Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.Vor-Ansprach/ An den Andacht-liebenden Leser. WJr leben leider! heut in einer Zeit/ An
Vor-Anſprach/ An den Andacht-liebenden Leſer. WJr leben leider! heut in einer Zeit/ An
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Vor-Anſprach/
An den Andacht-liebenden
Leſer.
WJr leben leider! heut in einer Zeit/
da mehr Schein als Seyn iſt.
Welt und Geld reimen ſich wol/
indem ſie gemeiniglich mehr Scheines
als Feines weiſen. Die Kuͤnſte hegen
Duͤnſte/ und ergetzen oͤfters mehr/ als ſie
nutzen. Neue Gebaͤue ſind ſchoͤner: viel
alte feſter. Heutige Worte ſind milder/
die Wercke wilder. Die Zungen gezuͤ-
ckert/ die Hertzen gepfeffert. Geſchmink-
te Geſichter und geſchmuͤckte Kleider de-
cken mehrmals ſieche Leiber/ und/ welches
das aͤrgſte iſt/ tode Seelen. Dieſe ſind
es/ von welchen der Apoſtel ſagt: daß ſie
den Schein der Gottſeligkeit haben/ und
dero Krafft verlaugnen. Doch iſt dieſer
Schein/ wie manche ſchlechte Muͤnze/ bey
dieſen Zeiten gangbar.
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Zitationshilfe: | Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/15>, abgerufen am 22.03.2023. |