Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.Straffällig. Zu dem/ wann ein grosser Wasserdamm aus-" 79. Ihr redet zwar weißlich von der Sache/ fiele jhm hier 80. Es hat mir jüngsthin einer die Zahl der bisher er- die
Straffaͤllig. Zu dem/ wann ein groſſer Waſſerdamm aus-„ 79. Ihr redet zwar weißlich von der Sache/ fiele jhm hier 80. Es hat mir juͤngſthin einer die Zahl der bisher er- die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="87"/> Straffaͤllig. Zu dem/ wann ein groſſer Waſſerdamm aus-„<lb/> reiſſet/ werden nicht allein die duͤrren und <hi rendition="#aq">U</hi>nkrautvollen/„<lb/> ſondern auch die fruchtbare Felder uͤberſchwemmet. Wie„<lb/> die Sonne gute und boͤſe beſcheinet/ alſo betriefet und be-„<lb/> truͤbet auch dargegen der Regen gute und boͤſe. Wer in der„<lb/> Eitelkeit lebet/ muß auch in derſelben leiden. Das iſt das„<lb/> Geſetz der Sterblichkeit/ dem Elende derſelben unterworf-„<lb/> fen ſeyn. Zu dem/ ſo pfleget der Himmel mit dergleichen ſei-„<lb/> nen Zornheimſuchungen der frommen Gedult und Groß-„<lb/> mut/ und alſo der Tugendhaften jhr Tugend/ zu průfen und„<lb/> zu uͤben. <hi rendition="#fr">Der iſt elend/ der niemals elend geweſen iſt/ noch„<lb/> durch Erfahrenheit gelernet hat/ Widerwertigkeiten zu„<lb/> ertragen</hi>. Je ſwaͤrtzer die Nacht iſt/ je heller funkeln aus der-„<lb/> ſelben die Goldglaͤntzende Sternen: alſo je groͤſſer die Noht„<lb/> iſt/ je klaͤrer ſcheinet die Tugend aus derſelben herfuͤr.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>79.</head><lb/> <p>Ihr redet zwar weißlich von der Sache/ fiele jhm hier<lb/> die Prinzeſſin in die Rede/ und weꝛde ich eure Gruͤnde nicht<lb/> leichtlich ümſtoſſen. Ihr koͤndt mir aber auch nit ableugnen/<lb/> daß von anfang dieſes groſſen Runds her kein Land oder<lb/> Reich alſo hart und beharꝛlich von den Waffen angefoch-<lb/> ten worden/ als jetzund das meinige. Nennet mir doch eine<lb/> Zeit/ und in derſelbigen ein Volk/ daß ſo unablaͤſſig und zwar<lb/> dreyſſig Jahr nacheinander den Krieg ohne ſtillſtand fort-<lb/> gefuͤhret/ wie jetziger zeit meine Teutonier habẽ thun muͤſſen.<lb/> Es iſt ſchwer auszureden/ noch ſchwerer aber zu leiden. Es<lb/> waͤre auch noch ein ſolcher Krieg zu verſchmertzen/ wann es<lb/> nit meiſtentheils ein in nerlicher und unter Landsleuten und<lb/> Bruͤdern waͤre.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>80.</head><lb/> <p>Es hat mir juͤngſthin einer die Zahl der bisher er-<lb/> ſchlagenen nachgerechnet/ und derſelben/ ſoviel man nur bey-<note place="right">* Iſt bey<lb/> dem H.<lb/><hi rendition="#fr">Verleger</hi><lb/> zu finden.</note><lb/> laͤuffig wiſſen kan/ in die <hi rendition="#fr">dreymal hundert und fuͤnff und<lb/> zwaͤntzig tauſend befunden</hi>. * Diß hat allein das Schwerd<lb/> getahn/ zugeſchweigen der vil tauſenden/ die der Hunger und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0139]
Straffaͤllig. Zu dem/ wann ein groſſer Waſſerdamm aus-„
reiſſet/ werden nicht allein die duͤrren und Unkrautvollen/„
ſondern auch die fruchtbare Felder uͤberſchwemmet. Wie„
die Sonne gute und boͤſe beſcheinet/ alſo betriefet und be-„
truͤbet auch dargegen der Regen gute und boͤſe. Wer in der„
Eitelkeit lebet/ muß auch in derſelben leiden. Das iſt das„
Geſetz der Sterblichkeit/ dem Elende derſelben unterworf-„
fen ſeyn. Zu dem/ ſo pfleget der Himmel mit dergleichen ſei-„
nen Zornheimſuchungen der frommen Gedult und Groß-„
mut/ und alſo der Tugendhaften jhr Tugend/ zu průfen und„
zu uͤben. Der iſt elend/ der niemals elend geweſen iſt/ noch„
durch Erfahrenheit gelernet hat/ Widerwertigkeiten zu„
ertragen. Je ſwaͤrtzer die Nacht iſt/ je heller funkeln aus der-„
ſelben die Goldglaͤntzende Sternen: alſo je groͤſſer die Noht„
iſt/ je klaͤrer ſcheinet die Tugend aus derſelben herfuͤr.
79.
Ihr redet zwar weißlich von der Sache/ fiele jhm hier
die Prinzeſſin in die Rede/ und weꝛde ich eure Gruͤnde nicht
leichtlich ümſtoſſen. Ihr koͤndt mir aber auch nit ableugnen/
daß von anfang dieſes groſſen Runds her kein Land oder
Reich alſo hart und beharꝛlich von den Waffen angefoch-
ten worden/ als jetzund das meinige. Nennet mir doch eine
Zeit/ und in derſelbigen ein Volk/ daß ſo unablaͤſſig und zwar
dreyſſig Jahr nacheinander den Krieg ohne ſtillſtand fort-
gefuͤhret/ wie jetziger zeit meine Teutonier habẽ thun muͤſſen.
Es iſt ſchwer auszureden/ noch ſchwerer aber zu leiden. Es
waͤre auch noch ein ſolcher Krieg zu verſchmertzen/ wann es
nit meiſtentheils ein in nerlicher und unter Landsleuten und
Bruͤdern waͤre.
80.
Es hat mir juͤngſthin einer die Zahl der bisher er-
ſchlagenen nachgerechnet/ und derſelben/ ſoviel man nur bey-
laͤuffig wiſſen kan/ in die dreymal hundert und fuͤnff und
zwaͤntzig tauſend befunden. * Diß hat allein das Schwerd
getahn/ zugeſchweigen der vil tauſenden/ die der Hunger und
die
* Iſt bey
dem H.
Verleger
zu finden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/139 |
Zitationshilfe: | Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/139>, abgerufen am 23.04.2021. |