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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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antwortet, ob der Mensch bey dieser natürli-
chen Blöse und bey diesen zahllosen dringendsten
Bedürfnissen zum geselligen Umgang bestimmt
sey oder nicht. So wie es sich aus der Pro-
portion in der Anzal der gebohrnen Mädgen und
Knäbgen, aus den unglücklichen Folgen der
Vielweiberey u. s. w. auch von selbst ergiebt daß
er in Monogamie leben soll.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung
sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze
Erde, und nährt sich beynahe von der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältnis
mit seiner mässigen Körperlichen Grösse, und in
Vergleich mit andern Säugethieren, erreicht er
ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für
seine lange Kindheit entschädigt.

Es gibt nur eine Gattung im Men-
schengeschlecht; und die Menschen aller Zeiten
und aller Himmelsstriche können von Adam ab-
stammen. Die Verschiedenheiten in Bildung
und Farbe des menschlichen Körpers werden blos
durch Clima, Nahrung, Lebensart u. s. w. be-
wirkt, da der Mensch kein Privilegium hat,
warum er nicht auch wie jeder andere organi-
sirte Körper, (§. 21.) wie eine Taube oder wie
eine Tulpe, ausarten sollte? So brennt die
Sonnenhitze die Mohren schwarz, und macht
sie kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in
Nordischen Zonen weisse Farbe und kleine Sta-
tur hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten
fliessen aber so unvermerkt zusammen, daß sich
keine andre als sehr willkührliche Grenzen zwi-
schen ihnen fest setzen lassen; doch haben wir
das ganze Menschengeschlecht am füglichsten
unter folgende fünf Varietäten zu bringen ge-
glaubt;

antwortet, ob der Mensch bey dieser natürli-
chen Blöse und bey diesen zahllosen dringendsten
Bedürfnissen zum geselligen Umgang bestimmt
sey oder nicht. So wie es sich aus der Pro-
portion in der Anzal der gebohrnen Mädgen und
Knäbgen, aus den unglücklichen Folgen der
Vielweiberey u. s. w. auch von selbst ergiebt daß
er in Monogamie leben soll.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung
sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze
Erde, und nährt sich beynahe von der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältnis
mit seiner mässigen Körperlichen Grösse, und in
Vergleich mit andern Säugethieren, erreicht er
ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für
seine lange Kindheit entschädigt.

Es gibt nur eine Gattung im Men-
schengeschlecht; und die Menschen aller Zeiten
und aller Himmelsstriche können von Adam ab-
stammen. Die Verschiedenheiten in Bildung
und Farbe des menschlichen Körpers werden blos
durch Clima, Nahrung, Lebensart u. s. w. be-
wirkt, da der Mensch kein Privilegium hat,
warum er nicht auch wie jeder andere organi-
sirte Körper, (§. 21.) wie eine Taube oder wie
eine Tulpe, ausarten sollte? So brennt die
Sonnenhitze die Mohren schwarz, und macht
sie kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in
Nordischen Zonen weisse Farbe und kleine Sta-
tur hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten
fliessen aber so unvermerkt zusammen, daß sich
keine andre als sehr willkührliche Grenzen zwi-
schen ihnen fest setzen lassen; doch haben wir
das ganze Menschengeschlecht am füglichsten
unter folgende fünf Varietäten zu bringen ge-
glaubt;

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[59/0071] antwortet, ob der Mensch bey dieser natürli- chen Blöse und bey diesen zahllosen dringendsten Bedürfnissen zum geselligen Umgang bestimmt sey oder nicht. So wie es sich aus der Pro- portion in der Anzal der gebohrnen Mädgen und Knäbgen, aus den unglücklichen Folgen der Vielweiberey u. s. w. auch von selbst ergiebt daß er in Monogamie leben soll. Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze Erde, und nährt sich beynahe von der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältnis mit seiner mässigen Körperlichen Grösse, und in Vergleich mit andern Säugethieren, erreicht er ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für seine lange Kindheit entschädigt. Es gibt nur eine Gattung im Men- schengeschlecht; und die Menschen aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von Adam ab- stammen. Die Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers werden blos durch Clima, Nahrung, Lebensart u. s. w. be- wirkt, da der Mensch kein Privilegium hat, warum er nicht auch wie jeder andere organi- sirte Körper, (§. 21.) wie eine Taube oder wie eine Tulpe, ausarten sollte? So brennt die Sonnenhitze die Mohren schwarz, und macht sie kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in Nordischen Zonen weisse Farbe und kleine Sta- tur hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten fliessen aber so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre als sehr willkührliche Grenzen zwi- schen ihnen fest setzen lassen; doch haben wir das ganze Menschengeschlecht am füglichsten unter folgende fünf Varietäten zu bringen ge- glaubt;

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/71>, abgerufen am 20.04.2024.