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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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in vorigen Zeiten seine Wohnung aufgeschlagen
hatte.

§. 69.

Die Nahrungsmittel der Vögel sind
sehr verschieden. Die Raubvögel leben von al-
lerhand andern Thieren; die Wasservögel meist
von Fischen und deren Laich; manche von fri-
schem Fleisch, andere von Aas; sehr viele blos
von Insecten; die mehresten kleinen Vögel aber
von Samen und Kernen der Früchte, von junger
Saat u. s. w. Die Vögel haben keine Zähne, son-
dern müssen ihre Speise entweder mit dem Schna-
bel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey den-
jenigen, die ihren Samen ganz einschlucken, ge-
langen diese doch nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im Kropfe, (ingluvies) d.
i. in einem besondern Drüsenreichen Behälter ein-
geweicht, und von da nur allmälig an den Magen
überlassen. Der Magen der fleischfressenden Vö-
gel änelt der Säugethiere ihrem; bey den Sa-
menfressenden ist hingegen dieser Theil äusserst
muskulös, und so stark daß er sogar nach Re-
aumurs merkwürdigen Versuchen kleine me-
tallne Rörgen platt zu drücken vermag. Man-
che Vögel, wie z. E. der Auerhan, wissen den
Mangel der Zähne durch kleine Kieselsteine zu
ersetzen, die sie zugleich mit ihrer Nahrung ver-
schlucken, und wodurch sie im Magen, eben so
gut als durch Zähne im Mund, zermalmt wird.
Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu-

in vorigen Zeiten seine Wohnung aufgeschlagen
hatte.

§. 69.

Die Nahrungsmittel der Vögel sind
sehr verschieden. Die Raubvögel leben von al-
lerhand andern Thieren; die Wasservögel meist
von Fischen und deren Laich; manche von fri-
schem Fleisch, andere von Aas; sehr viele blos
von Insecten; die mehresten kleinen Vögel aber
von Samen und Kernen der Früchte, von junger
Saat u. s. w. Die Vögel haben keine Zähne, son-
dern müssen ihre Speise entweder mit dem Schna-
bel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey den-
jenigen, die ihren Samen ganz einschlucken, ge-
langen diese doch nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im Kropfe, (ingluvies) d.
i. in einem besondern Drüsenreichen Behälter ein-
geweicht, und von da nur allmälig an den Magen
überlassen. Der Magen der fleischfressenden Vö-
gel änelt der Säugethiere ihrem; bey den Sa-
menfressenden ist hingegen dieser Theil äusserst
muskulös, und so stark daß er sogar nach Re-
aumurs merkwürdigen Versuchen kleine me-
tallne Rörgen platt zu drücken vermag. Man-
che Vögel, wie z. E. der Auerhan, wissen den
Mangel der Zähne durch kleine Kieselsteine zu
ersetzen, die sie zugleich mit ihrer Nahrung ver-
schlucken, und wodurch sie im Magen, eben so
gut als durch Zähne im Mund, zermalmt wird.
Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu-

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[159/0182] in vorigen Zeiten seine Wohnung aufgeschlagen hatte. §. 69. Die Nahrungsmittel der Vögel sind sehr verschieden. Die Raubvögel leben von al- lerhand andern Thieren; die Wasservögel meist von Fischen und deren Laich; manche von fri- schem Fleisch, andere von Aas; sehr viele blos von Insecten; die mehresten kleinen Vögel aber von Samen und Kernen der Früchte, von junger Saat u. s. w. Die Vögel haben keine Zähne, son- dern müssen ihre Speise entweder mit dem Schna- bel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey den- jenigen, die ihren Samen ganz einschlucken, ge- langen diese doch nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im Kropfe, (ingluvies) d. i. in einem besondern Drüsenreichen Behälter ein- geweicht, und von da nur allmälig an den Magen überlassen. Der Magen der fleischfressenden Vö- gel änelt der Säugethiere ihrem; bey den Sa- menfressenden ist hingegen dieser Theil äusserst muskulös, und so stark daß er sogar nach Re- aumurs merkwürdigen Versuchen kleine me- tallne Rörgen platt zu drücken vermag. Man- che Vögel, wie z. E. der Auerhan, wissen den Mangel der Zähne durch kleine Kieselsteine zu ersetzen, die sie zugleich mit ihrer Nahrung ver- schlucken, und wodurch sie im Magen, eben so gut als durch Zähne im Mund, zermalmt wird. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/181>, abgerufen am 28.03.2024.