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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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bestimte Zeit gebunden, sondern läst sich Jahr
aus Jahr ein zu diesen Geschäfte willig finden.
Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber wie die Tauben für immer paar-
weise zusammen: noch andre aber leben wie die
Hüner in Polygamie.

§. 77.

Das befruchtete Weibgen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
und ein Nest, zum Wochenbett für sich, und
zur Wiege für die künstigen Jungen, zu bauen.
Nur der Kukuk, und einige sehr grosse Vö-
gel wie der Straus etc. nisten gar nicht. Bey
vielen Vögeln, wie bey den Hünerarten, nimmt
das Männchen gar keinen Antheil an diesem
Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal unter
den Sangvögeln, trägt es doch Baumateri-
alien herbey, und verpflegt sein Weibgen wä-
rend ihrer Arbeit.

§. 78.

Die Auswal des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürf-
nissen und ihrer ganzen Lebensart aufs ge-
naueste angemessen. Die Raubvögel bauen ih-
ren Horst entweder in die Gipfel hoher Bäume,
oder auf Felsenspitzen, um freye Aussicht zu
haben und wie von einer Warte auf den Raub

bestimte Zeit gebunden, sondern läst sich Jahr
aus Jahr ein zu diesen Geschäfte willig finden.
Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber wie die Tauben für immer paar-
weise zusammen: noch andre aber leben wie die
Hüner in Polygamie.

§. 77.

Das befruchtete Weibgen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
und ein Nest, zum Wochenbett für sich, und
zur Wiege für die künstigen Jungen, zu bauen.
Nur der Kukuk, und einige sehr grosse Vö-
gel wie der Straus ꝛc. nisten gar nicht. Bey
vielen Vögeln, wie bey den Hünerarten, nimmt
das Männchen gar keinen Antheil an diesem
Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal unter
den Sangvögeln, trägt es doch Baumateri-
alien herbey, und verpflegt sein Weibgen wä-
rend ihrer Arbeit.

§. 78.

Die Auswal des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürf-
nissen und ihrer ganzen Lebensart aufs ge-
naueste angemessen. Die Raubvögel bauen ih-
ren Horst entweder in die Gipfel hoher Bäume,
oder auf Felsenspitzen, um freye Aussicht zu
haben und wie von einer Warte auf den Raub

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[164/0176] bestimte Zeit gebunden, sondern läst sich Jahr aus Jahr ein zu diesen Geschäfte willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die Tauben für immer paar- weise zusammen: noch andre aber leben wie die Hüner in Polygamie. §. 77. Das befruchtete Weibgen wird vom In- stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und ein Nest, zum Wochenbett für sich, und zur Wiege für die künstigen Jungen, zu bauen. Nur der Kukuk, und einige sehr grosse Vö- gel wie der Straus ꝛc. nisten gar nicht. Bey vielen Vögeln, wie bey den Hünerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumateri- alien herbey, und verpflegt sein Weibgen wä- rend ihrer Arbeit. §. 78. Die Auswal des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürf- nissen und ihrer ganzen Lebensart aufs ge- naueste angemessen. Die Raubvögel bauen ih- ren Horst entweder in die Gipfel hoher Bäume, oder auf Felsenspitzen, um freye Aussicht zu haben und wie von einer Warte auf den Raub

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/176>, abgerufen am 25.04.2024.