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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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Längeres Brustbein. Das Brustbein (ster-
num os xiphoides
) schließt gleichsam den Thorax
nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; --
liegt zwar eigentlich nur zwischen den fünf obern
Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen
Anhänge des sechsten und siebenden Paares hinauf.
Der Mensch scheint unter allen warmblütigen Thie-
ren das allerkürzeste erhalten zu haben; höchstens
kommt ihm etwa der ächte Orang-Utang darin
bey *). Bey den Menschen ist es ein länglichter
schmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach
hinten etwas concav: -- Bey den mehresten übri-
gen vierfüßigen Säugethieren aber ist es cylindrisch
und gegliedert, selbst bey den meisten Affenarten,
und bey dem Bären, dessen Gerippe sonst (Kopf
und Becken ausgenommen) viel Analogie mit mensch-
lichen hat.

Mehrere Rippen. Gewöhnlich hat ihrer der
Mensch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne
Variationen aufgefunden. -- Die Säugthiere ha-
ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, -- so auch
der Marder u. a. -- Der Iltis, Igel u. a. 15
Paare. -- Der kleine brasilische Ameisenbär 16
Paare, -- so auch das Frettchen. -- Das Pferd
18. -- Der Elephant 19 Paare. Bl.

Alles was noch über den aufrechten Gang gesagt
werden kann, ist aus den frühern Ausgaben concen-
trirt, folgendes:


"Der
*) S. Tysons anatomy of a Pygmy Fig. 5.

Laͤngeres Bruſtbein. Das Bruſtbein (ſter-
num os xiphoides
) ſchließt gleichſam den Thorax
nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; —
liegt zwar eigentlich nur zwiſchen den fuͤnf obern
Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen
Anhaͤnge des ſechſten und ſiebenden Paares hinauf.
Der Menſch ſcheint unter allen warmbluͤtigen Thie-
ren das allerkuͤrzeſte erhalten zu haben; hoͤchſtens
kommt ihm etwa der aͤchte Orang-Utang darin
bey *). Bey den Menſchen iſt es ein laͤnglichter
ſchmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach
hinten etwas concav: — Bey den mehreſten uͤbri-
gen vierfuͤßigen Saͤugethieren aber iſt es cylindriſch
und gegliedert, ſelbſt bey den meiſten Affenarten,
und bey dem Baͤren, deſſen Gerippe ſonſt (Kopf
und Becken ausgenommen) viel Analogie mit menſch-
lichen hat.

Mehrere Rippen. Gewoͤhnlich hat ihrer der
Menſch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne
Variationen aufgefunden. — Die Saͤugthiere ha-
ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, — ſo auch
der Marder u. a. — Der Iltis, Igel u. a. 15
Paare. — Der kleine braſiliſche Ameiſenbaͤr 16
Paare, — ſo auch das Frettchen. — Das Pferd
18. — Der Elephant 19 Paare. Bl.

Alles was noch uͤber den aufrechten Gang geſagt
werden kann, iſt aus den fruͤhern Ausgaben concen-
trirt, folgendes:


„Der
*) S. Tyſons anatomy of a Pygmy Fig. 5.
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[230/0264] Laͤngeres Bruſtbein. Das Bruſtbein (ſter- num os xiphoides) ſchließt gleichſam den Thorax nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; — liegt zwar eigentlich nur zwiſchen den fuͤnf obern Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen Anhaͤnge des ſechſten und ſiebenden Paares hinauf. Der Menſch ſcheint unter allen warmbluͤtigen Thie- ren das allerkuͤrzeſte erhalten zu haben; hoͤchſtens kommt ihm etwa der aͤchte Orang-Utang darin bey *). Bey den Menſchen iſt es ein laͤnglichter ſchmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach hinten etwas concav: — Bey den mehreſten uͤbri- gen vierfuͤßigen Saͤugethieren aber iſt es cylindriſch und gegliedert, ſelbſt bey den meiſten Affenarten, und bey dem Baͤren, deſſen Gerippe ſonſt (Kopf und Becken ausgenommen) viel Analogie mit menſch- lichen hat. Mehrere Rippen. Gewoͤhnlich hat ihrer der Menſch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne Variationen aufgefunden. — Die Saͤugthiere ha- ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, — ſo auch der Marder u. a. — Der Iltis, Igel u. a. 15 Paare. — Der kleine braſiliſche Ameiſenbaͤr 16 Paare, — ſo auch das Frettchen. — Das Pferd 18. — Der Elephant 19 Paare. Bl. Alles was noch uͤber den aufrechten Gang geſagt werden kann, iſt aus den fruͤhern Ausgaben concen- trirt, folgendes: „Der *) S. Tyſons anatomy of a Pygmy Fig. 5.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/264>, abgerufen am 26.04.2024.