In diesem § spricht der Herr Verfasser von den Kräften in der animalischen Oekonomie, deren er an einem andern Orte fünf aufzählt, als 1) Contrak- tilität, 2) Hallers Reizbarkeit, oder Muskelkraft, 3) Empfindbarkeit, welche drey er unter der Be- nennung der gemeinschaftlichen Lebenskräfte begreift. Hierauf folgt 4) das besondere Leben, worunter er diejenigen Kräfte versteht, welche man an einzelnen, zu einzelnen Berrichtungen bestimmten Organen, wahrnimmt. Und endlich 5) den Bildungstrieb. Hier haben wir es besonders mit der Contraktilität oder Zusammenziehbarkeit zu thun. Sie zeigt sich an dem ganzen Körper, so weit er aus Zellgewebe besteht. Wenn wir nun auch nicht mit Platnern annehmen, daß alle festen Theile gänzlich aus ihm bestehen, wiewohl seine Meinung die höchste Wahr- scheinlichkeit für sich hat, so hängen doch alle Theile des Körpers, mittelst desselben zusammen und es ist aufs innigste zwischen dieselben verwebt, macht also gleichsam die Grundlage des thierischen Körpers aus, und so besteht durch dasselbe zwischen allen, auch den verschiedensten und von einander entferntesten, Theilen des Körpers ein gemeinschaftlicher Zusam- menhang. Hieraus folgt denn, wie weit diese Kraft in dem Körper sich äußern könne. Auf ihr, sagt der Herr Verfasser in seiner Physiologie, beruht hauptsächlich die Stärke und Gesundheit des mensch- lichen Körpers, denn um nur ein Beyspiel anzufüh- ren, so saugt das Zellgewebe in dem gesunden Körper die ausgedunsteten Feuchtigkeiten wie ein Schwamm ein, und treibt sie, eben vermöge der Contraktilität,
in
§. 17. S. 45.
In dieſem § ſpricht der Herr Verfaſſer von den Kraͤften in der animaliſchen Oekonomie, deren er an einem andern Orte fuͤnf aufzaͤhlt, als 1) Contrak- tilitaͤt, 2) Hallers Reizbarkeit, oder Muſkelkraft, 3) Empfindbarkeit, welche drey er unter der Be- nennung der gemeinſchaftlichen Lebenskraͤfte begreift. Hierauf folgt 4) das beſondere Leben, worunter er diejenigen Kraͤfte verſteht, welche man an einzelnen, zu einzelnen Berrichtungen beſtimmten Organen, wahrnimmt. Und endlich 5) den Bildungstrieb. Hier haben wir es beſonders mit der Contraktilitaͤt oder Zuſammenziehbarkeit zu thun. Sie zeigt ſich an dem ganzen Koͤrper, ſo weit er aus Zellgewebe beſteht. Wenn wir nun auch nicht mit Platnern annehmen, daß alle feſten Theile gaͤnzlich aus ihm beſtehen, wiewohl ſeine Meinung die hoͤchſte Wahr- ſcheinlichkeit fuͤr ſich hat, ſo haͤngen doch alle Theile des Koͤrpers, mittelſt deſſelben zuſammen und es iſt aufs innigſte zwiſchen dieſelben verwebt, macht alſo gleichſam die Grundlage des thieriſchen Koͤrpers aus, und ſo beſteht durch daſſelbe zwiſchen allen, auch den verſchiedenſten und von einander entfernteſten, Theilen des Koͤrpers ein gemeinſchaftlicher Zuſam- menhang. Hieraus folgt denn, wie weit dieſe Kraft in dem Koͤrper ſich aͤußern koͤnne. Auf ihr, ſagt der Herr Verfaſſer in ſeiner Phyſiologie, beruht hauptſaͤchlich die Staͤrke und Geſundheit des menſch- lichen Koͤrpers, denn um nur ein Beyſpiel anzufuͤh- ren, ſo ſaugt das Zellgewebe in dem geſunden Koͤrper die ausgedunſteten Feuchtigkeiten wie ein Schwamm ein, und treibt ſie, eben vermoͤge der Contraktilitaͤt,
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0287"n="253"/><divn="3"><head>§. 17. S. 45.</head><lb/><p>In dieſem § ſpricht der Herr Verfaſſer von den<lb/>
Kraͤften in der animaliſchen Oekonomie, deren er an<lb/>
einem andern Orte fuͤnf aufzaͤhlt, als 1) Contrak-<lb/>
tilitaͤt, 2) Hallers Reizbarkeit, oder Muſkelkraft,<lb/>
3) <hirendition="#fr">Empfindbarkeit</hi>, welche drey er unter der Be-<lb/>
nennung der gemeinſchaftlichen Lebenskraͤfte begreift.<lb/>
Hierauf folgt 4) das beſondere Leben, worunter er<lb/>
diejenigen Kraͤfte verſteht, welche man an einzelnen,<lb/>
zu einzelnen Berrichtungen beſtimmten Organen,<lb/>
wahrnimmt. Und endlich 5) den <hirendition="#fr">Bildungstrieb</hi>.<lb/>
Hier haben wir es beſonders mit der Contraktilitaͤt<lb/>
oder Zuſammenziehbarkeit zu thun. Sie zeigt ſich<lb/>
an dem ganzen Koͤrper, ſo weit er aus Zellgewebe<lb/>
beſteht. Wenn wir nun auch nicht mit Platnern<lb/>
annehmen, daß alle feſten Theile gaͤnzlich aus ihm<lb/>
beſtehen, wiewohl ſeine Meinung die hoͤchſte Wahr-<lb/>ſcheinlichkeit fuͤr ſich hat, ſo haͤngen doch alle Theile<lb/>
des Koͤrpers, mittelſt deſſelben zuſammen und es iſt<lb/>
aufs innigſte zwiſchen dieſelben verwebt, macht alſo<lb/>
gleichſam die Grundlage des thieriſchen Koͤrpers aus,<lb/>
und ſo beſteht durch daſſelbe zwiſchen allen, auch<lb/>
den verſchiedenſten und von einander entfernteſten,<lb/>
Theilen des Koͤrpers ein gemeinſchaftlicher Zuſam-<lb/>
menhang. Hieraus folgt denn, wie weit dieſe Kraft<lb/>
in dem Koͤrper ſich aͤußern koͤnne. Auf ihr, ſagt<lb/>
der Herr <choice><sic>Verſaſſer</sic><corr>Verfaſſer</corr></choice> in ſeiner Phyſiologie, beruht<lb/>
hauptſaͤchlich die Staͤrke und Geſundheit des menſch-<lb/>
lichen Koͤrpers, denn um nur ein Beyſpiel anzufuͤh-<lb/>
ren, ſo ſaugt das Zellgewebe in dem geſunden Koͤrper<lb/>
die ausgedunſteten Feuchtigkeiten wie ein Schwamm<lb/>
ein, und treibt ſie, eben vermoͤge der Contraktilitaͤt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[253/0287]
§. 17. S. 45.
In dieſem § ſpricht der Herr Verfaſſer von den
Kraͤften in der animaliſchen Oekonomie, deren er an
einem andern Orte fuͤnf aufzaͤhlt, als 1) Contrak-
tilitaͤt, 2) Hallers Reizbarkeit, oder Muſkelkraft,
3) Empfindbarkeit, welche drey er unter der Be-
nennung der gemeinſchaftlichen Lebenskraͤfte begreift.
Hierauf folgt 4) das beſondere Leben, worunter er
diejenigen Kraͤfte verſteht, welche man an einzelnen,
zu einzelnen Berrichtungen beſtimmten Organen,
wahrnimmt. Und endlich 5) den Bildungstrieb.
Hier haben wir es beſonders mit der Contraktilitaͤt
oder Zuſammenziehbarkeit zu thun. Sie zeigt ſich
an dem ganzen Koͤrper, ſo weit er aus Zellgewebe
beſteht. Wenn wir nun auch nicht mit Platnern
annehmen, daß alle feſten Theile gaͤnzlich aus ihm
beſtehen, wiewohl ſeine Meinung die hoͤchſte Wahr-
ſcheinlichkeit fuͤr ſich hat, ſo haͤngen doch alle Theile
des Koͤrpers, mittelſt deſſelben zuſammen und es iſt
aufs innigſte zwiſchen dieſelben verwebt, macht alſo
gleichſam die Grundlage des thieriſchen Koͤrpers aus,
und ſo beſteht durch daſſelbe zwiſchen allen, auch
den verſchiedenſten und von einander entfernteſten,
Theilen des Koͤrpers ein gemeinſchaftlicher Zuſam-
menhang. Hieraus folgt denn, wie weit dieſe Kraft
in dem Koͤrper ſich aͤußern koͤnne. Auf ihr, ſagt
der Herr Verfaſſer in ſeiner Phyſiologie, beruht
hauptſaͤchlich die Staͤrke und Geſundheit des menſch-
lichen Koͤrpers, denn um nur ein Beyſpiel anzufuͤh-
ren, ſo ſaugt das Zellgewebe in dem geſunden Koͤrper
die ausgedunſteten Feuchtigkeiten wie ein Schwamm
ein, und treibt ſie, eben vermoͤge der Contraktilitaͤt,
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/287>, abgerufen am 25.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.