Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Zunge.
thiere ihr Futter ganz schlucken, als
bey welchen wohl offenbar die lange
*)

wurm-
*) Da eben von der Zunge, als Organ
der Ingestion, die Rede ist; so findet
auch wohl hier der vulgo sogenannte
Tollwurm der Hunde seine fügliche
Stelle; ein sehniges spindelförmiges
Band das unter ihrer Zunge längs bis
gegen die Spitze läuft, ziemlich lose,
wie in einer häutigen Scheide liegt,
ohne als eine wahre Sehne mit einem
der benachbarten Muskeln verwachsen
zu seyn, und dessen Exstirpation ein
altes Vorurtheil, wenigstens schon seit
Plinii Zeiten, für ein Präservativ gegen
die Hundswuth hielt. Ueber den Bau
dieses übrigens allerdings sonderbaren
und noch aus mancher Rücksicht räth-
selhaften Theils s. Morgagni de sed.
et causs. morbor
. T. I. pag. 67. der Venet.
Ausg. von 1761. Fol. Schon Casserius
meinte, dieses Organ diene wohl den
Hunden zum Einlecken bey der eigenen
Weise, wie sie saufen. Damit reimt
sich wenigstens, dass das gedachte
Opossum, das ich lange Zeit lebendig
gehabt

Von der Zunge.
thiere ihr Futter ganz schlucken, als
bey welchen wohl offenbar die lange
*)

wurm-
*) Da eben von der Zunge, als Organ
der Ingestion, die Rede ist; so findet
auch wohl hier der vulgo sogenannte
Tollwurm der Hunde seine fügliche
Stelle; ein sehniges spindelförmiges
Band das unter ihrer Zunge längs bis
gegen die Spitze läuft, ziemlich lose,
wie in einer häutigen Scheide liegt,
ohne als eine wahre Sehne mit einem
der benachbarten Muskeln verwachsen
zu seyn, und dessen Exstirpation ein
altes Vorurtheil, wenigstens schon seit
Plinii Zeiten, für ein Präservativ gegen
die Hundswuth hielt. Ueber den Bau
dieses übrigens allerdings sonderbaren
und noch aus mancher Rücksicht räth-
selhaften Theils s. Morgagni de sed.
et causs. morbor
. T. I. pag. 67. der Venet.
Ausg. von 1761. Fol. Schon Casserius
meinte, dieses Organ diene wohl den
Hunden zum Einlecken bey der eigenen
Weise, wie sie saufen. Damit reimt
sich wenigstens, daſs das gedachte
Opossum, das ich lange Zeit lebendig
gehabt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0357" n="335"/><fw place="top" type="header">Von der Zunge.</fw><lb/>
thiere ihr Futter ganz schlucken, als<lb/>
bey welchen wohl offenbar die lange<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wurm-</fw><lb/><note place="foot" n="*)">Da eben von der Zunge, als Organ<lb/>
der Ingestion, die Rede ist; so findet<lb/>
auch wohl hier der <hi rendition="#i">vulgo</hi> sogenannte<lb/>
Tollwurm der Hunde seine fügliche<lb/>
Stelle; ein sehniges spindelförmiges<lb/>
Band das unter ihrer Zunge längs bis<lb/>
gegen die Spitze läuft, ziemlich lose,<lb/>
wie in einer häutigen Scheide liegt,<lb/>
ohne als eine wahre Sehne mit einem<lb/>
der benachbarten Muskeln verwachsen<lb/>
zu seyn, und dessen Exstirpation ein<lb/>
altes Vorurtheil, wenigstens schon seit<lb/><hi rendition="#k">Plinii</hi> Zeiten, für ein Präservativ gegen<lb/>
die Hundswuth hielt. Ueber den Bau<lb/>
dieses übrigens allerdings sonderbaren<lb/>
und noch aus mancher Rücksicht räth-<lb/>
selhaften Theils s. <hi rendition="#k">Morgagni</hi> <hi rendition="#i">de sed.<lb/>
et causs. morbor</hi>. T. I. pag. 67. der Venet.<lb/>
Ausg. von 1761. Fol. Schon <hi rendition="#k">Casserius</hi><lb/>
meinte, dieses Organ diene wohl den<lb/>
Hunden zum Einlecken bey der eigenen<lb/>
Weise, wie sie saufen. Damit reimt<lb/>
sich wenigstens, da&#x017F;s das gedachte<lb/>
Opossum, das ich lange Zeit lebendig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehabt</fw></note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0357] Von der Zunge. thiere ihr Futter ganz schlucken, als bey welchen wohl offenbar die lange wurm- *) *) Da eben von der Zunge, als Organ der Ingestion, die Rede ist; so findet auch wohl hier der vulgo sogenannte Tollwurm der Hunde seine fügliche Stelle; ein sehniges spindelförmiges Band das unter ihrer Zunge längs bis gegen die Spitze läuft, ziemlich lose, wie in einer häutigen Scheide liegt, ohne als eine wahre Sehne mit einem der benachbarten Muskeln verwachsen zu seyn, und dessen Exstirpation ein altes Vorurtheil, wenigstens schon seit Plinii Zeiten, für ein Präservativ gegen die Hundswuth hielt. Ueber den Bau dieses übrigens allerdings sonderbaren und noch aus mancher Rücksicht räth- selhaften Theils s. Morgagni de sed. et causs. morbor. T. I. pag. 67. der Venet. Ausg. von 1761. Fol. Schon Casserius meinte, dieses Organ diene wohl den Hunden zum Einlecken bey der eigenen Weise, wie sie saufen. Damit reimt sich wenigstens, daſs das gedachte Opossum, das ich lange Zeit lebendig gehabt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie_1805/357
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie_1805/357>, abgerufen am 19.04.2024.