Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Unten bildeten dreyssig Wasserkugeln den Horizon oder
Theilkreiß der Erden/ gleich den Sternen mit funken in die
höhe spielende. Es waren auch drey Ragget- und Schwär-
mertürme/ auch achtzehen Cannarohr oder Pfeilfeuer/ nebenst
vielen Lust- und Sprengkugeln/ Kegeln/ Schnurfeuern/ u.
a.m. unter welchen ein Feuerspeyender Drach auf der Leine
dem Herkules/ der jhn mit einer Funkenspritzenden Keile
empfienge/ zueilete/ hin und wider geordnet.

88.

Die Prinzessin unterliesse hiebey nicht/ allerley An-
laß zu nehmen/ üm bey einem und andern Theil zum Ver-
trag zu reden, Sie wendete ein/ die gantze Welt wurde gar
nachrüchtig davon sprechen/ wann man den einmal einmü-
tig verglichenen Frieden also krebsgängig werden lassen/ und
den unter Hand und Sigel befästigten Vertragschluß bre-
chen und schwächen wolte. Mankönde ohne Schandruf/
die zu Brunkosa aus gewechselte Versicherungen nicht wi-
derruffen. Es wäre auch mit dem Vollziehungsvertrag
nunmehr/ durch Göttliche Verleihung/ so weit kommen/
daß/ wo es dißmal nicht geschehe/ nimmermehr forthin etwz
"aus dem Frieden werden würde. Unter dessen würden sich
"die Theilhabenden durch Fortstellung deß Kriegs an jhren
"Kräfften zu letzt gar bloß geben/ und andern jhren Nachbarn
"einen Lust machen/ jhnen in die Haare zu kommen; da sie
"hingegen durch diese Verbündniß sich stärcker/ und aller
"Welt furchtsam machen könden. Die Zeiten wären ohne das
"gefährlich genug/ und wer länger Lust zu kriegen hätte/ dem
würde es anderweit an Feinden und Waffen nicht erman-
geln.

89.

Diese und andere Einwürffe vermochten gleichwol
bey einem und andren soviel/ daß man folgender Tagen die
Sach wieder ernstlich vor die Hand name. Und weil der
gnädige Himmel die stätige Anschreyungen sovieler Millio-
nen Seelen nicht länger ohne Erbärmniß anhören konde/

als

Unten bildeten dreyſſig Waſſerkugeln den Horizon oder
Theilkreiß der Erden/ gleich den Sternen mit funken in die
hoͤhe ſpielende. Es waren auch drey Ragget- und Schwaͤr-
mertuͤrme/ auch achtzehen Cañarohr oder Pfeilfeuer/ nebenſt
vielen Luſt- und Sprengkugeln/ Kegeln/ Schnurfeuern/ u.
a.m. unter welchen ein Feuerſpeyender Drach auf der Leine
dem Herkules/ der jhn mit einer Funkenſpritzenden Keile
empfienge/ zueilete/ hin und wider geordnet.

88.

Die Prinzeſſin unterlieſſe hiebey nicht/ allerley An-
laß zu nehmen/ uͤm bey einem und andern Theil zum Ver-
trag zu reden, Sie wendete ein/ die gantze Welt wůrde gar
nachruͤchtig davon ſprechen/ wann man den einmal einmuͤ-
tig verglichenen Frieden alſo krebsgaͤngig werden laſſen/ und
den unter Hand und Sigel befaͤſtigten Vertragſchluß bre-
chen und ſchwaͤchen wolte. Mankoͤnde ohne Schandruf/
die zu Brunkoſa aus gewechſelte Verſicherungen nicht wi-
derruffen. Es waͤre auch mit dem Vollziehungsvertrag
nunmehr/ durch Goͤttliche Verleihung/ ſo weit kommen/
daß/ wo es dißmal nicht geſchehe/ nimmermehr forthin etwz
„aus dem Frieden werden wuͤrde. Unter deſſen wuͤrden ſich
„die Theilhabenden durch Fortſtellung deß Kriegs an jhren
„Kraͤfften zu letzt gar bloß geben/ und andern jhren Nachbarn
„einen Luſt machen/ jhnen in die Haare zu kommen; da ſie
„hingegen durch dieſe Verbuͤndniß ſich ſtaͤrcker/ und aller
„Welt furchtſam machen koͤndẽ. Die Zeiten waͤren ohne das
„gefaͤhrlich genug/ und wer laͤnger Luſt zu kriegen haͤtte/ dem
wuͤrde es anderweit an Feinden und Waffen nicht erman-
geln.

89.

Dieſe und andere Einwuͤrffe vermochten gleichwol
bey einem und andren ſoviel/ daß man folgender Tagen die
Sach wieder ernſtlich vor die Hand name. Und weil der
gnaͤdige Himmel die ſtaͤtige Anſchreyungen ſovieler Millio-
nen Seelen nicht laͤnger ohne Erbaͤrmniß anhoͤren konde/

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="92"/><hi rendition="#aq">U</hi>nten bildeten drey&#x017F;&#x017F;ig Wa&#x017F;&#x017F;erkugeln den <hi rendition="#fr">Horizon</hi> oder<lb/>
Theilkreiß der Erden/ gleich den Sternen mit funken in die<lb/>
ho&#x0364;he &#x017F;pielende. Es waren auch drey Ragget- und Schwa&#x0364;r-<lb/>
mertu&#x0364;rme/ auch achtzehen Can&#x0303;arohr oder Pfeilfeuer/ neben&#x017F;t<lb/>
vielen Lu&#x017F;t- und Sprengkugeln/ Kegeln/ Schnurfeuern/ u.<lb/>
a.m. unter welchen ein Feuer&#x017F;peyender Drach auf der Leine<lb/>
dem <hi rendition="#fr">Herkules</hi>/ der jhn mit einer Funken&#x017F;pritzenden Keile<lb/>
empfienge/ zueilete/ hin und wider geordnet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>88.</head><lb/>
          <p>Die Prinze&#x017F;&#x017F;in unterlie&#x017F;&#x017F;e hiebey nicht/ allerley An-<lb/>
laß zu nehmen/ u&#x0364;m bey einem und andern Theil zum Ver-<lb/>
trag zu reden, Sie wendete ein/ die gantze Welt w&#x016F;rde gar<lb/>
nachru&#x0364;chtig davon &#x017F;prechen/ wann man den einmal einmu&#x0364;-<lb/>
tig verglichenen Frieden al&#x017F;o krebsga&#x0364;ngig werden la&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
den unter Hand und Sigel befa&#x0364;&#x017F;tigten Vertrag&#x017F;chluß bre-<lb/>
chen und &#x017F;chwa&#x0364;chen wolte. Manko&#x0364;nde ohne Schandruf/<lb/>
die zu <hi rendition="#fr">Brunko&#x017F;a</hi> aus gewech&#x017F;elte Ver&#x017F;icherungen nicht wi-<lb/>
derruffen. Es wa&#x0364;re auch mit dem Vollziehungsvertrag<lb/>
nunmehr/ durch Go&#x0364;ttliche Verleihung/ &#x017F;o weit kommen/<lb/>
daß/ wo es dißmal nicht ge&#x017F;chehe/ nimmermehr forthin etwz<lb/>
&#x201E;aus dem Frieden werden wu&#x0364;rde. <hi rendition="#aq">U</hi>nter de&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;die Theilhabenden durch Fort&#x017F;tellung deß Kriegs an jhren<lb/>
&#x201E;Kra&#x0364;fften zu letzt gar bloß geben/ und andern jhren Nachbarn<lb/>
&#x201E;einen Lu&#x017F;t machen/ jhnen in die Haare zu kommen; da &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;hingegen durch die&#x017F;e Verbu&#x0364;ndniß &#x017F;ich &#x017F;ta&#x0364;rcker/ und aller<lb/>
&#x201E;Welt furcht&#x017F;am machen ko&#x0364;nde&#x0303;. Die Zeiten wa&#x0364;ren ohne das<lb/>
&#x201E;gefa&#x0364;hrlich genug/ und wer la&#x0364;nger Lu&#x017F;t zu kriegen ha&#x0364;tte/ dem<lb/>
wu&#x0364;rde es anderweit an Feinden und Waffen nicht erman-<lb/>
geln.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>89.</head><lb/>
          <p>Die&#x017F;e und andere Einwu&#x0364;rffe vermochten gleichwol<lb/>
bey einem und andren &#x017F;oviel/ daß man folgender Tagen die<lb/>
Sach wieder ern&#x017F;tlich vor die Hand name. <hi rendition="#aq">U</hi>nd weil der<lb/>
gna&#x0364;dige Himmel die &#x017F;ta&#x0364;tige An&#x017F;chreyungen &#x017F;ovieler Millio-<lb/>
nen Seelen nicht la&#x0364;nger ohne Erba&#x0364;rmniß anho&#x0364;ren konde/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0145] Unten bildeten dreyſſig Waſſerkugeln den Horizon oder Theilkreiß der Erden/ gleich den Sternen mit funken in die hoͤhe ſpielende. Es waren auch drey Ragget- und Schwaͤr- mertuͤrme/ auch achtzehen Cañarohr oder Pfeilfeuer/ nebenſt vielen Luſt- und Sprengkugeln/ Kegeln/ Schnurfeuern/ u. a.m. unter welchen ein Feuerſpeyender Drach auf der Leine dem Herkules/ der jhn mit einer Funkenſpritzenden Keile empfienge/ zueilete/ hin und wider geordnet. 88. Die Prinzeſſin unterlieſſe hiebey nicht/ allerley An- laß zu nehmen/ uͤm bey einem und andern Theil zum Ver- trag zu reden, Sie wendete ein/ die gantze Welt wůrde gar nachruͤchtig davon ſprechen/ wann man den einmal einmuͤ- tig verglichenen Frieden alſo krebsgaͤngig werden laſſen/ und den unter Hand und Sigel befaͤſtigten Vertragſchluß bre- chen und ſchwaͤchen wolte. Mankoͤnde ohne Schandruf/ die zu Brunkoſa aus gewechſelte Verſicherungen nicht wi- derruffen. Es waͤre auch mit dem Vollziehungsvertrag nunmehr/ durch Goͤttliche Verleihung/ ſo weit kommen/ daß/ wo es dißmal nicht geſchehe/ nimmermehr forthin etwz „aus dem Frieden werden wuͤrde. Unter deſſen wuͤrden ſich „die Theilhabenden durch Fortſtellung deß Kriegs an jhren „Kraͤfften zu letzt gar bloß geben/ und andern jhren Nachbarn „einen Luſt machen/ jhnen in die Haare zu kommen; da ſie „hingegen durch dieſe Verbuͤndniß ſich ſtaͤrcker/ und aller „Welt furchtſam machen koͤndẽ. Die Zeiten waͤren ohne das „gefaͤhrlich genug/ und wer laͤnger Luſt zu kriegen haͤtte/ dem wuͤrde es anderweit an Feinden und Waffen nicht erman- geln. 89. Dieſe und andere Einwuͤrffe vermochten gleichwol bey einem und andren ſoviel/ daß man folgender Tagen die Sach wieder ernſtlich vor die Hand name. Und weil der gnaͤdige Himmel die ſtaͤtige Anſchreyungen ſovieler Millio- nen Seelen nicht laͤnger ohne Erbaͤrmniß anhoͤren konde/ als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/145
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/145>, abgerufen am 29.03.2024.