr mich dieſe Schaͤfer anjetzt beluſtiget/ kan ich beſſer denken als ſa- gen. Zwar jhre Reden haben mir beydes gefallen und miß- fallen: dieſes/ weil ſie eines ſo treflichen Helden Tod; jenes/ weil ſie jhn ſo trefflich betrauret. So hertzbeweglich laſſen ſich dieſe Muſen hoͤren/ daß man zu einer zeit Freude und Leid fuͤhlet/ und mitten unter den Trehnen lachen moͤchte/ aus hertzlichem Belüſten. Dieſe Freude aber haben E. Durchl. mir ergroͤſſert/ mit dero hievon gegebenem hochver- ſtaͤndigen Bedenken. Gluͤkſelig halte ich ſolche Verſtoꝛbene/ deren Namen von ſolchen Famen nach jhrem Tode mit ſo- tahnem Lob ausgeblaſen/ und ſie dardurch aufs neue belebet werden. 69. Und iſt in Warheit eben dieſes allein das rechte Le- „ben/ das erſt nach dem Tode anfaͤhet: der Seelen nach/ „an dem Orte der ſeligen Ewigkeit; dem Namen nach/ in „der Unſterblichkeit deß Nachruhms. Alle andere Guͤter „in dieſem Leben ſind uns allein zum Gebrauch geliehen/ „nicht aber eygentümlich eingeraͤumet/ haben der Ver- gaͤnglich-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/130>, abgerufen am 29.03.2024.