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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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schale dicht an, sondern entfernen sich am stum-
fen Ende des Eyes in etwas davon, und las-
sen einen leeren Raum (Taf. II. Fig. 6. a.) der
mit Luft gefüllt ist, die dann durch die Wärme
wärend des Bebrütens ausgedehnt wird, und
den Dotter nach und nach dem Hünchen zur
Nahrung in den Leib treibt. Hierauf folgt
das doppelte Eyweis (albumen) wovon das
äussere (T. II. F. 6. b.) mehr wäßricht, das in-
nere (T. II. F. 6. c) hingegen consistenter ist.
Jedes ist mit einer besondern Haut umschlossen,
und man kan das äussere ablauffen lassen, ohne
daß das innere dadurch in seiner Lage gestört
würde. Innerhalb des innern Eyweisses liegt
endlich der Dotter (vitellus, T. II. F. 6. d.) der
die Gestalt einer Pomeranze hat, und von ölich-
ter Substanz ist. Er wird von einer ziemlich
festen Haut umgeben, und an seinen beiden
Polen, nach den Spitzen des Eyes zu, mittelst
zweyer knotichten Stricke (chalazae, Hagel
T. Il. F. 6. e. f.) die das Eyweis durchbohren,
und selbst zum Theil damit gefüllt sind, frey-
schwebend erhalten. Diejenige Stelle des Dot-
ters, an welcher seitwärts der Keim des künfti-
gen Hünchens eingewickelt liegt, ist leichter als
die entgegengesetzte Seite. Man mag daher
das bebrütete Ey an einer jeden willkürlichen
Stelle von der Seite öffnen, so wird sich doch
immer der Embryo des Hünchens auf der Ober-
stäche zeigen; und es ist eine vergebne Sorge

schale dicht an, sondern entfernen sich am stum-
fen Ende des Eyes in etwas davon, und las-
sen einen leeren Raum (Taf. II. Fig. 6. a.) der
mit Luft gefüllt ist, die dann durch die Wärme
wärend des Bebrütens ausgedehnt wird, und
den Dotter nach und nach dem Hünchen zur
Nahrung in den Leib treibt. Hierauf folgt
das doppelte Eyweis (albumen) wovon das
äussere (T. II. F. 6. b.) mehr wäßricht, das in-
nere (T. II. F. 6. c) hingegen consistenter ist.
Jedes ist mit einer besondern Haut umschlossen,
und man kan das äussere ablauffen lassen, ohne
daß das innere dadurch in seiner Lage gestört
würde. Innerhalb des innern Eyweisses liegt
endlich der Dotter (vitellus, T. II. F. 6. d.) der
die Gestalt einer Pomeranze hat, und von ölich-
ter Substanz ist. Er wird von einer ziemlich
festen Haut umgeben, und an seinen beiden
Polen, nach den Spitzen des Eyes zu, mittelst
zweyer knotichten Stricke (chalazae, Hagel
T. Il. F. 6. e. f.) die das Eyweis durchbohren,
und selbst zum Theil damit gefüllt sind, frey-
schwebend erhalten. Diejenige Stelle des Dot-
ters, an welcher seitwärts der Keim des künfti-
gen Hünchens eingewickelt liegt, ist leichter als
die entgegengesetzte Seite. Man mag daher
das bebrütete Ey an einer jeden willkürlichen
Stelle von der Seite öffnen, so wird sich doch
immer der Embryo des Hünchens auf der Ober-
stäche zeigen; und es ist eine vergebne Sorge

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[170/0193] schale dicht an, sondern entfernen sich am stum- fen Ende des Eyes in etwas davon, und las- sen einen leeren Raum (Taf. II. Fig. 6. a.) der mit Luft gefüllt ist, die dann durch die Wärme wärend des Bebrütens ausgedehnt wird, und den Dotter nach und nach dem Hünchen zur Nahrung in den Leib treibt. Hierauf folgt das doppelte Eyweis (albumen) wovon das äussere (T. II. F. 6. b.) mehr wäßricht, das in- nere (T. II. F. 6. c) hingegen consistenter ist. Jedes ist mit einer besondern Haut umschlossen, und man kan das äussere ablauffen lassen, ohne daß das innere dadurch in seiner Lage gestört würde. Innerhalb des innern Eyweisses liegt endlich der Dotter (vitellus, T. II. F. 6. d.) der die Gestalt einer Pomeranze hat, und von ölich- ter Substanz ist. Er wird von einer ziemlich festen Haut umgeben, und an seinen beiden Polen, nach den Spitzen des Eyes zu, mittelst zweyer knotichten Stricke (chalazae, Hagel T. Il. F. 6. e. f.) die das Eyweis durchbohren, und selbst zum Theil damit gefüllt sind, frey- schwebend erhalten. Diejenige Stelle des Dot- ters, an welcher seitwärts der Keim des künfti- gen Hünchens eingewickelt liegt, ist leichter als die entgegengesetzte Seite. Man mag daher das bebrütete Ey an einer jeden willkürlichen Stelle von der Seite öffnen, so wird sich doch immer der Embryo des Hünchens auf der Ober- stäche zeigen; und es ist eine vergebne Sorge

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/192>, abgerufen am 25.04.2024.