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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805.

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ren Verstärkung noch der bekannte In-
stinct der körnerschluckenden Vögel
kommt ausser ihrem Futter immer auch
rauhe harte Steinchen zu sich zu neh-
men*)

*) Zweck und Nutzen dieses Steinschluk-
kens ist sehr verschieden angegeben
worden. - Nach Gaesalpinus sollte
es mehr ein Medicament als ein all-
tägliches Beförderungsmittel zur Ver-
dauung seyn. - Nach Boerhaave na-
mentlich ein absorbens gegen die Ma-
gensäure. - Nach Redi ein Surrogat
für den Mangel der Zähne. - Nach
Whytt besonders ein mechanisches
Reitzmittel für den Magen, das ihnen
bey der so schwielichten Haut, womit
er ausgekleidet sey, zu statten komme,
und was dergleichen mehr ist.Spallanzani verwarf geradezu alles
Zweckmäsige dabey und meinte, die
Vögel thätens bloss aus Stupidität. Ich
zweifle aber, ob man in dieser Mei-
nung grosse Sagacität finden kann, wenn
man weiss, wie schlechterdings unent-

ren Verstärkung noch der bekannte In-
stinct der körnerschluckenden Vögel
kommt ausser ihrem Futter immer auch
rauhe harte Steinchen zu sich zu neh-
men*)

*) Zweck und Nutzen dieses Steinschluk-
kens ist sehr verschieden angegeben
worden. – Nach Gaesalpinus sollte
es mehr ein Medicament als ein all-
tägliches Beförderungsmittel zur Ver-
dauung seyn. – Nach Boerhaave na-
mentlich ein absorbens gegen die Ma-
gensäure. – Nach Redi ein Surrogat
für den Mangel der Zähne. – Nach
Whytt besonders ein mechanisches
Reitzmittel für den Magen, das ihnen
bey der so schwielichten Haut, womit
er ausgekleidet sey, zu statten komme,
und was dergleichen mehr ist.Spallanzani verwarf geradezu alles
Zweckmäsige dabey und meinte, die
Vögel thätens bloss aus Stupidität. Ich
zweifle aber, ob man in dieser Mei-
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[150/0170] ren Verstärkung noch der bekannte In- stinct der körnerschluckenden Vögel kommt ausser ihrem Futter immer auch rauhe harte Steinchen zu sich zu neh- men *) *) Zweck und Nutzen dieses Steinschluk- kens ist sehr verschieden angegeben worden. – Nach Gaesalpinus sollte es mehr ein Medicament als ein all- tägliches Beförderungsmittel zur Ver- dauung seyn. – Nach Boerhaave na- mentlich ein absorbens gegen die Ma- gensäure. – Nach Redi ein Surrogat für den Mangel der Zähne. – Nach Whytt besonders ein mechanisches Reitzmittel für den Magen, das ihnen bey der so schwielichten Haut, womit er ausgekleidet sey, zu statten komme, und was dergleichen mehr ist. Spallanzani verwarf geradezu alles Zweckmäsige dabey und meinte, die Vögel thätens bloss aus Stupidität. Ich zweifle aber, ob man in dieser Mei- nung grosse Sagacität finden kann, wenn man weiss, wie schlechterdings unent-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805/170>, abgerufen am 29.03.2024.