Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

27. Equus. pedes ungula indivisa, cauda se-
tosa.

1. +. Coballus. das Pferd. E. cauda undique
setosa
. *

Das Pferd allein ist schon im Stande, den
deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und
der unbegränzten Herrschaft des Menschen über
die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das
wilde Pferd, so wie es in den Schottischen
Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat-
tarey etc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich-
tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un-
bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur
und die Bemühungen der Menschen zum schön-
sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg-
samsten Thiere umgebildet werden kann. Das
ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben
so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit
angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist
eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei-
tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für
die ältesten, und die minder schönen für ihre ans-
gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man
Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei-
math der ganzen Gattung annehmen darf. Si-
birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und
wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die-
se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da-
hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert.
Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und
so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor-
zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara-
bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng-
lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern

27. Equus. pedes ungula indivisa, cauda se-
tosa.

1. †. Coballus. das Pferd. E. cauda undique
setosa
. *

Das Pferd allein ist schon im Stande, den
deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und
der unbegränzten Herrschaft des Menschen über
die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das
wilde Pferd, so wie es in den Schottischen
Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat-
tarey ꝛc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich-
tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un-
bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur
und die Bemühungen der Menschen zum schön-
sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg-
samsten Thiere umgebildet werden kann. Das
ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben
so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit
angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist
eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei-
tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für
die ältesten, und die minder schönen für ihre ans-
gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man
Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei-
math der ganzen Gattung annehmen darf. Si-
birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und
wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die-
se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da-
hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert.
Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und
so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor-
zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara-
bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng-
lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0132" xml:id="pb110_0001" n="110"/>
            <p rendition="#indent-1">27. <hi rendition="#aq">Equus. pedes ungula indivisa, cauda se-<lb/>
tosa.</hi></p>
            <p rendition="#indent-2">1. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Coballus</hi></hi>. das Pferd. <hi rendition="#aq">E. cauda undique<lb/>
setosa</hi>. *</p>
            <p rendition="#l1em">Das Pferd allein ist schon im Stande, den<lb/>
deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und<lb/>
der unbegränzten Herrschaft des Menschen über<lb/>
die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das<lb/>
wilde Pferd, so wie es in den Schottischen<lb/>
Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat-<lb/>
tarey &#xA75B;c. gefunden wird, ist ein kleines ruppich-<lb/>
tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un-<lb/>
bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur<lb/>
und die Bemühungen der Menschen zum schön-<lb/>
sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg-<lb/>
samsten Thiere umgebildet werden kann. Das<lb/>
ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben<lb/>
so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit<lb/>
angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist<lb/>
eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei-<lb/>
tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für<lb/>
die ältesten, und die minder schönen für ihre ans-<lb/>
gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man<lb/>
Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei-<lb/>
math der ganzen Gattung annehmen darf. Si-<lb/>
birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und<lb/>
wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die-<lb/>
se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da-<lb/>
hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert.<lb/>
Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und<lb/>
so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor-<lb/>
zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara-<lb/>
bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng-<lb/>
lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0132] 27. Equus. pedes ungula indivisa, cauda se- tosa. 1. †. Coballus. das Pferd. E. cauda undique setosa. * Das Pferd allein ist schon im Stande, den deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und der unbegränzten Herrschaft des Menschen über die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das wilde Pferd, so wie es in den Schottischen Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat- tarey ꝛc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich- tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un- bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur und die Bemühungen der Menschen zum schön- sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg- samsten Thiere umgebildet werden kann. Das ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei- tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für die ältesten, und die minder schönen für ihre ans- gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei- math der ganzen Gattung annehmen darf. Si- birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die- se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da- hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert. Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor- zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara- bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng- lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/132
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/132>, abgerufen am 19.04.2024.