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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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ist! Aber was würd' ich von einem Künstler
denken, der eine schöne Bildsäule aus dem
Groben herausgearbeitet, der ganze Jahre
daran gewandt hätte; und nun, bey aller
seiner Fähigkeit sie zu vollenden, den Ham-
mer ergriffe, und sie zu Staub zerschlüge?
Hier ist mehr denn eine Bildsäule; hier ist
mehr denn menschliche Kunst! Gott liebt
sein Werk unendlich; Er will die Glückse-
ligkeit seiner Geschöpfe auf das vollkom-
menste. Jch darf alles von Jhm hoffen,
was sich von Seiner Güte hoffen läst.
Jch werde nie ganz sterben, und wenn
dieser Leib hinsinkt, so wird der besse-
re Theil von mir erst in sein eigentliches
Leben übergehen, wo ihn eine von Ewig-
keit zu Ewigkeit wachsende Kenntniss mit
endloser Freude sättigen wird.



iſt! Aber was würd’ ich von einem Künſtler
denken, der eine ſchöne Bildſäule aus dem
Groben herausgearbeitet, der ganze Jahre
daran gewandt hätte; und nun, bey aller
ſeiner Fähigkeit ſie zu vollenden, den Ham-
mer ergriffe, und ſie zu Staub zerſchlüge?
Hier iſt mehr denn eine Bildſäule; hier iſt
mehr denn menſchliche Kunſt! Gott liebt
ſein Werk unendlich; Er will die Glückſe-
ligkeit ſeiner Geſchöpfe auf das vollkom-
menſte. Jch darf alles von Jhm hoffen,
was ſich von Seiner Güte hoffen läſt.
Jch werde nie ganz ſterben, und wenn
dieſer Leib hinſinkt, ſo wird der beſſe-
re Theil von mir erſt in ſein eigentliches
Leben übergehen, wo ihn eine von Ewig-
keit zu Ewigkeit wachſende Kenntniſs mit
endloſer Freude ſättigen wird.



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[73/0081] iſt! Aber was würd’ ich von einem Künſtler denken, der eine ſchöne Bildſäule aus dem Groben herausgearbeitet, der ganze Jahre daran gewandt hätte; und nun, bey aller ſeiner Fähigkeit ſie zu vollenden, den Ham- mer ergriffe, und ſie zu Staub zerſchlüge? Hier iſt mehr denn eine Bildſäule; hier iſt mehr denn menſchliche Kunſt! Gott liebt ſein Werk unendlich; Er will die Glückſe- ligkeit ſeiner Geſchöpfe auf das vollkom- menſte. Jch darf alles von Jhm hoffen, was ſich von Seiner Güte hoffen läſt. Jch werde nie ganz ſterben, und wenn dieſer Leib hinſinkt, ſo wird der beſſe- re Theil von mir erſt in ſein eigentliches Leben übergehen, wo ihn eine von Ewig- keit zu Ewigkeit wachſende Kenntniſs mit endloſer Freude ſättigen wird.

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/81>, abgerufen am 28.03.2024.