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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

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ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte;
und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art
von Erstarrung, aus der sie erst durch die er-
wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm-
blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur
unmerkliche Wärme übrig behalten (- s. oben
S. 7. -), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win-
terschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so-
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm-
lich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andre sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige

*) "Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro
cibo somnus
."
Plinivs.

ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte;
und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art
von Erstarrung, aus der sie erst durch die er-
wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm-
blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur
unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win-
terschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so-
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm-
lich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andre sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige

*) Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro
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Plinivs.
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[38/0060] ihre Erhaltung zu sorgen *), in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die er- wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm- blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In- secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt. So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win- terschlaf. §. 33. Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie- ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so- genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm- lich und Einbildungskraft. §. 34. Andre sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige *) „Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus.“ Plinivs.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/60>, abgerufen am 28.03.2024.