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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der
Sperlinge, Krähen etc. in manchen Gegenden,
hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des
Ungeziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen
nach sich gezogen. Andre verzehren grössere
Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche,
Eidexen etc. oder Aeser, und beugen dadurch
sowol dem Miswachs als der Insection der
Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die
grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhin-
dern. Von der andern Seite wird auch die
Vermehrung und Fortpflanzung der
Thiere sowol, als der Gewächse, durch
Vögel befördert. So weis man z. B. daß
die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare
Fischeyer in entfernte Teiche über tragen, und
sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr
viele Vögel verschlucken Saamen-Körner die
sie nachher wieder ganz von sich geben und da-
durch den Anflug mancher Pflanzen an Orten,
wo sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn
würden, bewirken. Der Mist der Seevögel
düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß
nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut etc.
da fortkommen können. Die Falken und ver-
schiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd an-
drer Thiere abrichten; der Honigkukuk wird
dadurch, daß er die wilden Bienennester ver-
rätht, nutzbar. Sehr viele Vögel, ihre Ey-

mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der
Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden,
hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des
Ungeziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen
nach sich gezogen. Andre verzehren grössere
Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche,
Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch
sowol dem Miswachs als der Insection der
Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die
grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhin-
dern. Von der andern Seite wird auch die
Vermehrung und Fortpflanzung der
Thiere sowol, als der Gewächse, durch
Vögel befördert. So weis man z. B. daß
die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare
Fischeyer in entfernte Teiche über tragen, und
sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr
viele Vögel verschlucken Saamen-Körner die
sie nachher wieder ganz von sich geben und da-
durch den Anflug mancher Pflanzen an Orten,
wo sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn
würden, bewirken. Der Mist der Seevögel
düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß
nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut ꝛc.
da fortkommen können. Die Falken und ver-
schiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd an-
drer Thiere abrichten; der Honigkukuk wird
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[172/0184] mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen nach sich gezogen. Andre verzehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch sowol dem Miswachs als der Insection der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhin- dern. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere sowol, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weis man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche über tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saamen-Körner die sie nachher wieder ganz von sich geben und da- durch den Anflug mancher Pflanzen an Orten, wo sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn würden, bewirken. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut ꝛc. da fortkommen können. Die Falken und ver- schiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd an- drer Thiere abrichten; der Honigkukuk wird dadurch, daß er die wilden Bienennester ver- rätht, nutzbar. Sehr viele Vögel, ihre Ey-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/184>, abgerufen am 18.04.2024.