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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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eine glänzende, ich möchte sagen, Schneeweiße sichaus-
zeichneten, wiederum mit einzelnen schwarzen Flecken,
gleichsam pantherartig gesprenkelt. Sein Haar war
ebenfalls zweyfarbig. Der mittlere Theil des Hin-
terhaupts nämlich, welcher von dem Scheitel nach
der Stirne in einen spitzigen Winkel zuläuft, war
weiß, doch nicht so, wie die eben genannten Haut-
stellen schneeweiß, sondern fiel ein wenig mehr ins
Gelblichte. Sonst war er wie die übrigen Haare,
wie es bey den Negern gewöhnlich ist, kraus: und
die Probe der Haare, die ich von beyderley Farbe von
ihm abkaufte, behält noch heute nach zwey Jahren
unversehrt ihre Krausheit. Ich habe eine Abbildung
von diesem Menschen mitgebracht, und besitze außer-
dem noch drey andere von ähnlichen Negern, von
einem Knaben und zwey Mädchen. Wenn ich diese
vier mit einander vergleiche, da scheint mir dieß
merkwürdig, daß bey allen die Gegenden des Unter-
leibes und der Unterschenkel bey einigen größere, bey
andern kleinere weiße Flecken haben, Füße und Hän-
de aber, gerade die Theile, welche bey neugebornen
Negern wirklich zu allererst schwarz werden, voll-
kommen schwarz sind, die Vertheilung der weißen
Gegenden aber im Allgemeinen ziemlich symmetrisch
ist. Das Zahnfleisch, um auch dies nicht zu vergessen,
war bey dem, welchen ich sah, eben so wie die Zunge
und der ganze Schlund, von einerley schönem Roth.

Beyde Aeltern, sowohl dessen, den ich sah, als
auch der übrigen gefleckten Neger 72), so viel ich

deren
72) Die Abbildung eines solchen Mädchens siehe bey
Büffon, Nachträge, Th. 4. Taf. 2. S. 565. Es ist,
wo
Bersch. des M. H

eine glaͤnzende, ich moͤchte ſagen, Schneeweiße ſichaus-
zeichneten, wiederum mit einzelnen ſchwarzen Flecken,
gleichſam pantherartig geſprenkelt. Sein Haar war
ebenfalls zweyfarbig. Der mittlere Theil des Hin-
terhaupts naͤmlich, welcher von dem Scheitel nach
der Stirne in einen ſpitzigen Winkel zulaͤuft, war
weiß, doch nicht ſo, wie die eben genannten Haut-
ſtellen ſchneeweiß, ſondern fiel ein wenig mehr ins
Gelblichte. Sonſt war er wie die uͤbrigen Haare,
wie es bey den Negern gewoͤhnlich iſt, kraus: und
die Probe der Haare, die ich von beyderley Farbe von
ihm abkaufte, behaͤlt noch heute nach zwey Jahren
unverſehrt ihre Krausheit. Ich habe eine Abbildung
von dieſem Menſchen mitgebracht, und beſitze außer-
dem noch drey andere von aͤhnlichen Negern, von
einem Knaben und zwey Maͤdchen. Wenn ich dieſe
vier mit einander vergleiche, da ſcheint mir dieß
merkwuͤrdig, daß bey allen die Gegenden des Unter-
leibes und der Unterſchenkel bey einigen groͤßere, bey
andern kleinere weiße Flecken haben, Fuͤße und Haͤn-
de aber, gerade die Theile, welche bey neugebornen
Negern wirklich zu allererſt ſchwarz werden, voll-
kommen ſchwarz ſind, die Vertheilung der weißen
Gegenden aber im Allgemeinen ziemlich ſymmetriſch
iſt. Das Zahnfleiſch, um auch dies nicht zu vergeſſen,
war bey dem, welchen ich ſah, eben ſo wie die Zunge
und der ganze Schlund, von einerley ſchoͤnem Roth.

Beyde Aeltern, ſowohl deſſen, den ich ſah, als
auch der uͤbrigen gefleckten Neger 72), ſo viel ich

deren
72) Die Abbildung eines ſolchen Maͤdchens ſiehe bey
Buͤffon, Nachtraͤge, Th. 4. Taf. 2. S. 565. Es iſt,
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[113/0147] eine glaͤnzende, ich moͤchte ſagen, Schneeweiße ſichaus- zeichneten, wiederum mit einzelnen ſchwarzen Flecken, gleichſam pantherartig geſprenkelt. Sein Haar war ebenfalls zweyfarbig. Der mittlere Theil des Hin- terhaupts naͤmlich, welcher von dem Scheitel nach der Stirne in einen ſpitzigen Winkel zulaͤuft, war weiß, doch nicht ſo, wie die eben genannten Haut- ſtellen ſchneeweiß, ſondern fiel ein wenig mehr ins Gelblichte. Sonſt war er wie die uͤbrigen Haare, wie es bey den Negern gewoͤhnlich iſt, kraus: und die Probe der Haare, die ich von beyderley Farbe von ihm abkaufte, behaͤlt noch heute nach zwey Jahren unverſehrt ihre Krausheit. Ich habe eine Abbildung von dieſem Menſchen mitgebracht, und beſitze außer- dem noch drey andere von aͤhnlichen Negern, von einem Knaben und zwey Maͤdchen. Wenn ich dieſe vier mit einander vergleiche, da ſcheint mir dieß merkwuͤrdig, daß bey allen die Gegenden des Unter- leibes und der Unterſchenkel bey einigen groͤßere, bey andern kleinere weiße Flecken haben, Fuͤße und Haͤn- de aber, gerade die Theile, welche bey neugebornen Negern wirklich zu allererſt ſchwarz werden, voll- kommen ſchwarz ſind, die Vertheilung der weißen Gegenden aber im Allgemeinen ziemlich ſymmetriſch iſt. Das Zahnfleiſch, um auch dies nicht zu vergeſſen, war bey dem, welchen ich ſah, eben ſo wie die Zunge und der ganze Schlund, von einerley ſchoͤnem Roth. Beyde Aeltern, ſowohl deſſen, den ich ſah, als auch der uͤbrigen gefleckten Neger 72), ſo viel ich deren 72) Die Abbildung eines ſolchen Maͤdchens ſiehe bey Buͤffon, Nachtraͤge, Th. 4. Taf. 2. S. 565. Es iſt, wo Berſch. des M. H

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/147>, abgerufen am 18.04.2024.