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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

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a); an der Hand
hingegen der Mittelfinger.

Der Hauptunterschied aber - und der vor-
züglichst den Fuß zum Fuße macht, und schon
allein den Menschen von allen noch so menschen-
ähnlichen Affen auszeichnetb) ist daß die
innere oder große Zehe, so gut als die übrigen

a) In digitis pedum deforme est, si pollex primo
digito fuerit breuior. Oportet enim omnibus
esse longiorem
. Aber hier hat er sich durch den
conventionellen Modegeschmack an kleinen Füßen
die durch knappe Schuhe gezwängt worden, irre
leiten lassen Freylich habe ich auch einige im
ganzen bildschöne Füße in meiner Sammlung
an welchen die große Zehe um etwas länger ist
als die nächstanliegende. Allein das ist offenbar
nicht natürliche sondern durch enge Schuhe er-
zwungne Form; so wie vollends an den Gyps-
abgüssen von den winzig kleinen Füßen Schinesi-
scher Frauenzimmer von Stande, die ich der Güte
des Hrn. Baronet Banks verdanke, alle übrigen
vier Zehen durch das gewaltsame Binden von Kin-
desbeinen an ganz verdrückt und unter dem äußern
Fußballen umgeschlagen und wie verwachsen liegen,
so daß bloß die große Zehe (- in deren Form
die dortigen Liebhaber das non plus vltra der
Schönheit setzen -) frey prominirt, und die an-
dern im Stehen gar nicht sichtbar sind.Hingegen ist an einem sehr schönen Aegypti-
schen Mumien-Fuß den ich vor mir habe, so
wie an den Füßen der höchst seltnen alten
Guanchen-Mumie von Tenerifa, womit ebenfalls
Hr. Banks meine Sammlung bereichert hat, die
große Zehe kürzer als die nächst anstoßende.Und eben so verhalten sie sich an den wenigen
antiken Füßen die uns von griechischer Kunst
übrig geblieben.
b) Von andern Verschiedenheiten der Hinterhand der
Affen vom Menschenfuß s. galenus de vsu par-
tium
pag. 153.

a); an der Hand
hingegen der Mittelfinger.

Der Hauptunterschied aber – und der vor-
züglichst den Fuß zum Fuße macht, und schon
allein den Menschen von allen noch so menschen-
ähnlichen Affen auszeichnetb) ist daß die
innere oder große Zehe, so gut als die übrigen

a) In digitis pedum deforme est, si pollex primo
digito fuerit breuior. Oportet enim omnibus
esse longiorem
. Aber hier hat er sich durch den
conventionellen Modegeschmack an kleinen Füßen
die durch knappe Schuhe gezwängt worden, irre
leiten lassen Freylich habe ich auch einige im
ganzen bildschöne Füße in meiner Sammlung
an welchen die große Zehe um etwas länger ist
als die nächstanliegende. Allein das ist offenbar
nicht natürliche sondern durch enge Schuhe er-
zwungne Form; so wie vollends an den Gyps-
abgüssen von den winzig kleinen Füßen Schinesi-
scher Frauenzimmer von Stande, die ich der Güte
des Hrn. Baronet Banks verdanke, alle übrigen
vier Zehen durch das gewaltsame Binden von Kin-
desbeinen an ganz verdrückt und unter dem äußern
Fußballen umgeschlagen und wie verwachsen liegen,
so daß bloß die große Zehe (– in deren Form
die dortigen Liebhaber das non plus vltra der
Schönheit setzen –) frey prominirt, und die an-
dern im Stehen gar nicht sichtbar sind.Hingegen ist an einem sehr schönen Aegypti-
schen Mumien-Fuß den ich vor mir habe, so
wie an den Füßen der höchst seltnen alten
Guanchen-Mumie von Tenerifa, womit ebenfalls
Hr. Banks meine Sammlung bereichert hat, die
große Zehe kürzer als die nächst anstoßende.Und eben so verhalten sie sich an den wenigen
antiken Füßen die uns von griechischer Kunst
übrig geblieben.
b) Von andern Verschiedenheiten der Hinterhand der
Affen vom Menschenfuß s. galenus de vsu par-
tium
pag. 153.
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[474/0500] a); an der Hand hingegen der Mittelfinger. Der Hauptunterschied aber – und der vor- züglichst den Fuß zum Fuße macht, und schon allein den Menschen von allen noch so menschen- ähnlichen Affen auszeichnet b) ist daß die innere oder große Zehe, so gut als die übrigen a) In digitis pedum deforme est, si pollex primo digito fuerit breuior. Oportet enim omnibus esse longiorem. Aber hier hat er sich durch den conventionellen Modegeschmack an kleinen Füßen die durch knappe Schuhe gezwängt worden, irre leiten lassen Freylich habe ich auch einige im ganzen bildschöne Füße in meiner Sammlung an welchen die große Zehe um etwas länger ist als die nächstanliegende. Allein das ist offenbar nicht natürliche sondern durch enge Schuhe er- zwungne Form; so wie vollends an den Gyps- abgüssen von den winzig kleinen Füßen Schinesi- scher Frauenzimmer von Stande, die ich der Güte des Hrn. Baronet Banks verdanke, alle übrigen vier Zehen durch das gewaltsame Binden von Kin- desbeinen an ganz verdrückt und unter dem äußern Fußballen umgeschlagen und wie verwachsen liegen, so daß bloß die große Zehe (– in deren Form die dortigen Liebhaber das non plus vltra der Schönheit setzen –) frey prominirt, und die an- dern im Stehen gar nicht sichtbar sind. Hingegen ist an einem sehr schönen Aegypti- schen Mumien-Fuß den ich vor mir habe, so wie an den Füßen der höchst seltnen alten Guanchen-Mumie von Tenerifa, womit ebenfalls Hr. Banks meine Sammlung bereichert hat, die große Zehe kürzer als die nächst anstoßende. Und eben so verhalten sie sich an den wenigen antiken Füßen die uns von griechischer Kunst übrig geblieben. b) Von andern Verschiedenheiten der Hinterhand der Affen vom Menschenfuß s. galenus de vsu par- tium pag. 153.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/500>, abgerufen am 24.04.2024.