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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War-
tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern,
und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide
und Gärten; sind doch aber von der andern Sei-
te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken
Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst
ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab-
giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat-
ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige
Meyergeflügel, wo auch das Männchen am
Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier
Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für
ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs-
sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre
Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen etc. Die
Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen
Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab-
setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.

2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe-
rulescens, cera lata carunculata albida, pal-
pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.

Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil
man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo
herum bedient, um Briefe zu überschicken; da
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an
die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten
Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge-
fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen
werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos
diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube,
zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir-
tius und Brutus bey der Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der Belagerung von
1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.

Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War-
tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern,
und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide
und Gärten; sind doch aber von der andern Sei-
te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken
Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst
ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab-
giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat-
ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige
Meyergeflügel, wo auch das Männchen am
Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier
Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für
ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs-
sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre
Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen ꝛc. Die
Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen
Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab-
setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.

2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe-
rulescens, cera lata carunculata albida, pal-
pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.

Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil
man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo
herum bedient, um Briefe zu überschicken; da
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an
die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten
Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge-
fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen
werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos
diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube,
zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir-
tius und Brutus bey der Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der Belagerung von
1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.

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[218/0241] Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War- tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern, und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide und Gärten; sind doch aber von der andern Sei- te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab- giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat- ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige Meyergeflügel, wo auch das Männchen am Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs- sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen ꝛc. Die Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab- setzen, saufen, fast wie die Säugthiere. 2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe- rulescens, cera lata carunculata albida, pal- pebris tuberosis, nudis, furfuraceis. Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo herum bedient, um Briefe zu überschicken; da man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge- fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube, zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir- tius und Brutus bey der Belagerung von Mo- dena, die Harlemer bey der Belagerung von 1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/240>, abgerufen am 29.03.2024.