Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

pers. Nächst der Oberhaut und den Nägeln
und Haaren wohl der einzige der nicht einmahl
eine Grundlage von Schleimgewebe hat, und ver-
muthlich eben deßhalb nebst den eben gedachten
partibus similaribus auch der einzige welcher
dem Zutritt der Luft ausgesetzt seyn kann. Er
bekleidet die sogenannte Krone des Zahns, und
unterscheidet sich sehr sichtlich von der Knochen-
artigen Substanz, sowohl durch das ungleich
festere Porcellanartige Ansehn, als durch die
mehr milchweisse Farbei), und durch die
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge

i) Zweye meiner Freunde, der sel. Camper und der
würdige D. S. f. Simmons glaubten die unge-
wöhnlich milchblaue Farbe der Zähne für ein
Zeichen der Lungensucht ansehen zu können, das
hingegen D. Reid in seinem trefflichen Werke on
the phthisis pulmonalis
nur selten und oft gar
nicht bestätigt gefunden zu haben versichert. -
Ich habe genau auf dieses Zeichen geachtet, und
bey einigen Lungensüchtigen im ganzen Lauf ihrer
Krankheit keine merkliche Spur davon, hingegen
bey andern Personen die doch keine Anlage zu
diesem Uebel hatten, diese auffallend weiße Farbe
entstehen gesehen, wenn sie die Hallerschen
Tropfen oder andre saure Arzneyen eine
zeitlang anhaltend gebraucht hatten. -
Nachher habe ich auch durch Versuche gefunden,
wie leicht man noch so gelben ausgerißnen Zäh-
nen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches oder
Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue halb-
durchsichtige Farbe geben kann. - Es fragt sich
also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe der
Zähne mehr vom Gebrauch solcher Arzneyen, (- so
wie bey vielen Landleuten vom Genuß des gesäuer-
ten schwarzen Brodes -) als von einer Verderb-
niß der Lungen herrührt.

pers. Nächst der Oberhaut und den Nägeln
und Haaren wohl der einzige der nicht einmahl
eine Grundlage von Schleimgewebe hat, und ver-
muthlich eben deßhalb nebst den eben gedachten
partibus similaribus auch der einzige welcher
dem Zutritt der Luft ausgesetzt seyn kann. Er
bekleidet die sogenannte Krone des Zahns, und
unterscheidet sich sehr sichtlich von der Knochen-
artigen Substanz, sowohl durch das ungleich
festere Porcellanartige Ansehn, als durch die
mehr milchweisse Farbei), und durch die
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge

i) Zweye meiner Freunde, der sel. Camper und der
würdige D. S. f. Simmons glaubten die unge-
wöhnlich milchblaue Farbe der Zähne für ein
Zeichen der Lungensucht ansehen zu können, das
hingegen D. Reid in seinem trefflichen Werke on
the phthisis pulmonalis
nur selten und oft gar
nicht bestätigt gefunden zu haben versichert. –
Ich habe genau auf dieses Zeichen geachtet, und
bey einigen Lungensüchtigen im ganzen Lauf ihrer
Krankheit keine merkliche Spur davon, hingegen
bey andern Personen die doch keine Anlage zu
diesem Uebel hatten, diese auffallend weiße Farbe
entstehen gesehen, wenn sie die Hallerschen
Tropfen oder andre saure Arzneyen eine
zeitlang anhaltend gebraucht hatten. –
Nachher habe ich auch durch Versuche gefunden,
wie leicht man noch so gelben ausgerißnen Zäh-
nen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches oder
Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue halb-
durchsichtige Farbe geben kann. – Es fragt sich
also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe der
Zähne mehr vom Gebrauch solcher Arzneyen, (– so
wie bey vielen Landleuten vom Genuß des gesäuer-
ten schwarzen Brodes –) als von einer Verderb-
niß der Lungen herrührt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0282" xml:id="pb256_0001" n="256"/>
pers. Nächst der Oberhaut und den Nägeln<lb/>
und Haaren wohl der einzige der nicht einmahl<lb/>
eine Grundlage von Schleimgewebe hat, und ver-<lb/>
muthlich eben deßhalb nebst den eben gedachten<lb/><hi rendition="#aq">partibus similaribus</hi> auch der einzige welcher<lb/>
dem Zutritt der Luft ausgesetzt seyn kann. Er<lb/>
bekleidet die sogenannte Krone des Zahns, und<lb/>
unterscheidet sich sehr sichtlich von der Knochen-<lb/>
artigen Substanz, sowohl durch das ungleich<lb/>
festere Porcellanartige Ansehn, als durch die<lb/>
mehr milchweisse Farbe<note anchored="true" place="foot" n="i)"><p>Zweye meiner Freunde, der sel. Camper und der<lb/>
würdige <hi rendition="#aq">D</hi>. S. f. Simmons glaubten die unge-<lb/>
wöhnlich milchblaue Farbe der Zähne für ein<lb/>
Zeichen der Lungensucht ansehen zu können, das<lb/>
hingegen <hi rendition="#aq">D</hi>. Reid in seinem trefflichen Werke <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">on<lb/>
the phthisis pulmonalis</hi></hi> nur selten und oft gar<lb/>
nicht bestätigt gefunden zu haben versichert. &#x2013;<lb/>
Ich habe genau auf dieses Zeichen geachtet, und<lb/>
bey einigen Lungensüchtigen im ganzen Lauf ihrer<lb/>
Krankheit keine merkliche Spur davon, hingegen<lb/>
bey andern Personen die doch keine Anlage zu<lb/>
diesem Uebel hatten, diese auffallend weiße Farbe<lb/>
entstehen gesehen, wenn sie die Hallerschen<lb/>
Tropfen oder andre saure Arzneyen eine<lb/>
zeitlang anhaltend gebraucht hatten. &#x2013;<lb/>
Nachher habe ich auch durch Versuche gefunden,<lb/>
wie leicht man noch so gelben ausgerißnen Zäh-<lb/>
nen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches oder<lb/>
Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue halb-<lb/>
durchsichtige Farbe geben kann. &#x2013; Es fragt sich<lb/>
also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe der<lb/>
Zähne mehr vom Gebrauch solcher Arzneyen, (&#x2013; so<lb/>
wie bey vielen Landleuten vom Genuß des gesäuer-<lb/>
ten schwarzen Brodes &#x2013;) als von einer Verderb-<lb/>
niß der Lungen herrührt.</p></note>, und durch die<lb/>
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0282] pers. Nächst der Oberhaut und den Nägeln und Haaren wohl der einzige der nicht einmahl eine Grundlage von Schleimgewebe hat, und ver- muthlich eben deßhalb nebst den eben gedachten partibus similaribus auch der einzige welcher dem Zutritt der Luft ausgesetzt seyn kann. Er bekleidet die sogenannte Krone des Zahns, und unterscheidet sich sehr sichtlich von der Knochen- artigen Substanz, sowohl durch das ungleich festere Porcellanartige Ansehn, als durch die mehr milchweisse Farbe i), und durch die Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge i) Zweye meiner Freunde, der sel. Camper und der würdige D. S. f. Simmons glaubten die unge- wöhnlich milchblaue Farbe der Zähne für ein Zeichen der Lungensucht ansehen zu können, das hingegen D. Reid in seinem trefflichen Werke on the phthisis pulmonalis nur selten und oft gar nicht bestätigt gefunden zu haben versichert. – Ich habe genau auf dieses Zeichen geachtet, und bey einigen Lungensüchtigen im ganzen Lauf ihrer Krankheit keine merkliche Spur davon, hingegen bey andern Personen die doch keine Anlage zu diesem Uebel hatten, diese auffallend weiße Farbe entstehen gesehen, wenn sie die Hallerschen Tropfen oder andre saure Arzneyen eine zeitlang anhaltend gebraucht hatten. – Nachher habe ich auch durch Versuche gefunden, wie leicht man noch so gelben ausgerißnen Zäh- nen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches oder Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue halb- durchsichtige Farbe geben kann. – Es fragt sich also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe der Zähne mehr vom Gebrauch solcher Arzneyen, (– so wie bey vielen Landleuten vom Genuß des gesäuer- ten schwarzen Brodes –) als von einer Verderb- niß der Lungen herrührt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/282
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/282>, abgerufen am 28.03.2024.