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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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Daran/ bäte er/ Er den anfang machen/ und mit dieser
Zündrute (die er jhm damit überreichete) dem Cupido/ zur
Erwiederung/ daß er jhm auch mit seinem Pfeil das Hertz
entzündete/ das Feuer geben wolte. Hierauf/ nach widerhol-
ter Verneigung/ steltzete er wider zu rück sahe in alle Ecken her-
um/ und fragte letzlich/ ob keiner den Mars mit Venus hätte
gehen sehen. Nach dem er aber sahe/ daß man jhn nur aus-
lachete/ und er den S[p]ott zum Schaden hatte/ ward er un-
willig/ befahl seinen Knechten das Lustfeurwerk/ welches
ohne das/ nach Abschickung deß Cupido/ sich selber nach
und nach entzünden würde/ in Brand zu richten; und weil
seine Eifersucht jhm keine Ruhe liesse/ als wolte er hingehen
zu suchen/ ob er sein schleppsuchtiges Weib bey jhrem Buhler
antreffen möchte.

144.

Damit hinkete er dem Waldgezelt zu/ keh-
rete aber bald wider zu rück/ sagte/ er habe jhnen noch eine
Botschafft zu tuhn. Die Götter und Göttinnen/ die jhnen
zuvor nacheinander erschienen/ (in solchem eröfnete sich aber-
mals das Waldgezelt/ und liessen sich darinn alle vormals-
aufgetretene/ ausser Discordie und Mars/ mit unterschied-
lichen schönen Stellungen/ ohne Verwendung der Augen
und Leiber/ nebeneinander Vortönungsweiß sehen) erbö-
ten sich den Gästen zu allen vermögsamsten Diensten/ für
die Mühe/ die sie zu Erörterung deß Friedens angewandt.
Und als er eines jeden Erbietung insonderheit erzehlet/ fieng
er an/ sich selber auch jhnen zu Dienst zuverbinden/ sagte/ er
wolte jhnen im Winter die Stube warm/ und Feuer auf den
Herd machen/ dabey sie manches gutes Bisschen könden zu-
richten lassen. auch wolle er jhnen jhre Wagen und Rosse/
so waar er ein Schmid sey/ mit gehörigen Eisen wol be-
schlagen/ und jhnen alles/ nur seine Venus ausgenommen/
zu Dienste gewären. Dankete zu letzt/ daß sie dem gantzen
Aufzug so günstige Augen/ und gnädige Ohren verleihen
wollen.

145.

Daran/ baͤte er/ Er den anfang machen/ und mit dieſer
Zuͤndrute (die er jhm damit uͤberreichete) dem Cupido/ zur
Erwiederung/ daß er jhm auch mit ſeinem Pfeil das Hertz
entzuͤndete/ das Feuer geben wolte. Hierauf/ nach widerhol-
ter Verneigung/ ſteltzete er wider zu ruͤck ſahe in alle Eckẽ her-
ům/ und fragte letzlich/ ob keiner den Mars mit Venus haͤtte
gehen ſehen. Nach dem er aber ſahe/ daß man jhn nur aus-
lachete/ und er den S[p]ott zum Schaden hatte/ ward er un-
willig/ befahl ſeinen Knechten das Luſtfeurwerk/ welches
ohne das/ nach Abſchickung deß Cupido/ ſich ſelber nach
und nach entzuͤnden wuͤrde/ in Brand zu richten; und weil
ſeine Eiferſucht jhm keine Ruhe lieſſe/ als wolte er hingehen
zu ſuchen/ ob er ſein ſchleppſůchtiges Weib bey jhrem Buhler
antreffen moͤchte.

144.

Damit hinkete er dem Waldgezelt zu/ keh-
rete aber bald wider zu ruͤck/ ſagte/ er habe jhnen noch eine
Botſchafft zu tuhn. Die Goͤtter und Goͤttinnen/ die jhnen
zuvor nacheinander erſchienen/ (in ſolchem eroͤfnete ſich aber-
mals das Waldgezelt/ und lieſſen ſich darinn alle vormals-
aufgetretene/ auſſer Diſcordie und Mars/ mit unterſchied-
lichen ſchoͤnen Stellungen/ ohne Verwendung der Augen
und Leiber/ nebeneinander Vortoͤnungsweiß ſehen) erboͤ-
ten ſich den Gaͤſten zu allen vermoͤgſamſten Dienſten/ fuͤr
die Muͤhe/ die ſie zu Eroͤrterung deß Friedens angewandt.
Und als er eines jeden Erbietung inſonderheit erzehlet/ fieng
er an/ ſich ſelber auch jhnen zu Dienſt zuverbinden/ ſagte/ er
wolte jhnen im Winter die Stube warm/ und Feuer auf den
Herd machen/ dabey ſie manches gutes Biſſchen koͤnden zu-
richten laſſen. auch wolle er jhnen jhre Wagen und Roſſe/
ſo waar er ein Schmid ſey/ mit gehoͤrigen Eiſen wol be-
ſchlagen/ und jhnen alles/ nur ſeine Venus ausgenommen/
zu Dienſte gewaͤren. Dankete zu letzt/ daß ſie dem gantzen
Aufzug ſo guͤnſtige Augen/ und gnaͤdige Ohren verleihen
wollen.

145.
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[138/0194] Daran/ baͤte er/ Er den anfang machen/ und mit dieſer Zuͤndrute (die er jhm damit uͤberreichete) dem Cupido/ zur Erwiederung/ daß er jhm auch mit ſeinem Pfeil das Hertz entzuͤndete/ das Feuer geben wolte. Hierauf/ nach widerhol- ter Verneigung/ ſteltzete er wider zu ruͤck ſahe in alle Eckẽ her- ům/ und fragte letzlich/ ob keiner den Mars mit Venus haͤtte gehen ſehen. Nach dem er aber ſahe/ daß man jhn nur aus- lachete/ und er den Spott zum Schaden hatte/ ward er un- willig/ befahl ſeinen Knechten das Luſtfeurwerk/ welches ohne das/ nach Abſchickung deß Cupido/ ſich ſelber nach und nach entzuͤnden wuͤrde/ in Brand zu richten; und weil ſeine Eiferſucht jhm keine Ruhe lieſſe/ als wolte er hingehen zu ſuchen/ ob er ſein ſchleppſůchtiges Weib bey jhrem Buhler antreffen moͤchte. 144. Damit hinkete er dem Waldgezelt zu/ keh- rete aber bald wider zu ruͤck/ ſagte/ er habe jhnen noch eine Botſchafft zu tuhn. Die Goͤtter und Goͤttinnen/ die jhnen zuvor nacheinander erſchienen/ (in ſolchem eroͤfnete ſich aber- mals das Waldgezelt/ und lieſſen ſich darinn alle vormals- aufgetretene/ auſſer Diſcordie und Mars/ mit unterſchied- lichen ſchoͤnen Stellungen/ ohne Verwendung der Augen und Leiber/ nebeneinander Vortoͤnungsweiß ſehen) erboͤ- ten ſich den Gaͤſten zu allen vermoͤgſamſten Dienſten/ fuͤr die Muͤhe/ die ſie zu Eroͤrterung deß Friedens angewandt. Und als er eines jeden Erbietung inſonderheit erzehlet/ fieng er an/ ſich ſelber auch jhnen zu Dienſt zuverbinden/ ſagte/ er wolte jhnen im Winter die Stube warm/ und Feuer auf den Herd machen/ dabey ſie manches gutes Biſſchen koͤnden zu- richten laſſen. auch wolle er jhnen jhre Wagen und Roſſe/ ſo waar er ein Schmid ſey/ mit gehoͤrigen Eiſen wol be- ſchlagen/ und jhnen alles/ nur ſeine Venus ausgenommen/ zu Dienſte gewaͤren. Dankete zu letzt/ daß ſie dem gantzen Aufzug ſo guͤnſtige Augen/ und gnaͤdige Ohren verleihen wollen. 145.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/194>, abgerufen am 29.03.2024.