zum verwundern, unter allen am längsten ver- nachläßigt und unbearbeitet gelegenen Theil der Naturgeschichte in Ordnung bringt, ge- fällig an.
Dem unsterblichen Linnee bleibt auch dies Verdienst, daß er, so viel ich weiß, unter den Schriftstellern über die Naturgeschichte, der erste gewesen, welcher schon vor sechzig Jahren in der Hauptausgabe seines Systems der Na- tur, die Menschengattung nach den äußern Kennzeichen unter gewisse Varietäten zu brin- gen sich bemüht hat; und dies zwar nach der Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile unsers Erdwasserballs und deren Bewohner, ziemlich adäquat.
Nachdem aber seit der von Ihnen unternommenen dreyjährigen Erdumseglung die Liebhaber der Naturgeschichte und An- thropologie eine genauere Kenntniß von denen auf den Inseln des Südmeers weit und breit verstreuten Völkerschaften bekamen, sah man leicht ein, daß jene linneesche Eintheilung des menschlichen Geschlechts nun nicht länger an- wendbar seyn könne; weshalb ich denn auch kein Bedenken getragen habe, in diesem Werk- chen, nach anderer Beyspiel von dem großen Manne darinn abzugehen, und die Varietäten der Menschen der Natur und Wahrheit, welche
haupt-
**
zum verwundern, unter allen am laͤngſten ver- nachlaͤßigt und unbearbeitet gelegenen Theil der Naturgeſchichte in Ordnung bringt, ge- faͤllig an.
Dem unſterblichen Linnée bleibt auch dies Verdienſt, daß er, ſo viel ich weiß, unter den Schriftſtellern uͤber die Naturgeſchichte, der erſte geweſen, welcher ſchon vor ſechzig Jahren in der Hauptausgabe ſeines Syſtems der Na- tur, die Menſchengattung nach den aͤußern Kennzeichen unter gewiſſe Varietaͤten zu brin- gen ſich bemuͤht hat; und dies zwar nach der Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile unſers Erdwaſſerballs und deren Bewohner, ziemlich adaͤquat.
Nachdem aber ſeit der von Ihnen unternommenen dreyjaͤhrigen Erdumſeglung die Liebhaber der Naturgeſchichte und An- thropologie eine genauere Kenntniß von denen auf den Inſeln des Suͤdmeers weit und breit verſtreuten Voͤlkerſchaften bekamen, ſah man leicht ein, daß jene linnéeſche Eintheilung des menſchlichen Geſchlechts nun nicht laͤnger an- wendbar ſeyn koͤnne; weshalb ich denn auch kein Bedenken getragen habe, in dieſem Werk- chen, nach anderer Beyſpiel von dem großen Manne darinn abzugehen, und die Varietaͤten der Menſchen der Natur und Wahrheit, welche
haupt-
**
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0019"n="XVII"/>
zum verwundern, unter allen am laͤngſten ver-<lb/>
nachlaͤßigt und unbearbeitet gelegenen Theil<lb/>
der Naturgeſchichte in Ordnung bringt, ge-<lb/>
faͤllig an.</p><lb/><p>Dem unſterblichen Linnée bleibt auch dies<lb/>
Verdienſt, daß er, ſo viel ich weiß, unter den<lb/>
Schriftſtellern uͤber die Naturgeſchichte, der<lb/>
erſte geweſen, welcher ſchon vor ſechzig Jahren<lb/>
in der Hauptausgabe ſeines Syſtems der Na-<lb/>
tur, die Menſchengattung nach den aͤußern<lb/>
Kennzeichen unter gewiſſe Varietaͤten zu brin-<lb/>
gen ſich bemuͤht hat; und dies zwar nach der<lb/>
Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile<lb/>
unſers Erdwaſſerballs und deren Bewohner,<lb/>
ziemlich adaͤquat.</p><lb/><p>Nachdem aber ſeit der von Ihnen<lb/>
unternommenen dreyjaͤhrigen Erdumſeglung<lb/>
die Liebhaber der Naturgeſchichte und An-<lb/>
thropologie eine genauere Kenntniß von denen<lb/>
auf den Inſeln des Suͤdmeers weit und breit<lb/>
verſtreuten Voͤlkerſchaften bekamen, ſah man<lb/>
leicht ein, daß jene linn<hirendition="#aq">é</hi>eſche Eintheilung des<lb/>
menſchlichen Geſchlechts nun nicht laͤnger an-<lb/>
wendbar ſeyn koͤnne; weshalb ich denn auch<lb/>
kein Bedenken getragen habe, in dieſem Werk-<lb/>
chen, nach anderer Beyſpiel von dem großen<lb/>
Manne darinn abzugehen, und die Varietaͤten<lb/>
der Menſchen der Natur und Wahrheit, welche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">**</fw><fwplace="bottom"type="catch">haupt-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[XVII/0019]
zum verwundern, unter allen am laͤngſten ver-
nachlaͤßigt und unbearbeitet gelegenen Theil
der Naturgeſchichte in Ordnung bringt, ge-
faͤllig an.
Dem unſterblichen Linnée bleibt auch dies
Verdienſt, daß er, ſo viel ich weiß, unter den
Schriftſtellern uͤber die Naturgeſchichte, der
erſte geweſen, welcher ſchon vor ſechzig Jahren
in der Hauptausgabe ſeines Syſtems der Na-
tur, die Menſchengattung nach den aͤußern
Kennzeichen unter gewiſſe Varietaͤten zu brin-
gen ſich bemuͤht hat; und dies zwar nach der
Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile
unſers Erdwaſſerballs und deren Bewohner,
ziemlich adaͤquat.
Nachdem aber ſeit der von Ihnen
unternommenen dreyjaͤhrigen Erdumſeglung
die Liebhaber der Naturgeſchichte und An-
thropologie eine genauere Kenntniß von denen
auf den Inſeln des Suͤdmeers weit und breit
verſtreuten Voͤlkerſchaften bekamen, ſah man
leicht ein, daß jene linnéeſche Eintheilung des
menſchlichen Geſchlechts nun nicht laͤnger an-
wendbar ſeyn koͤnne; weshalb ich denn auch
kein Bedenken getragen habe, in dieſem Werk-
chen, nach anderer Beyſpiel von dem großen
Manne darinn abzugehen, und die Varietaͤten
der Menſchen der Natur und Wahrheit, welche
haupt-
**
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/19>, abgerufen am 15.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.